Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Gegensätze sind oft furchtbar grell, daß man davor erschrickt. Hungernde, frierende Kinder vor den hellerleuchteten Speisehäusern; sind noch nicht das Schlimmste! Da ist es denn nicht genug zu würdigen, daß vielfachem Hunger durch die außerordentliche Energie der Frau Lina Morgenstern in einer höchst wirksamen Weise mittelst der "Berliner Volksküchen von 1866" entgegen gearbeitet wird. Frau Morgenstern hat die Geschichte der Entstehung dieser Küchen und die Grundsätze, nach denen sie verwaltet werden, in einfacher und klarer Weise in der Broschüre "Die Berliner Volksküchen" dargestellt, die es in hohem Grade verdient, von allen denen gelesen zu werden, welchen es um wirkliche sociale Verbesserungen Ernst ist. "Ende Mai 1866, als der Krieg bereits vor der Thüre stand, als Handel und Gewerbe schon darnieder lagen," wurde der Plan zur Eröffnung der Volksküchen von der hülfreichen Frau gefaßt; verschiedene warmherzige Männer und Frauen boten die Hand zu dem Unternehmen, man brachte fünftehalbtausend Thaler zusammen, der Fabrikant Jaques Meyer, der bei keinem gemeinnützigen Unternehmen fehlt, errichtete auf seinem Grundstücke in der Köpnickerstraße ein Gebäude zur Volksküche, das er dem Verein überließ und deren Verwaltung er selber übernahm; der Fabrikant Heckmann schenkte sechs kupferne Kessel, jeden zu hundert Quart; und da in diesem Augenblicke, noch ehe der Bau der ersten Küche vollendet war, die Cholera sich in ungewöhnlicher Schnelle Gegensätze sind oft furchtbar grell, daß man davor erschrickt. Hungernde, frierende Kinder vor den hellerleuchteten Speisehäusern; sind noch nicht das Schlimmste! Da ist es denn nicht genug zu würdigen, daß vielfachem Hunger durch die außerordentliche Energie der Frau Lina Morgenstern in einer höchst wirksamen Weise mittelst der »Berliner Volksküchen von 1866« entgegen gearbeitet wird. Frau Morgenstern hat die Geschichte der Entstehung dieser Küchen und die Grundsätze, nach denen sie verwaltet werden, in einfacher und klarer Weise in der Broschüre »Die Berliner Volksküchen« dargestellt, die es in hohem Grade verdient, von allen denen gelesen zu werden, welchen es um wirkliche sociale Verbesserungen Ernst ist. »Ende Mai 1866, als der Krieg bereits vor der Thüre stand, als Handel und Gewerbe schon darnieder lagen,« wurde der Plan zur Eröffnung der Volksküchen von der hülfreichen Frau gefaßt; verschiedene warmherzige Männer und Frauen boten die Hand zu dem Unternehmen, man brachte fünftehalbtausend Thaler zusammen, der Fabrikant Jaques Meyer, der bei keinem gemeinnützigen Unternehmen fehlt, errichtete auf seinem Grundstücke in der Köpnickerstraße ein Gebäude zur Volksküche, das er dem Verein überließ und deren Verwaltung er selber übernahm; der Fabrikant Heckmann schenkte sechs kupferne Kessel, jeden zu hundert Quart; und da in diesem Augenblicke, noch ehe der Bau der ersten Küche vollendet war, die Cholera sich in ungewöhnlicher Schnelle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="79"/> Gegensätze sind oft furchtbar grell, daß man davor erschrickt. Hungernde, frierende Kinder vor den hellerleuchteten Speisehäusern; sind noch nicht das Schlimmste!</p> <p>Da ist es denn nicht genug zu würdigen, daß vielfachem Hunger durch die außerordentliche Energie der Frau Lina Morgenstern in einer höchst wirksamen Weise mittelst der »Berliner Volksküchen von 1866« entgegen gearbeitet wird. Frau Morgenstern hat die Geschichte der Entstehung dieser Küchen und die Grundsätze, nach denen sie verwaltet werden, in einfacher und klarer Weise in der Broschüre »Die Berliner Volksküchen« dargestellt, die es in hohem Grade verdient, von allen denen gelesen zu werden, welchen es um wirkliche sociale Verbesserungen Ernst ist. »Ende Mai 1866, als der Krieg bereits vor der Thüre stand, als Handel und Gewerbe schon darnieder lagen,« wurde der Plan zur Eröffnung der Volksküchen von der hülfreichen Frau gefaßt; verschiedene warmherzige Männer und Frauen boten die Hand zu dem Unternehmen, man brachte fünftehalbtausend Thaler zusammen, der Fabrikant Jaques Meyer, der bei keinem gemeinnützigen Unternehmen fehlt, errichtete auf seinem Grundstücke in der Köpnickerstraße ein Gebäude zur Volksküche, das er dem Verein überließ und deren Verwaltung er selber übernahm; der Fabrikant Heckmann schenkte sechs kupferne Kessel, jeden zu hundert Quart; und da in diesem Augenblicke, noch ehe der Bau der ersten Küche vollendet war, die Cholera sich in ungewöhnlicher Schnelle </p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0089]
Gegensätze sind oft furchtbar grell, daß man davor erschrickt. Hungernde, frierende Kinder vor den hellerleuchteten Speisehäusern; sind noch nicht das Schlimmste!
Da ist es denn nicht genug zu würdigen, daß vielfachem Hunger durch die außerordentliche Energie der Frau Lina Morgenstern in einer höchst wirksamen Weise mittelst der »Berliner Volksküchen von 1866« entgegen gearbeitet wird. Frau Morgenstern hat die Geschichte der Entstehung dieser Küchen und die Grundsätze, nach denen sie verwaltet werden, in einfacher und klarer Weise in der Broschüre »Die Berliner Volksküchen« dargestellt, die es in hohem Grade verdient, von allen denen gelesen zu werden, welchen es um wirkliche sociale Verbesserungen Ernst ist. »Ende Mai 1866, als der Krieg bereits vor der Thüre stand, als Handel und Gewerbe schon darnieder lagen,« wurde der Plan zur Eröffnung der Volksküchen von der hülfreichen Frau gefaßt; verschiedene warmherzige Männer und Frauen boten die Hand zu dem Unternehmen, man brachte fünftehalbtausend Thaler zusammen, der Fabrikant Jaques Meyer, der bei keinem gemeinnützigen Unternehmen fehlt, errichtete auf seinem Grundstücke in der Köpnickerstraße ein Gebäude zur Volksküche, das er dem Verein überließ und deren Verwaltung er selber übernahm; der Fabrikant Heckmann schenkte sechs kupferne Kessel, jeden zu hundert Quart; und da in diesem Augenblicke, noch ehe der Bau der ersten Küche vollendet war, die Cholera sich in ungewöhnlicher Schnelle
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