nicht wahr haben, daß sie heute noch mehr dar- auf halte, als sonst, um Fräulein Horn damit zu imponiren, die man zum Frühstück erwar- tete. Eduard hatte die erste Morgenstunde dazu benutzt, mit dem Gärtner das Treibhaus zu durchwandern. Er selbst hatte die seltensten Exemplare in das rechte Licht gestellt, den Frühstückstisch unter die Orangen setzen lassen, deren Blüthen am üppigsten dufteten, und dem Gärtner aufgetragen, ein Bouquet zu arrangiren, das für diese Jahreszeit ein wahres Wunder erscheinen mußte. Dann hatte er in fast knabenhafter Fröhlichkeit mit Jenny ge- scherzt, mit ihr herumgewalzt, als eine Truppe Musikanten auf der Straße spielte, und sie zu- letzt gebeten, doch zuzusehen, daß es Fräulein Horn, die sie sehr lieb hätte und stets nach ihr frage, recht im elterlichen Hause gefallen möge. Joseph sah dem fröhlichen Treiben düster zu, und wurde wehmüthig gestimmt, als Jenny,
nicht wahr haben, daß ſie heute noch mehr dar- auf halte, als ſonſt, um Fräulein Horn damit zu imponiren, die man zum Frühſtück erwar- tete. Eduard hatte die erſte Morgenſtunde dazu benutzt, mit dem Gärtner das Treibhaus zu durchwandern. Er ſelbſt hatte die ſeltenſten Exemplare in das rechte Licht geſtellt, den Frühſtückstiſch unter die Orangen ſetzen laſſen, deren Blüthen am üppigſten dufteten, und dem Gärtner aufgetragen, ein Bouquet zu arrangiren, das für dieſe Jahreszeit ein wahres Wunder erſcheinen mußte. Dann hatte er in faſt knabenhafter Fröhlichkeit mit Jenny ge- ſcherzt, mit ihr herumgewalzt, als eine Truppe Muſikanten auf der Straße ſpielte, und ſie zu- letzt gebeten, doch zuzuſehen, daß es Fräulein Horn, die ſie ſehr lieb hätte und ſtets nach ihr frage, recht im elterlichen Hauſe gefallen möge. Joſeph ſah dem fröhlichen Treiben düſter zu, und wurde wehmüthig geſtimmt, als Jenny,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0201"n="189"/><lb/>
nicht wahr haben, daß ſie heute noch mehr dar-<lb/>
auf halte, als ſonſt, um Fräulein Horn damit<lb/>
zu imponiren, die man zum Frühſtück erwar-<lb/>
tete. Eduard hatte die erſte Morgenſtunde dazu<lb/>
benutzt, mit dem Gärtner das Treibhaus zu<lb/>
durchwandern. Er ſelbſt hatte die ſeltenſten<lb/>
Exemplare in das rechte Licht geſtellt, den<lb/>
Frühſtückstiſch unter die Orangen ſetzen laſſen,<lb/>
deren Blüthen am üppigſten dufteten, und<lb/>
dem Gärtner aufgetragen, ein Bouquet zu<lb/>
arrangiren, das für dieſe Jahreszeit ein wahres<lb/>
Wunder erſcheinen mußte. Dann hatte er in<lb/>
faſt knabenhafter Fröhlichkeit mit Jenny ge-<lb/>ſcherzt, mit ihr herumgewalzt, als eine Truppe<lb/>
Muſikanten auf der Straße ſpielte, und ſie zu-<lb/>
letzt gebeten, doch zuzuſehen, daß es Fräulein<lb/>
Horn, die ſie ſehr lieb hätte und ſtets nach ihr<lb/>
frage, recht im elterlichen Hauſe gefallen möge.<lb/>
Joſeph ſah dem fröhlichen Treiben düſter zu,<lb/>
und wurde wehmüthig geſtimmt, als Jenny,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[189/0201]
nicht wahr haben, daß ſie heute noch mehr dar-
auf halte, als ſonſt, um Fräulein Horn damit
zu imponiren, die man zum Frühſtück erwar-
tete. Eduard hatte die erſte Morgenſtunde dazu
benutzt, mit dem Gärtner das Treibhaus zu
durchwandern. Er ſelbſt hatte die ſeltenſten
Exemplare in das rechte Licht geſtellt, den
Frühſtückstiſch unter die Orangen ſetzen laſſen,
deren Blüthen am üppigſten dufteten, und
dem Gärtner aufgetragen, ein Bouquet zu
arrangiren, das für dieſe Jahreszeit ein wahres
Wunder erſcheinen mußte. Dann hatte er in
faſt knabenhafter Fröhlichkeit mit Jenny ge-
ſcherzt, mit ihr herumgewalzt, als eine Truppe
Muſikanten auf der Straße ſpielte, und ſie zu-
letzt gebeten, doch zuzuſehen, daß es Fräulein
Horn, die ſie ſehr lieb hätte und ſtets nach ihr
frage, recht im elterlichen Hauſe gefallen möge.
Joſeph ſah dem fröhlichen Treiben düſter zu,
und wurde wehmüthig geſtimmt, als Jenny,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/201>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.