Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

werde künftig dem Hause ihrer Eltern sich nicht
gänzlich entziehen. In Folge dessen konnte die
Commerzienräthin es füglich nicht vermeiden,
eine ähnliche Einladung an ihn ergehen zu
lassen, welche Eduard, trotz aller gefaßten
Entschlüsse, trotz seiner Grundsätze, sehr glück-
lich machte. Klaget ihn nicht der Schwäche
an, wenn ihr jemals geliebt habt, und erinnert
euch, wie eure Vorsätze zu Grunde gingen,
wenn in der Trennungsstunde die Geliebte bit-
tend vor euch stand! Fragt euch, ob die Sehn-
sucht nach der Gegenwart der Geliebten nicht
stärker war, als jeder Entschluß, den die Ver-
nunft euch vorgezeichnet hatte!

Nachdem Eduard eine förmliche Einladung
zu einem Diner im Hause der Commerzien-
räthin erhalten hatte, bei dem er mit vielen der
angesehensten Männer der Stadt zusammenge-
kommen war, die ihn kannten und hochschätzten,
nachdem die stolze Wirthin es einmal über-

werde künftig dem Hauſe ihrer Eltern ſich nicht
gänzlich entziehen. In Folge deſſen konnte die
Commerzienräthin es füglich nicht vermeiden,
eine ähnliche Einladung an ihn ergehen zu
laſſen, welche Eduard, trotz aller gefaßten
Entſchlüſſe, trotz ſeiner Grundſätze, ſehr glück-
lich machte. Klaget ihn nicht der Schwäche
an, wenn ihr jemals geliebt habt, und erinnert
euch, wie eure Vorſätze zu Grunde gingen,
wenn in der Trennungsſtunde die Geliebte bit-
tend vor euch ſtand! Fragt euch, ob die Sehn-
ſucht nach der Gegenwart der Geliebten nicht
ſtärker war, als jeder Entſchluß, den die Ver-
nunft euch vorgezeichnet hatte!

Nachdem Eduard eine förmliche Einladung
zu einem Diner im Hauſe der Commerzien-
räthin erhalten hatte, bei dem er mit vielen der
angeſehenſten Männer der Stadt zuſammenge-
kommen war, die ihn kannten und hochſchätzten,
nachdem die ſtolze Wirthin es einmal über-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0164" n="152"/>
werde künftig dem Hau&#x017F;e ihrer Eltern &#x017F;ich nicht<lb/>
gänzlich entziehen. In Folge de&#x017F;&#x017F;en konnte die<lb/>
Commerzienräthin es füglich nicht vermeiden,<lb/>
eine ähnliche Einladung an ihn ergehen zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, welche Eduard, trotz aller gefaßten<lb/>
Ent&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e, trotz &#x017F;einer Grund&#x017F;ätze, &#x017F;ehr glück-<lb/>
lich machte. Klaget ihn nicht der Schwäche<lb/>
an, wenn ihr jemals geliebt habt, und erinnert<lb/>
euch, wie eure Vor&#x017F;ätze zu Grunde gingen,<lb/>
wenn in der Trennungs&#x017F;tunde die Geliebte bit-<lb/>
tend vor euch &#x017F;tand! Fragt euch, ob die Sehn-<lb/>
&#x017F;ucht nach der Gegenwart der Geliebten nicht<lb/>
&#x017F;tärker war, als jeder Ent&#x017F;chluß, den die Ver-<lb/>
nunft euch vorgezeichnet hatte!</p><lb/>
        <p>Nachdem Eduard eine förmliche Einladung<lb/>
zu einem Diner im Hau&#x017F;e der Commerzien-<lb/>
räthin erhalten hatte, bei dem er mit vielen der<lb/>
ange&#x017F;ehen&#x017F;ten Männer der Stadt zu&#x017F;ammenge-<lb/>
kommen war, die ihn kannten und hoch&#x017F;chätzten,<lb/>
nachdem die &#x017F;tolze Wirthin es einmal über-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0164] werde künftig dem Hauſe ihrer Eltern ſich nicht gänzlich entziehen. In Folge deſſen konnte die Commerzienräthin es füglich nicht vermeiden, eine ähnliche Einladung an ihn ergehen zu laſſen, welche Eduard, trotz aller gefaßten Entſchlüſſe, trotz ſeiner Grundſätze, ſehr glück- lich machte. Klaget ihn nicht der Schwäche an, wenn ihr jemals geliebt habt, und erinnert euch, wie eure Vorſätze zu Grunde gingen, wenn in der Trennungsſtunde die Geliebte bit- tend vor euch ſtand! Fragt euch, ob die Sehn- ſucht nach der Gegenwart der Geliebten nicht ſtärker war, als jeder Entſchluß, den die Ver- nunft euch vorgezeichnet hatte! Nachdem Eduard eine förmliche Einladung zu einem Diner im Hauſe der Commerzien- räthin erhalten hatte, bei dem er mit vielen der angeſehenſten Männer der Stadt zuſammenge- kommen war, die ihn kannten und hochſchätzten, nachdem die ſtolze Wirthin es einmal über-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/164
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/164>, abgerufen am 26.12.2024.