Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.darbiete, und erfuhren bei der Gelegenheit, daß Frau Somerville sich eben damals dauernd in Neapel niedergelassen habe, um den Abend ihres Lebens mit ihren Töchtern, die noch bei ihr lebten, in dem Süden von Italien zuzubringen. Wir dachten zu ihr zu gehen, sie zu fragen, ob sie sich unserer erinnere, -- indeß es kam nicht dazu, denn wir mußten aus Gesundheits-Rücksichten schnell von Neapel fort -- und ich habe Frau Somerville nicht mehr gesehen. Außer ihr waren noch Frau Ottilie v. Goethe, Adele Schopenhauer, die Sängerin Adelaide Kemble, damals schon von der Bühne abgetreten und mit einem Herrn Sartoris verheirathet, und ihre schöne Schwester Fanny Kemble-Buttler, die als Vorleserin berühmt war und in Newyork ein Journal redigirte, häufig in dem vorhin erwähnten Salon; und die Malerin Elisabeth Jerichow-Baumann und ich waren die beiden Jüngsten unter dem verhältnißmäßig sehr beträchtlichen Contingent, welches die damalige Fremdengesellschaft in Rom als Beweis für die Entwicklungsfähigkeit des weiblichen Geschlechtes aufzustellen vermochte. Frau Somerville war ein gelehrter Astronom und Geologe, Frau Mertens Archäologe, Adele Schopenhauer hatte sich als Dichter versucht, war vollendete Meisterin im Vorlesen und Künstlerin im Ausschneiden und Zeichnen von Arabesken. Adelaide Kemble componirte Lieder und war als Bühnensängerin ein Stern erster Größe gewesen; Fanny's Talente habe ich erwähnt; darbiete, und erfuhren bei der Gelegenheit, daß Frau Somerville sich eben damals dauernd in Neapel niedergelassen habe, um den Abend ihres Lebens mit ihren Töchtern, die noch bei ihr lebten, in dem Süden von Italien zuzubringen. Wir dachten zu ihr zu gehen, sie zu fragen, ob sie sich unserer erinnere, — indeß es kam nicht dazu, denn wir mußten aus Gesundheits-Rücksichten schnell von Neapel fort — und ich habe Frau Somerville nicht mehr gesehen. Außer ihr waren noch Frau Ottilie v. Goethe, Adele Schopenhauer, die Sängerin Adelaide Kemble, damals schon von der Bühne abgetreten und mit einem Herrn Sartoris verheirathet, und ihre schöne Schwester Fanny Kemble-Buttler, die als Vorleserin berühmt war und in Newyork ein Journal redigirte, häufig in dem vorhin erwähnten Salon; und die Malerin Elisabeth Jerichow-Baumann und ich waren die beiden Jüngsten unter dem verhältnißmäßig sehr beträchtlichen Contingent, welches die damalige Fremdengesellschaft in Rom als Beweis für die Entwicklungsfähigkeit des weiblichen Geschlechtes aufzustellen vermochte. Frau Somerville war ein gelehrter Astronom und Geologe, Frau Mertens Archäologe, Adele Schopenhauer hatte sich als Dichter versucht, war vollendete Meisterin im Vorlesen und Künstlerin im Ausschneiden und Zeichnen von Arabesken. Adelaide Kemble componirte Lieder und war als Bühnensängerin ein Stern erster Größe gewesen; Fanny's Talente habe ich erwähnt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="61"/> darbiete, und erfuhren bei der Gelegenheit, daß Frau Somerville sich eben damals dauernd in Neapel niedergelassen habe, um den Abend ihres Lebens mit ihren Töchtern, die noch bei ihr lebten, in dem Süden von Italien zuzubringen. Wir dachten zu ihr zu gehen, sie zu fragen, ob sie sich unserer erinnere, — indeß es kam nicht dazu, denn wir mußten aus Gesundheits-Rücksichten schnell von Neapel fort — und ich habe Frau Somerville nicht mehr gesehen.</p> <p>Außer ihr waren noch Frau Ottilie v. Goethe, Adele Schopenhauer, die Sängerin Adelaide Kemble, damals schon von der Bühne abgetreten und mit einem Herrn Sartoris verheirathet, und ihre schöne Schwester Fanny Kemble-Buttler, die als Vorleserin berühmt war und in Newyork ein Journal redigirte, häufig in dem vorhin erwähnten Salon; und die Malerin Elisabeth Jerichow-Baumann und ich waren die beiden Jüngsten unter dem verhältnißmäßig sehr beträchtlichen Contingent, welches die damalige Fremdengesellschaft in Rom als Beweis für die Entwicklungsfähigkeit des weiblichen Geschlechtes aufzustellen vermochte. Frau Somerville war ein gelehrter Astronom und Geologe, Frau Mertens Archäologe, Adele Schopenhauer hatte sich als Dichter versucht, war vollendete Meisterin im Vorlesen und Künstlerin im Ausschneiden und Zeichnen von Arabesken. Adelaide Kemble componirte Lieder und war als Bühnensängerin ein Stern erster Größe gewesen; Fanny's Talente habe ich erwähnt; </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0071]
darbiete, und erfuhren bei der Gelegenheit, daß Frau Somerville sich eben damals dauernd in Neapel niedergelassen habe, um den Abend ihres Lebens mit ihren Töchtern, die noch bei ihr lebten, in dem Süden von Italien zuzubringen. Wir dachten zu ihr zu gehen, sie zu fragen, ob sie sich unserer erinnere, — indeß es kam nicht dazu, denn wir mußten aus Gesundheits-Rücksichten schnell von Neapel fort — und ich habe Frau Somerville nicht mehr gesehen.
Außer ihr waren noch Frau Ottilie v. Goethe, Adele Schopenhauer, die Sängerin Adelaide Kemble, damals schon von der Bühne abgetreten und mit einem Herrn Sartoris verheirathet, und ihre schöne Schwester Fanny Kemble-Buttler, die als Vorleserin berühmt war und in Newyork ein Journal redigirte, häufig in dem vorhin erwähnten Salon; und die Malerin Elisabeth Jerichow-Baumann und ich waren die beiden Jüngsten unter dem verhältnißmäßig sehr beträchtlichen Contingent, welches die damalige Fremdengesellschaft in Rom als Beweis für die Entwicklungsfähigkeit des weiblichen Geschlechtes aufzustellen vermochte. Frau Somerville war ein gelehrter Astronom und Geologe, Frau Mertens Archäologe, Adele Schopenhauer hatte sich als Dichter versucht, war vollendete Meisterin im Vorlesen und Künstlerin im Ausschneiden und Zeichnen von Arabesken. Adelaide Kemble componirte Lieder und war als Bühnensängerin ein Stern erster Größe gewesen; Fanny's Talente habe ich erwähnt;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/71 |
Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/71>, abgerufen am 23.07.2024. |