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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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tauchte einst plötzlich in ihr der Entschluß auf,
Reinhard's Zweifeln, die ihrer Meinung nach
nur aus dem verschiedenen Glauben entspringen
konnten, ein Ende zu machen, und zugleich dem
Geliebten einen überzeugenden Beweis ihrer
Liebe zu geben, indem sie sich von der Religion
ihrer Väter, ihrer Eltern trennte, und zum
Christenthume überträte, dessen Lehren ihr durch
Reinhard lieb geworden waren. Dieser Vor-
satz, einmal gefaßt, kam ihr nicht mehr aus
dem Sinn. Therese, der sie ihn zuerst als das
tiefste Geheimniß mittheilte, ohne jedoch die
wahren Motive anzugeben, zerfloß in Thränen
der Freude bei dem Gedanken, daß ihr Jenny
künftig auch durch den gleichen Glauben ange-
hören wolle. Sie malte mit rührender In-
brunst den Segen, der Jenny in dem Besuch
der Kirche, in dem Genusse des heiligen Abend-
mahls werden müsse; sie schilderte ihr die Ruhe,
den Himmelsfrieden, den sie nach demselben em-


tauchte einſt plötzlich in ihr der Entſchluß auf,
Reinhard's Zweifeln, die ihrer Meinung nach
nur aus dem verſchiedenen Glauben entſpringen
konnten, ein Ende zu machen, und zugleich dem
Geliebten einen überzeugenden Beweis ihrer
Liebe zu geben, indem ſie ſich von der Religion
ihrer Väter, ihrer Eltern trennte, und zum
Chriſtenthume überträte, deſſen Lehren ihr durch
Reinhard lieb geworden waren. Dieſer Vor-
ſatz, einmal gefaßt, kam ihr nicht mehr aus
dem Sinn. Thereſe, der ſie ihn zuerſt als das
tiefſte Geheimniß mittheilte, ohne jedoch die
wahren Motive anzugeben, zerfloß in Thränen
der Freude bei dem Gedanken, daß ihr Jenny
künftig auch durch den gleichen Glauben ange-
hören wolle. Sie malte mit rührender In-
brunſt den Segen, der Jenny in dem Beſuch
der Kirche, in dem Genuſſe des heiligen Abend-
mahls werden müſſe; ſie ſchilderte ihr die Ruhe,
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[159/0171] tauchte einſt plötzlich in ihr der Entſchluß auf, Reinhard's Zweifeln, die ihrer Meinung nach nur aus dem verſchiedenen Glauben entſpringen konnten, ein Ende zu machen, und zugleich dem Geliebten einen überzeugenden Beweis ihrer Liebe zu geben, indem ſie ſich von der Religion ihrer Väter, ihrer Eltern trennte, und zum Chriſtenthume überträte, deſſen Lehren ihr durch Reinhard lieb geworden waren. Dieſer Vor- ſatz, einmal gefaßt, kam ihr nicht mehr aus dem Sinn. Thereſe, der ſie ihn zuerſt als das tiefſte Geheimniß mittheilte, ohne jedoch die wahren Motive anzugeben, zerfloß in Thränen der Freude bei dem Gedanken, daß ihr Jenny künftig auch durch den gleichen Glauben ange- hören wolle. Sie malte mit rührender In- brunſt den Segen, der Jenny in dem Beſuch der Kirche, in dem Genuſſe des heiligen Abend- mahls werden müſſe; ſie ſchilderte ihr die Ruhe, den Himmelsfrieden, den ſie nach demſelben em-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/171>, abgerufen am 24.11.2024.