Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Gegen das Victoria-Lyceum ist gar nichts einzuwenden. Frl. Archer, die es zu Stande gebracht hat, ist eine verständige, Deutsch sprechende und sehr unterrichtete Engländerin, die Schwester eines recht tüchtigen Malers, die seit Jahren hier in Berlin als Lehrerin der englischen Sprache lebt und auch die Kinder des kronprinzlichen Paares im Englischen unterrichtet. Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin wohnte denn auch der Eröffnung des Institutes bei. Die Herren, welche das Comite oder das Protectorat desselben bilden und eine beträchtliche Anzahl von Frauen und Männern aus den gebildeten Ständen waren ebenfalls dort; es wurde eine schickliche Eröffnungsrede gehalten, und statt der fünfzig, sechszig Theilnehmerinnen, auf die man im Ganzen sich für die verschiedenen Curse Rechnung gemacht hatte, ließen sich gleich Anfangs mehr als die doppelte Zahl als Zuhörerinnen einschreiben. Jeder Cursus -- man lehrt Geschichte, Geographie, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte der verschiedenen lebenden Sprachen u.s.w. -- ist auf sechszehn Stunden angelegt und wird mit drei Thalern bezahlt. Unter den Zuhörern befinden sich Frauen aller Lebensalter: Matronen, junge Frauen und Mädchen. Fragt man sich nun, was dieses Lyceum, dessen Lehrgegenstände man, wie Frl. Archer mir sagte, wenn es gefordert wird, zu vermehren und dessen Lectionszahl man eben so nach Bedürfniß für jede Wissenschaft auszudehnen Gegen das Victoria-Lyceum ist gar nichts einzuwenden. Frl. Archer, die es zu Stande gebracht hat, ist eine verständige, Deutsch sprechende und sehr unterrichtete Engländerin, die Schwester eines recht tüchtigen Malers, die seit Jahren hier in Berlin als Lehrerin der englischen Sprache lebt und auch die Kinder des kronprinzlichen Paares im Englischen unterrichtet. Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin wohnte denn auch der Eröffnung des Institutes bei. Die Herren, welche das Comité oder das Protectorat desselben bilden und eine beträchtliche Anzahl von Frauen und Männern aus den gebildeten Ständen waren ebenfalls dort; es wurde eine schickliche Eröffnungsrede gehalten, und statt der fünfzig, sechszig Theilnehmerinnen, auf die man im Ganzen sich für die verschiedenen Curse Rechnung gemacht hatte, ließen sich gleich Anfangs mehr als die doppelte Zahl als Zuhörerinnen einschreiben. Jeder Cursus — man lehrt Geschichte, Geographie, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte der verschiedenen lebenden Sprachen u.s.w. — ist auf sechszehn Stunden angelegt und wird mit drei Thalern bezahlt. Unter den Zuhörern befinden sich Frauen aller Lebensalter: Matronen, junge Frauen und Mädchen. Fragt man sich nun, was dieses Lyceum, dessen Lehrgegenstände man, wie Frl. Archer mir sagte, wenn es gefordert wird, zu vermehren und dessen Lectionszahl man eben so nach Bedürfniß für jede Wissenschaft auszudehnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="63"/> Gegen das Victoria-Lyceum ist gar nichts einzuwenden. Frl. Archer, die es zu Stande gebracht hat, ist eine verständige, Deutsch sprechende und sehr unterrichtete Engländerin, die Schwester eines recht tüchtigen Malers, die seit Jahren hier in Berlin als Lehrerin der englischen Sprache lebt und auch die Kinder des kronprinzlichen Paares im Englischen unterrichtet.</p> <p>Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin wohnte denn auch der Eröffnung des Institutes bei. Die Herren, welche das Comité oder das Protectorat desselben bilden und eine beträchtliche Anzahl von Frauen und Männern aus den gebildeten Ständen waren ebenfalls dort; es wurde eine schickliche Eröffnungsrede gehalten, und statt der fünfzig, sechszig Theilnehmerinnen, auf die man im Ganzen sich für die verschiedenen Curse Rechnung gemacht hatte, ließen sich gleich Anfangs mehr als die doppelte Zahl als Zuhörerinnen einschreiben. Jeder Cursus — man lehrt Geschichte, Geographie, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte der verschiedenen lebenden Sprachen u.s.w. — ist auf sechszehn Stunden angelegt und wird mit drei Thalern bezahlt. Unter den Zuhörern befinden sich Frauen aller Lebensalter: Matronen, junge Frauen und Mädchen.</p> <p>Fragt man sich nun, was dieses Lyceum, dessen Lehrgegenstände man, wie Frl. Archer mir sagte, wenn es gefordert wird, zu vermehren und dessen Lectionszahl man eben so nach Bedürfniß für jede Wissenschaft auszudehnen </p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
Gegen das Victoria-Lyceum ist gar nichts einzuwenden. Frl. Archer, die es zu Stande gebracht hat, ist eine verständige, Deutsch sprechende und sehr unterrichtete Engländerin, die Schwester eines recht tüchtigen Malers, die seit Jahren hier in Berlin als Lehrerin der englischen Sprache lebt und auch die Kinder des kronprinzlichen Paares im Englischen unterrichtet.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin wohnte denn auch der Eröffnung des Institutes bei. Die Herren, welche das Comité oder das Protectorat desselben bilden und eine beträchtliche Anzahl von Frauen und Männern aus den gebildeten Ständen waren ebenfalls dort; es wurde eine schickliche Eröffnungsrede gehalten, und statt der fünfzig, sechszig Theilnehmerinnen, auf die man im Ganzen sich für die verschiedenen Curse Rechnung gemacht hatte, ließen sich gleich Anfangs mehr als die doppelte Zahl als Zuhörerinnen einschreiben. Jeder Cursus — man lehrt Geschichte, Geographie, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte der verschiedenen lebenden Sprachen u.s.w. — ist auf sechszehn Stunden angelegt und wird mit drei Thalern bezahlt. Unter den Zuhörern befinden sich Frauen aller Lebensalter: Matronen, junge Frauen und Mädchen.
Fragt man sich nun, was dieses Lyceum, dessen Lehrgegenstände man, wie Frl. Archer mir sagte, wenn es gefordert wird, zu vermehren und dessen Lectionszahl man eben so nach Bedürfniß für jede Wissenschaft auszudehnen
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