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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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präsentiren. Nach Reinhard's Geschmack war
das nun freilich nicht und er sprach mit Eduard
darüber.

"Was kannst Du denn dagegen haben?"
fragte ihn dieser.

"Ich mag solch lautes Glück nicht, Liebe
bedarf nicht des Trompetentusches; wahrhaft
beglückt sie nur in der Stille, und solch ein
Gepränge ist mir überhaupt zuwider."

"Sei nicht wunderlich", bedeutete ihn
Eduard. Bis zum Sylvesterabend hast Du
Dein stilles Glück fast eine Woche genossen,
und Du mußt dann auch damit zufrieden sein,
es auf die Weise proclamiren zu lassen, die
meinem Vater zusagt."

"Was gibt es da zu proclamiren?" sagte
Reinhard verdrießlich. "Was kümmert es die
Fremden? und die Bekannten ahnen es wol
Alle, seit sie mich täglich und zu allen Stun-
den in Eurem Hause sehen. Du glaubst

präſentiren. Nach Reinhard's Geſchmack war
das nun freilich nicht und er ſprach mit Eduard
darüber.

„Was kannſt Du denn dagegen haben?“
fragte ihn dieſer.

„Ich mag ſolch lautes Glück nicht, Liebe
bedarf nicht des Trompetentuſches; wahrhaft
beglückt ſie nur in der Stille, und ſolch ein
Gepränge iſt mir überhaupt zuwider.“

„Sei nicht wunderlich“, bedeutete ihn
Eduard. Bis zum Sylveſterabend haſt Du
Dein ſtilles Glück faſt eine Woche genoſſen,
und Du mußt dann auch damit zufrieden ſein,
es auf die Weiſe proclamiren zu laſſen, die
meinem Vater zuſagt.“

„Was gibt es da zu proclamiren?“ ſagte
Reinhard verdrießlich. „Was kümmert es die
Fremden? und die Bekannten ahnen es wol
Alle, ſeit ſie mich täglich und zu allen Stun-
den in Eurem Hauſe ſehen. Du glaubſt

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[248/0260] präſentiren. Nach Reinhard's Geſchmack war das nun freilich nicht und er ſprach mit Eduard darüber. „Was kannſt Du denn dagegen haben?“ fragte ihn dieſer. „Ich mag ſolch lautes Glück nicht, Liebe bedarf nicht des Trompetentuſches; wahrhaft beglückt ſie nur in der Stille, und ſolch ein Gepränge iſt mir überhaupt zuwider.“ „Sei nicht wunderlich“, bedeutete ihn Eduard. Bis zum Sylveſterabend haſt Du Dein ſtilles Glück faſt eine Woche genoſſen, und Du mußt dann auch damit zufrieden ſein, es auf die Weiſe proclamiren zu laſſen, die meinem Vater zuſagt.“ „Was gibt es da zu proclamiren?“ ſagte Reinhard verdrießlich. „Was kümmert es die Fremden? und die Bekannten ahnen es wol Alle, ſeit ſie mich täglich und zu allen Stun- den in Eurem Hauſe ſehen. Du glaubſt

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/260>, abgerufen am 23.11.2024.