liche Selbstverleugnung Jenny dafür zu ent- schädigen.
Mit ihrem Manne oder mit Eduard davon zu sprechen, wagte sie nicht, weil sie überzeugt war, auf Tadel zu stoßen. Sie fühlte das Thörichte dieser Ansicht, denn sie war eine verständige Frau; aber immer wieder trug die Verblendung und Eitelkeit der Mutterliebe den Sieg davon. Es war und blieb ihr unange- nehm, daß man ihre Jenny nicht auch in die- ser Beziehung beneidenswerth fände, und sie beschloß, obgleich ihr das sonst niemals in den Sinn gekommen, durch einen verdoppelten Lu- xus in Allem, was Jenny umgab, der Welt zu zeigen, daß ihre Tochter in der Lage sei, eine glänzende Heirath entbehren zu können.
Dadurch aber kam die arme Jenny von dem ersten Tage an in peinliche Conflicte. Während die Mutter unaufhörlich auf ein ge- wisses Schaustellen drang, verweigerte Rein-
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liche Selbſtverleugnung Jenny dafür zu ent- ſchädigen.
Mit ihrem Manne oder mit Eduard davon zu ſprechen, wagte ſie nicht, weil ſie überzeugt war, auf Tadel zu ſtoßen. Sie fühlte das Thörichte dieſer Anſicht, denn ſie war eine verſtändige Frau; aber immer wieder trug die Verblendung und Eitelkeit der Mutterliebe den Sieg davon. Es war und blieb ihr unange- nehm, daß man ihre Jenny nicht auch in die- ſer Beziehung beneidenswerth fände, und ſie beſchloß, obgleich ihr das ſonſt niemals in den Sinn gekommen, durch einen verdoppelten Lu- xus in Allem, was Jenny umgab, der Welt zu zeigen, daß ihre Tochter in der Lage ſei, eine glänzende Heirath entbehren zu können.
Dadurch aber kam die arme Jenny von dem erſten Tage an in peinliche Conflicte. Während die Mutter unaufhörlich auf ein ge- wiſſes Schauſtellen drang, verweigerte Rein-
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liche Selbſtverleugnung Jenny dafür zu ent-
ſchädigen.
Mit ihrem Manne oder mit Eduard davon
zu ſprechen, wagte ſie nicht, weil ſie überzeugt
war, auf Tadel zu ſtoßen. Sie fühlte das
Thörichte dieſer Anſicht, denn ſie war eine
verſtändige Frau; aber immer wieder trug die
Verblendung und Eitelkeit der Mutterliebe den
Sieg davon. Es war und blieb ihr unange-
nehm, daß man ihre Jenny nicht auch in die-
ſer Beziehung beneidenswerth fände, und ſie
beſchloß, obgleich ihr das ſonſt niemals in den
Sinn gekommen, durch einen verdoppelten Lu-
xus in Allem, was Jenny umgab, der Welt
zu zeigen, daß ihre Tochter in der Lage ſei,
eine glänzende Heirath entbehren zu können.
Dadurch aber kam die arme Jenny von
dem erſten Tage an in peinliche Conflicte.
Während die Mutter unaufhörlich auf ein ge-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/285>, abgerufen am 28.11.2024.
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