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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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der Mensch hin und langweilt das arme Kind
zwei Jahre lang mit alten, unnützen Geschich-
ten, nach denen kein Hahn mehr kräht, und
hat gewiß wacker auf den gottlosen Paris ge-
schimpft, der die Helena entführte und den
braven Menelaus mit langer Nase stehen ließ.
Nun aber, ehe man sich's versieht, hat er
selbst die Schönste am Arme, geht mit ihr da-
von und läßt uns a la Menelaus zurück. Ich
glaube, auch mein Nase muß sich in diesem
kritischen Moment ein wenig verlängern, und
Steinheim's und des armen Joseph's Riech-
werkzeuge wachsen gigantisch." -- "Halt,
glückseliger Bräutigam", fuhr er fort, als
Reinhard davon gehen wollte, "so kommst Du
mir nicht los! part la Giovanolla bete ich
diese kleine Jenny an! und daß Du mich neu-
lich veranlaßt, dem Kinde Kummer zu ma-
chen, das mag Dir Gott vergeben! Und künf-
tig machst Du den Templer, wenn Jenny es"

der Menſch hin und langweilt das arme Kind
zwei Jahre lang mit alten, unnützen Geſchich-
ten, nach denen kein Hahn mehr kräht, und
hat gewiß wacker auf den gottloſen Paris ge-
ſchimpft, der die Helena entführte und den
braven Menelaus mit langer Naſe ſtehen ließ.
Nun aber, ehe man ſich's verſieht, hat er
ſelbſt die Schönſte am Arme, geht mit ihr da-
von und läßt uns à la Menelaus zurück. Ich
glaube, auch mein Naſe muß ſich in dieſem
kritiſchen Moment ein wenig verlängern, und
Steinheim's und des armen Joſeph's Riech-
werkzeuge wachſen gigantiſch.“ — „Halt,
glückſeliger Bräutigam“, fuhr er fort, als
Reinhard davon gehen wollte, „ſo kommſt Du
mir nicht los! part la Giovanolla bete ich
dieſe kleine Jenny an! und daß Du mich neu-
lich veranlaßt, dem Kinde Kummer zu ma-
chen, das mag Dir Gott vergeben! Und künf-
tig machſt Du den Templer, wenn Jenny es“

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[268/0280] der Menſch hin und langweilt das arme Kind zwei Jahre lang mit alten, unnützen Geſchich- ten, nach denen kein Hahn mehr kräht, und hat gewiß wacker auf den gottloſen Paris ge- ſchimpft, der die Helena entführte und den braven Menelaus mit langer Naſe ſtehen ließ. Nun aber, ehe man ſich's verſieht, hat er ſelbſt die Schönſte am Arme, geht mit ihr da- von und läßt uns à la Menelaus zurück. Ich glaube, auch mein Naſe muß ſich in dieſem kritiſchen Moment ein wenig verlängern, und Steinheim's und des armen Joſeph's Riech- werkzeuge wachſen gigantiſch.“ — „Halt, glückſeliger Bräutigam“, fuhr er fort, als Reinhard davon gehen wollte, „ſo kommſt Du mir nicht los! part la Giovanolla bete ich dieſe kleine Jenny an! und daß Du mich neu- lich veranlaßt, dem Kinde Kummer zu ma- chen, das mag Dir Gott vergeben! Und künf- tig machſt Du den Templer, wenn Jenny es“

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/280>, abgerufen am 24.11.2024.