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Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

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her, man öffnet das Fenster, man läßt nachfragen, man wird zornig, und nach einer Stunde ist man in einer so verdrießlichen Aufregung, daß man sie in allen Nerven spürt. -- Und wir Frauen sitzen und sitzen von unserm siebzehnten Jahre ab, und warten und warten, und hoffen und harren in müßigem Brüten von einem Tage zum andern, ob denn der Mann noch nicht kommt, der uns genug liebt, um sich unserer Hülflosigkeit zu erbarmen. Und durch jeden Hausfreund, der sich verheirathet, erleiden wir eine Enttäuschung, denn er hätte uns doch wählen können; und durch jede Herzensfreundin, die sich verheirathet, erleiden wir eine Demüthigung, denn sie hat besser gefallen als wir, und ist uns vorgezogen worden. Und dazu die ganzen langen Tage mit der Näharbeit in der Hand, die wenig oder nichts für die Familie einbringt, und die langsamen Stunden, jede mit ihren sechzig Minuten Zeit, immer darüber nachzudenken, daß man älter und mit jedem Jahre hoffnungsloser wird! -- Die Mädchen müßten Heldinnen der Entsagung sein, wenn das ihnen nicht die Seele und das Herz bedrücken sollte, und Engel an Güte, wenn ihre aussichtslose Zukunft, ihre unverschuldete Hülflosigkeit und die damit zusammenhängende Hintenansetzung, ihr Gemüth nicht trüben und verbittern sollten.

Da, wie ich bemerkte, in dieser Angelegenheit der Widerstand nicht ausschließlich, aber doch zu großem Theile auf Vorurtheilen beruht, so können diejenigen,

her, man öffnet das Fenster, man läßt nachfragen, man wird zornig, und nach einer Stunde ist man in einer so verdrießlichen Aufregung, daß man sie in allen Nerven spürt. — Und wir Frauen sitzen und sitzen von unserm siebzehnten Jahre ab, und warten und warten, und hoffen und harren in müßigem Brüten von einem Tage zum andern, ob denn der Mann noch nicht kommt, der uns genug liebt, um sich unserer Hülflosigkeit zu erbarmen. Und durch jeden Hausfreund, der sich verheirathet, erleiden wir eine Enttäuschung, denn er hätte uns doch wählen können; und durch jede Herzensfreundin, die sich verheirathet, erleiden wir eine Demüthigung, denn sie hat besser gefallen als wir, und ist uns vorgezogen worden. Und dazu die ganzen langen Tage mit der Näharbeit in der Hand, die wenig oder nichts für die Familie einbringt, und die langsamen Stunden, jede mit ihren sechzig Minuten Zeit, immer darüber nachzudenken, daß man älter und mit jedem Jahre hoffnungsloser wird! — Die Mädchen müßten Heldinnen der Entsagung sein, wenn das ihnen nicht die Seele und das Herz bedrücken sollte, und Engel an Güte, wenn ihre aussichtslose Zukunft, ihre unverschuldete Hülflosigkeit und die damit zusammenhängende Hintenansetzung, ihr Gemüth nicht trüben und verbittern sollten.

Da, wie ich bemerkte, in dieser Angelegenheit der Widerstand nicht ausschließlich, aber doch zu großem Theile auf Vorurtheilen beruht, so können diejenigen,

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[41/0051] her, man öffnet das Fenster, man läßt nachfragen, man wird zornig, und nach einer Stunde ist man in einer so verdrießlichen Aufregung, daß man sie in allen Nerven spürt. — Und wir Frauen sitzen und sitzen von unserm siebzehnten Jahre ab, und warten und warten, und hoffen und harren in müßigem Brüten von einem Tage zum andern, ob denn der Mann noch nicht kommt, der uns genug liebt, um sich unserer Hülflosigkeit zu erbarmen. Und durch jeden Hausfreund, der sich verheirathet, erleiden wir eine Enttäuschung, denn er hätte uns doch wählen können; und durch jede Herzensfreundin, die sich verheirathet, erleiden wir eine Demüthigung, denn sie hat besser gefallen als wir, und ist uns vorgezogen worden. Und dazu die ganzen langen Tage mit der Näharbeit in der Hand, die wenig oder nichts für die Familie einbringt, und die langsamen Stunden, jede mit ihren sechzig Minuten Zeit, immer darüber nachzudenken, daß man älter und mit jedem Jahre hoffnungsloser wird! — Die Mädchen müßten Heldinnen der Entsagung sein, wenn das ihnen nicht die Seele und das Herz bedrücken sollte, und Engel an Güte, wenn ihre aussichtslose Zukunft, ihre unverschuldete Hülflosigkeit und die damit zusammenhängende Hintenansetzung, ihr Gemüth nicht trüben und verbittern sollten. Da, wie ich bemerkte, in dieser Angelegenheit der Widerstand nicht ausschließlich, aber doch zu großem Theile auf Vorurtheilen beruht, so können diejenigen,

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/51>, abgerufen am 23.11.2024.