hatte sich, fortgerissen von andern Männern und einem sinnlichen Temperamente, einer Le- bensart überlassen, welche seiner Frau gerechten Grund zur Klage bot, und als einige Jahre später Clara geboren wurde, fehlte schon an der Wiege des Kindes das selige Lächeln beglückter Eltern.
Ferdinand war das einzige Wesen, das die Mutter liebte. Ihm wurde, sobald er nur im Stande war, seinen Willen zu äußern, jeder Wunsch erfüllt; und ebenso schwach und nach- sichtig gegen den Sohn, als streng gegen alle Andere hatte die Commerzienräthin den jungen Mann zu dem weichlichen, kalten und hochmü- thigen Stutzer erzogen, als welchen wir ihn am Anfang dieser Erzählung zuerst erblickten. -- Um die liebliche Clara hatte die Mutter sich wenig gekümmert. Die Kleine war früh einer Gouvernante übergeben worden, die glücklicher Weise ganz dazu geschaffen war, die Seele des
hatte ſich, fortgeriſſen von andern Männern und einem ſinnlichen Temperamente, einer Le- bensart überlaſſen, welche ſeiner Frau gerechten Grund zur Klage bot, und als einige Jahre ſpäter Clara geboren wurde, fehlte ſchon an der Wiege des Kindes das ſelige Lächeln beglückter Eltern.
Ferdinand war das einzige Weſen, das die Mutter liebte. Ihm wurde, ſobald er nur im Stande war, ſeinen Willen zu äußern, jeder Wunſch erfüllt; und ebenſo ſchwach und nach- ſichtig gegen den Sohn, als ſtreng gegen alle Andere hatte die Commerzienräthin den jungen Mann zu dem weichlichen, kalten und hochmü- thigen Stutzer erzogen, als welchen wir ihn am Anfang dieſer Erzählung zuerſt erblickten. — Um die liebliche Clara hatte die Mutter ſich wenig gekümmert. Die Kleine war früh einer Gouvernante übergeben worden, die glücklicher Weiſe ganz dazu geſchaffen war, die Seele des
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hatte ſich, fortgeriſſen von andern Männern
und einem ſinnlichen Temperamente, einer Le-
bensart überlaſſen, welche ſeiner Frau gerechten
Grund zur Klage bot, und als einige Jahre
ſpäter Clara geboren wurde, fehlte ſchon an der
Wiege des Kindes das ſelige Lächeln beglückter
Eltern.
Ferdinand war das einzige Weſen, das die
Mutter liebte. Ihm wurde, ſobald er nur im
Stande war, ſeinen Willen zu äußern, jeder
Wunſch erfüllt; und ebenſo ſchwach und nach-
ſichtig gegen den Sohn, als ſtreng gegen alle
Andere hatte die Commerzienräthin den jungen
Mann zu dem weichlichen, kalten und hochmü-
thigen Stutzer erzogen, als welchen wir ihn am
Anfang dieſer Erzählung zuerſt erblickten. —
Um die liebliche Clara hatte die Mutter ſich
wenig gekümmert. Die Kleine war früh einer
Gouvernante übergeben worden, die glücklicher
Weiſe ganz dazu geſchaffen war, die Seele des
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/126>, abgerufen am 25.11.2024.
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