einer versöhnenden Erklärung hatte der flüch- tige Augenblick nicht hingereicht, den Jenny an seiner Brust gelegen: ein Glück, das er sich und der ruhigen Neigung der Geliebten allein verdanken wollte, war ihm vom Zufall unerwartet zugeworfen, in einem Augenblick, in dem er kaum in der Stimmung war, es zu empfangen oder zu wünschen. Nach der leidenschaftlichen kurzen Minute in Jenny's Ar- men schien ihm das Betragen ihrer Aeltern kalt, und obgleich er sich fortwährend wieder- holte, daß er Jenny's Liebe besitze, daß er sei- nen heißesten Wunsch erfüllt sähe, kam keine rechte Freude in seine Seele. -- Tadeln wir ihn deshalb nicht! Es genügt nicht immer, daß wir an unser Ziel gelangen; es kommt we- sentlich darauf an, wie wir es erreichen.
einer verſöhnenden Erklärung hatte der flüch- tige Augenblick nicht hingereicht, den Jenny an ſeiner Bruſt gelegen: ein Glück, das er ſich und der ruhigen Neigung der Geliebten allein verdanken wollte, war ihm vom Zufall unerwartet zugeworfen, in einem Augenblick, in dem er kaum in der Stimmung war, es zu empfangen oder zu wünſchen. Nach der leidenſchaftlichen kurzen Minute in Jenny's Ar- men ſchien ihm das Betragen ihrer Aeltern kalt, und obgleich er ſich fortwährend wieder- holte, daß er Jenny's Liebe beſitze, daß er ſei- nen heißeſten Wunſch erfüllt ſähe, kam keine rechte Freude in ſeine Seele. — Tadeln wir ihn deshalb nicht! Es genügt nicht immer, daß wir an unſer Ziel gelangen; es kommt we- ſentlich darauf an, wie wir es erreichen.
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einer verſöhnenden Erklärung hatte der flüch-
tige Augenblick nicht hingereicht, den Jenny
an ſeiner Bruſt gelegen: ein Glück, das er
ſich und der ruhigen Neigung der Geliebten
allein verdanken wollte, war ihm vom Zufall
unerwartet zugeworfen, in einem Augenblick,
in dem er kaum in der Stimmung war, es
zu empfangen oder zu wünſchen. Nach der
leidenſchaftlichen kurzen Minute in Jenny's Ar-
men ſchien ihm das Betragen ihrer Aeltern
kalt, und obgleich er ſich fortwährend wieder-
holte, daß er Jenny's Liebe beſitze, daß er ſei-
nen heißeſten Wunſch erfüllt ſähe, kam keine
rechte Freude in ſeine Seele. — Tadeln wir
ihn deshalb nicht! Es genügt nicht immer,
daß wir an unſer Ziel gelangen; es kommt we-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/243>, abgerufen am 24.11.2024.
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