Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.zu sehen war, Vorrichtungen für Bäder und Kleider-Desinfection eingerichtet werden müssen. Es ist nur zu wünschen, daß dies gute Unternehmen Theilnahme und damit Hülfe findet, denn das Asyl kann in Hunderten von Fällen zu einer wahrhaften Lebensrettung in körperlicher wie in moralischer Beziehung werden. Es ist auch eine sehr gute Einrichtung, daß man die sämmtlichen Mitglieder des Vereins, und man wird Mitglied schon durch den bescheidenen Jahresbeitrag von fünfzehn Silbergroschen, so weit ihre Zeit und ihre Kräfte es gestatten, der Reihe nach zu einer Nachtwache in dem Asyle heranziehen will; denn ein Mal im Jahre das wirkliche Elend in seiner harten Unerbittlichkeit vor Augen zu haben, ist uns Allen in der Regel heilsam, wie es überhaupt höchst wichtig ist, daß die Menschen aus den verschiedenen Lebensbereichen in möglichst anspruchsloser Weise mit einander in Berührung gebracht werden, und wichtig vor allen Dingen für diejenigen, die es gewohnt sind, ihr Auge von dem Elende ihrer Mitmenschen abzuwenden und sich mit der Geldgabe, die ihnen oft nicht schwer fällt, von dem Anblick, ja, von dem Gedanken an die Noth und an das Unglück frei zu kaufen, das nur zu oft die Unterlage des Gebäudes ist, in welchem sie sich die Tempel ihres Genusses errichten. Wie viele menschliche Existenzen eine große Stadt alljährig unter ihre Füße tritt, das ist sicherlich schwer zu berechnen -- aber die Zahl muß groß, sehr groß sein -- und die zu sehen war, Vorrichtungen für Bäder und Kleider-Desinfection eingerichtet werden müssen. Es ist nur zu wünschen, daß dies gute Unternehmen Theilnahme und damit Hülfe findet, denn das Asyl kann in Hunderten von Fällen zu einer wahrhaften Lebensrettung in körperlicher wie in moralischer Beziehung werden. Es ist auch eine sehr gute Einrichtung, daß man die sämmtlichen Mitglieder des Vereins, und man wird Mitglied schon durch den bescheidenen Jahresbeitrag von fünfzehn Silbergroschen, so weit ihre Zeit und ihre Kräfte es gestatten, der Reihe nach zu einer Nachtwache in dem Asyle heranziehen will; denn ein Mal im Jahre das wirkliche Elend in seiner harten Unerbittlichkeit vor Augen zu haben, ist uns Allen in der Regel heilsam, wie es überhaupt höchst wichtig ist, daß die Menschen aus den verschiedenen Lebensbereichen in möglichst anspruchsloser Weise mit einander in Berührung gebracht werden, und wichtig vor allen Dingen für diejenigen, die es gewohnt sind, ihr Auge von dem Elende ihrer Mitmenschen abzuwenden und sich mit der Geldgabe, die ihnen oft nicht schwer fällt, von dem Anblick, ja, von dem Gedanken an die Noth und an das Unglück frei zu kaufen, das nur zu oft die Unterlage des Gebäudes ist, in welchem sie sich die Tempel ihres Genusses errichten. Wie viele menschliche Existenzen eine große Stadt alljährig unter ihre Füße tritt, das ist sicherlich schwer zu berechnen — aber die Zahl muß groß, sehr groß sein — und die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0088" n="78"/> zu sehen war, Vorrichtungen für Bäder und Kleider-Desinfection eingerichtet werden müssen. Es ist nur zu wünschen, daß dies gute Unternehmen Theilnahme und damit Hülfe findet, denn das Asyl kann in Hunderten von Fällen zu einer wahrhaften Lebensrettung in körperlicher wie in moralischer Beziehung werden. Es ist auch eine sehr gute Einrichtung, daß man die sämmtlichen Mitglieder des Vereins, und man wird Mitglied schon durch den bescheidenen Jahresbeitrag von fünfzehn Silbergroschen, so weit ihre Zeit und ihre Kräfte es gestatten, der Reihe nach zu einer Nachtwache in dem Asyle heranziehen will; denn ein Mal im Jahre das wirkliche Elend in seiner harten Unerbittlichkeit vor Augen zu haben, ist uns Allen in der Regel heilsam, wie es überhaupt höchst wichtig ist, daß die Menschen aus den verschiedenen Lebensbereichen in möglichst anspruchsloser Weise mit einander in Berührung gebracht werden, und wichtig vor allen Dingen für diejenigen, die es gewohnt sind, ihr Auge von dem Elende ihrer Mitmenschen abzuwenden und sich mit der Geldgabe, die ihnen oft nicht schwer fällt, von dem Anblick, ja, von dem Gedanken an die Noth und an das Unglück frei zu kaufen, das nur zu oft die Unterlage des Gebäudes ist, in welchem sie sich die Tempel ihres Genusses errichten. Wie viele menschliche Existenzen eine große Stadt alljährig unter ihre Füße tritt, das ist sicherlich schwer zu berechnen — aber die Zahl muß groß, sehr groß sein — und die </p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0088]
zu sehen war, Vorrichtungen für Bäder und Kleider-Desinfection eingerichtet werden müssen. Es ist nur zu wünschen, daß dies gute Unternehmen Theilnahme und damit Hülfe findet, denn das Asyl kann in Hunderten von Fällen zu einer wahrhaften Lebensrettung in körperlicher wie in moralischer Beziehung werden. Es ist auch eine sehr gute Einrichtung, daß man die sämmtlichen Mitglieder des Vereins, und man wird Mitglied schon durch den bescheidenen Jahresbeitrag von fünfzehn Silbergroschen, so weit ihre Zeit und ihre Kräfte es gestatten, der Reihe nach zu einer Nachtwache in dem Asyle heranziehen will; denn ein Mal im Jahre das wirkliche Elend in seiner harten Unerbittlichkeit vor Augen zu haben, ist uns Allen in der Regel heilsam, wie es überhaupt höchst wichtig ist, daß die Menschen aus den verschiedenen Lebensbereichen in möglichst anspruchsloser Weise mit einander in Berührung gebracht werden, und wichtig vor allen Dingen für diejenigen, die es gewohnt sind, ihr Auge von dem Elende ihrer Mitmenschen abzuwenden und sich mit der Geldgabe, die ihnen oft nicht schwer fällt, von dem Anblick, ja, von dem Gedanken an die Noth und an das Unglück frei zu kaufen, das nur zu oft die Unterlage des Gebäudes ist, in welchem sie sich die Tempel ihres Genusses errichten. Wie viele menschliche Existenzen eine große Stadt alljährig unter ihre Füße tritt, das ist sicherlich schwer zu berechnen — aber die Zahl muß groß, sehr groß sein — und die
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/88>, abgerufen am 23.07.2024. |