edler und unschätzbarer, als die Reichthümer, die mich vorhin beunruhigten? -- Morgen noch sage ich ihr, daß ich sie liebe, und ich hoffe, Dir morgen eine Tochter zuzuführen, die wür- dig ist, einen Platz an Deinem Herzen zu fin- den! Mutter! wir werden sehr glücklich sein. Ich allein weiß, welch eine Welt von Liebe, von Großmuth in Jenny lebt, ihre Seele ent- spricht dem holden, süßen Antlitz -- und Bei- des mein! Jenny ganz mein, mein Eigen! Es ist fast zu viel Glück in dem Gedanken" -- sagte er lächelnd, und fing an, der Pfarrerin ein Bild ihres künftigen Lebens in ländlicher Stille zu entwerfen, das der armen Frau Thrä- nen entlockte, weil sie ihrem Gustav ein solches Loos wünschte, und doch zweifelte, ob es je- mals Jenny zusagen würde. Nur mit Ueber- windung wagte sie, ihrem Sohne den Vorschlag zu machen, noch ein paar Tage mit seiner Werbung zu zögern, nochmals reiflich zu über-
edler und unſchätzbarer, als die Reichthümer, die mich vorhin beunruhigten? — Morgen noch ſage ich ihr, daß ich ſie liebe, und ich hoffe, Dir morgen eine Tochter zuzuführen, die wür- dig iſt, einen Platz an Deinem Herzen zu fin- den! Mutter! wir werden ſehr glücklich ſein. Ich allein weiß, welch eine Welt von Liebe, von Großmuth in Jenny lebt, ihre Seele ent- ſpricht dem holden, ſüßen Antlitz — und Bei- des mein! Jenny ganz mein, mein Eigen! Es iſt faſt zu viel Glück in dem Gedanken“ — ſagte er lächelnd, und fing an, der Pfarrerin ein Bild ihres künftigen Lebens in ländlicher Stille zu entwerfen, das der armen Frau Thrä- nen entlockte, weil ſie ihrem Guſtav ein ſolches Loos wünſchte, und doch zweifelte, ob es je- mals Jenny zuſagen würde. Nur mit Ueber- windung wagte ſie, ihrem Sohne den Vorſchlag zu machen, noch ein paar Tage mit ſeiner Werbung zu zögern, nochmals reiflich zu über-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0199"n="187"/>
edler und unſchätzbarer, als die Reichthümer,<lb/>
die mich vorhin beunruhigten? — Morgen noch<lb/>ſage ich ihr, daß ich ſie liebe, und ich hoffe,<lb/>
Dir morgen eine Tochter zuzuführen, die wür-<lb/>
dig iſt, einen Platz an Deinem Herzen zu fin-<lb/>
den! Mutter! wir werden ſehr glücklich ſein.<lb/>
Ich allein weiß, welch eine Welt von Liebe,<lb/>
von Großmuth in Jenny lebt, ihre Seele ent-<lb/>ſpricht dem holden, ſüßen Antlitz — und Bei-<lb/>
des mein! Jenny ganz mein, mein Eigen! Es<lb/>
iſt faſt zu viel Glück in dem Gedanken“—<lb/>ſagte er lächelnd, und fing an, der Pfarrerin<lb/>
ein Bild ihres künftigen Lebens in ländlicher<lb/>
Stille zu entwerfen, das der armen Frau Thrä-<lb/>
nen entlockte, weil ſie ihrem Guſtav ein ſolches<lb/>
Loos wünſchte, und doch zweifelte, ob es je-<lb/>
mals Jenny zuſagen würde. Nur mit Ueber-<lb/>
windung wagte ſie, ihrem Sohne den Vorſchlag<lb/>
zu machen, noch ein paar Tage mit ſeiner<lb/>
Werbung zu zögern, nochmals reiflich zu über-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[187/0199]
edler und unſchätzbarer, als die Reichthümer,
die mich vorhin beunruhigten? — Morgen noch
ſage ich ihr, daß ich ſie liebe, und ich hoffe,
Dir morgen eine Tochter zuzuführen, die wür-
dig iſt, einen Platz an Deinem Herzen zu fin-
den! Mutter! wir werden ſehr glücklich ſein.
Ich allein weiß, welch eine Welt von Liebe,
von Großmuth in Jenny lebt, ihre Seele ent-
ſpricht dem holden, ſüßen Antlitz — und Bei-
des mein! Jenny ganz mein, mein Eigen! Es
iſt faſt zu viel Glück in dem Gedanken“ —
ſagte er lächelnd, und fing an, der Pfarrerin
ein Bild ihres künftigen Lebens in ländlicher
Stille zu entwerfen, das der armen Frau Thrä-
nen entlockte, weil ſie ihrem Guſtav ein ſolches
Loos wünſchte, und doch zweifelte, ob es je-
mals Jenny zuſagen würde. Nur mit Ueber-
windung wagte ſie, ihrem Sohne den Vorſchlag
zu machen, noch ein paar Tage mit ſeiner
Werbung zu zögern, nochmals reiflich zu über-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/199>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.