Frauen und der Gesellschaft überhaupt, Gott sei Dank! ein ganz anderer. Deshalb scheint mir, Du übertreibest den Nachtheil, den Theater und dergleichen auf junge Gemüther ausübt, und wir Deutschen können unsern Töchtern ruhig diese Genüsse gewähren."
"Im Gegentheil, liebe Mutter! weil bei uns der Mann sein Haus noch für den Tempel seines schönsten Glückes, die geliebte Frau für die Hohepriesterin desselben hält, weil er Ruhm, Ehre und Alles, was er ist und erwirbt, diesem Tempel und seiner Priesterin darbringt, weil sein Hoffen und Fürchten in diesen Kreis ge- bannt ist, und er immer wieder dahin zurück- kehrt, wenn das Leben mit seinen gebieterischen Forderungen ihn frei läßt; darum haben wir deutschen Männer ein Recht, zu verlangen, daß auch kein unreiner Hauch die Seele eines Mäd- chens berühre, der so viel geopfert wird."
"Und wie hoch, wie heilig ist uns das
Frauen und der Geſellſchaft überhaupt, Gott ſei Dank! ein ganz anderer. Deshalb ſcheint mir, Du übertreibeſt den Nachtheil, den Theater und dergleichen auf junge Gemüther ausübt, und wir Deutſchen können unſern Töchtern ruhig dieſe Genüſſe gewähren.“
„Im Gegentheil, liebe Mutter! weil bei uns der Mann ſein Haus noch für den Tempel ſeines ſchönſten Glückes, die geliebte Frau für die Hoheprieſterin deſſelben hält, weil er Ruhm, Ehre und Alles, was er iſt und erwirbt, dieſem Tempel und ſeiner Prieſterin darbringt, weil ſein Hoffen und Fürchten in dieſen Kreis ge- bannt iſt, und er immer wieder dahin zurück- kehrt, wenn das Leben mit ſeinen gebieteriſchen Forderungen ihn frei läßt; darum haben wir deutſchen Männer ein Recht, zu verlangen, daß auch kein unreiner Hauch die Seele eines Mäd- chens berühre, der ſo viel geopfert wird.“
„Und wie hoch, wie heilig iſt uns das
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Frauen und der Geſellſchaft überhaupt, Gott
ſei Dank! ein ganz anderer. Deshalb ſcheint
mir, Du übertreibeſt den Nachtheil, den Theater
und dergleichen auf junge Gemüther ausübt,
und wir Deutſchen können unſern Töchtern
ruhig dieſe Genüſſe gewähren.“
„Im Gegentheil, liebe Mutter! weil bei
uns der Mann ſein Haus noch für den Tempel
ſeines ſchönſten Glückes, die geliebte Frau für
die Hoheprieſterin deſſelben hält, weil er Ruhm,
Ehre und Alles, was er iſt und erwirbt, dieſem
Tempel und ſeiner Prieſterin darbringt, weil
ſein Hoffen und Fürchten in dieſen Kreis ge-
bannt iſt, und er immer wieder dahin zurück-
kehrt, wenn das Leben mit ſeinen gebieteriſchen
Forderungen ihn frei läßt; darum haben wir
deutſchen Männer ein Recht, zu verlangen, daß
auch kein unreiner Hauch die Seele eines Mäd-
chens berühre, der ſo viel geopfert wird.“
„Und wie hoch, wie heilig iſt uns das
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/108>, abgerufen am 25.11.2024.
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