willigung zu verweigern, und doch möcht' ich es gerne, wenn ich Jenny's Zukunft recht be- denke. Zur Pfarrersfrau paßt sie einmal nicht, und wir müssen darauf denken, für Reinhard eine andere Stellung zu gewinnen." --
Als die Unterhandlungen so weit gediehen waren, nahmen sie eine leichtere, fast geschäft- liche Richtung. Man sprach davon, ob und wie man Reinhard bewegen könne, eine andere Carriere, etwa die academische zu erwählen. Eduard bezweifelte, daß sein Freund darein willigen werde. Joseph meinte, wenn Jenny ihn ernstlich darum bäte, müsse er es thun, da es im Grunde gleichviel sei, ob er selbst Pfar- rer werde oder die jungen Leute zu Geistlichen nach seinem Sinne bilde; und der Vater sagte ziemlich dictatorisch: "Für das Opfer, das ich bringe, für das Mädchen, das er bekommt, habe ich das Recht, auch von seiner Seite auf Nachgeben zu rechnen; und -- so sei es denn:
willigung zu verweigern, und doch möcht' ich es gerne, wenn ich Jenny's Zukunft recht be- denke. Zur Pfarrersfrau paßt ſie einmal nicht, und wir müſſen darauf denken, für Reinhard eine andere Stellung zu gewinnen.“ —
Als die Unterhandlungen ſo weit gediehen waren, nahmen ſie eine leichtere, faſt geſchäft- liche Richtung. Man ſprach davon, ob und wie man Reinhard bewegen könne, eine andere Carriere, etwa die academiſche zu erwählen. Eduard bezweifelte, daß ſein Freund darein willigen werde. Joſeph meinte, wenn Jenny ihn ernſtlich darum bäte, müſſe er es thun, da es im Grunde gleichviel ſei, ob er ſelbſt Pfar- rer werde oder die jungen Leute zu Geiſtlichen nach ſeinem Sinne bilde; und der Vater ſagte ziemlich dictatoriſch: „Für das Opfer, das ich bringe, für das Mädchen, das er bekommt, habe ich das Recht, auch von ſeiner Seite auf Nachgeben zu rechnen; und — ſo ſei es denn:
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willigung zu verweigern, und doch möcht' ich
es gerne, wenn ich Jenny's Zukunft recht be-
denke. Zur Pfarrersfrau paßt ſie einmal nicht,
und wir müſſen darauf denken, für Reinhard
eine andere Stellung zu gewinnen.“ —
Als die Unterhandlungen ſo weit gediehen
waren, nahmen ſie eine leichtere, faſt geſchäft-
liche Richtung. Man ſprach davon, ob und
wie man Reinhard bewegen könne, eine andere
Carriere, etwa die academiſche zu erwählen.
Eduard bezweifelte, daß ſein Freund darein
willigen werde. Joſeph meinte, wenn Jenny
ihn ernſtlich darum bäte, müſſe er es thun, da
es im Grunde gleichviel ſei, ob er ſelbſt Pfar-
rer werde oder die jungen Leute zu Geiſtlichen
nach ſeinem Sinne bilde; und der Vater ſagte
ziemlich dictatoriſch: „Für das Opfer, das ich
bringe, für das Mädchen, das er bekommt,
habe ich das Recht, auch von ſeiner Seite auf
Nachgeben zu rechnen; und — ſo ſei es denn:
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/254>, abgerufen am 23.11.2024.
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