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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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der geachtesten eines -- solch Mädchen mußte
mir Dich oder einen andern Schwiegersohn
bringen, der meinem Hause Ehre machte, dem
ich die Firma übergeben, den ich den Leuten
zeigen könnte. Ich weiß, daß meines Kindes
Glück meine erste Pflicht ist, es ist auch mein
höchstes Glück, aber ich bin nicht allein Vater,
ich bin auch Kaufmann. Auch mein Haus
ist ein Theil meines Ich's und es will mir
nicht in den Sinn, daß meine einzige Toch-
ter sich mit einem Studenten oder Candidaten
verlobe, der noch nichts ist und von dem man
nichts weiß, als daß er wegen Demagogie in
Untersuchung gewesen. Und", fügte er plötzlich
weicher hinzu, "der vielleicht in seinem Stolze
noch glaubt, ein Opfer zu bringen, mir eine
Ehre zu erzeigen, indem er ein Judenmädchen
heirathet."

Und wieder entstand eine Pause. Herr
Meier ging rasch im Zimmer umher, bis

der geachteſten eines — ſolch Mädchen mußte
mir Dich oder einen andern Schwiegerſohn
bringen, der meinem Hauſe Ehre machte, dem
ich die Firma übergeben, den ich den Leuten
zeigen könnte. Ich weiß, daß meines Kindes
Glück meine erſte Pflicht iſt, es iſt auch mein
höchſtes Glück, aber ich bin nicht allein Vater,
ich bin auch Kaufmann. Auch mein Haus
iſt ein Theil meines Ich's und es will mir
nicht in den Sinn, daß meine einzige Toch-
ter ſich mit einem Studenten oder Candidaten
verlobe, der noch nichts iſt und von dem man
nichts weiß, als daß er wegen Demagogie in
Unterſuchung geweſen. Und“, fügte er plötzlich
weicher hinzu, „der vielleicht in ſeinem Stolze
noch glaubt, ein Opfer zu bringen, mir eine
Ehre zu erzeigen, indem er ein Judenmädchen
heirathet.“

Und wieder entſtand eine Pauſe. Herr
Meier ging raſch im Zimmer umher, bis

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[240/0252] der geachteſten eines — ſolch Mädchen mußte mir Dich oder einen andern Schwiegerſohn bringen, der meinem Hauſe Ehre machte, dem ich die Firma übergeben, den ich den Leuten zeigen könnte. Ich weiß, daß meines Kindes Glück meine erſte Pflicht iſt, es iſt auch mein höchſtes Glück, aber ich bin nicht allein Vater, ich bin auch Kaufmann. Auch mein Haus iſt ein Theil meines Ich's und es will mir nicht in den Sinn, daß meine einzige Toch- ter ſich mit einem Studenten oder Candidaten verlobe, der noch nichts iſt und von dem man nichts weiß, als daß er wegen Demagogie in Unterſuchung geweſen. Und“, fügte er plötzlich weicher hinzu, „der vielleicht in ſeinem Stolze noch glaubt, ein Opfer zu bringen, mir eine Ehre zu erzeigen, indem er ein Judenmädchen heirathet.“ Und wieder entſtand eine Pauſe. Herr Meier ging raſch im Zimmer umher, bis

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/252>, abgerufen am 22.11.2024.