Eduard suchte Reinhard zu besänftigen, wäh- rend die Mutter weinte. Joseph sah bald dü- ster vor sich nieder, bald blickte er verstohlen auf Jenny und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, wie es seine Art war, wenn ihn etwas unangenehm berührte. Nur der Vater blieb anscheinend ruhig, und sagte: "Zu warten, bis Sie eine bessere Stelle in unserer Gegend haben, Reinhard, dazu würde ich meiner Tochter und Ihnen auch eigentlich rathen; wenn Sie nicht überhaupt besser thä- ten, in der Stadt zu bleiben. Ich wollte schon lange darüber mit Ihnen sprechen, und rechne darauf, daß Sie morgen früh eine Stunde zu mir kommen, damit wir es ohne die Frauen überlegen."
Reinhard schickte sich an zu antworten, der alte Herr ließ es aber nicht zu.
"Das hat Zeit bis morgen, lieber Freund!"
Eduard ſuchte Reinhard zu beſänftigen, wäh- rend die Mutter weinte. Joſeph ſah bald dü- ſter vor ſich nieder, bald blickte er verſtohlen auf Jenny und trommelte mit den Fingern auf die Tiſchplatte, wie es ſeine Art war, wenn ihn etwas unangenehm berührte. Nur der Vater blieb anſcheinend ruhig, und ſagte: „Zu warten, bis Sie eine beſſere Stelle in unſerer Gegend haben, Reinhard, dazu würde ich meiner Tochter und Ihnen auch eigentlich rathen; wenn Sie nicht überhaupt beſſer thä- ten, in der Stadt zu bleiben. Ich wollte ſchon lange darüber mit Ihnen ſprechen, und rechne darauf, daß Sie morgen früh eine Stunde zu mir kommen, damit wir es ohne die Frauen überlegen.“
Reinhard ſchickte ſich an zu antworten, der alte Herr ließ es aber nicht zu.
„Das hat Zeit bis morgen, lieber Freund!“
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Eduard ſuchte Reinhard zu beſänftigen, wäh-
rend die Mutter weinte. Joſeph ſah bald dü-
ſter vor ſich nieder, bald blickte er verſtohlen
auf Jenny und trommelte mit den Fingern
auf die Tiſchplatte, wie es ſeine Art war,
wenn ihn etwas unangenehm berührte. Nur
der Vater blieb anſcheinend ruhig, und ſagte:
„Zu warten, bis Sie eine beſſere Stelle in
unſerer Gegend haben, Reinhard, dazu würde
ich meiner Tochter und Ihnen auch eigentlich
rathen; wenn Sie nicht überhaupt beſſer thä-
ten, in der Stadt zu bleiben. Ich wollte ſchon
lange darüber mit Ihnen ſprechen, und rechne
darauf, daß Sie morgen früh eine Stunde zu
mir kommen, damit wir es ohne die Frauen
überlegen.“
Reinhard ſchickte ſich an zu antworten, der
alte Herr ließ es aber nicht zu.
„Das hat Zeit bis morgen, lieber Freund!“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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