Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.dem Gelde macht, das sie verdient, besonders nicht, fügte er lachend hinzu, weil ich's weiß und weil sie denn doch zu mir kommt, wenn sie wieder etwas zusammenhat, das ich ihr unterbringen soll. Ein Theil ihres Erwerbes geht auf ihre Kleider, aber sie ist vernünftig darin, sie macht sich auch alle ihre Sachen selber, und da sie obenein aus dem Geschäfte, was sie an Kleiderzeugen braucht, billig bekommt, so läuft's nicht sehr in's Geld. Sie ist nun zweiundzwanzig Jahre alt, hat so von ihrem fünfzehnten Jahre ab gespart, da hat sie nun doch an zwölfhundert Thaler liegen und es könnte und müßte eigentlich schon mehr sein. Sie hat aber vor drei Jahren eine Bekanntschaft mit einem jungen Mediciner gemacht, der sich von ganz armer Herkunft durch die Schulen und die Universität gebracht hat. Er ist ein hübscher und anständiger Mensch, so daß ich nicht dawider bin. Sie hat mich nicht gefragt, er auch nicht; er kommt aber immer in's Haus und ich weiß, daß sie ihm seit zwei Jahren fortgeholfen hat, damit er nicht mehr so viel Privatunterricht zu geben braucht und rascher zum Examen kommen kann, in dem er nun ist, und zu dem sie wohl auch vorschießen wird. Ist's nachher so weit, nun -- eine Aussteuer und Einrichtung kann ich schon schaffen, meinte er selbstgefällig, und wenn es denn die ersten Jahre noch etwas knapp geht mit der Praxis, mögen sie der Tochter ihr Erspartes zu Hilfe nehmen. Sie ist haushälterisch und geschickt, er ist auch ein ordentlicher junger Mann, und ich hab's immer am dem Gelde macht, das sie verdient, besonders nicht, fügte er lachend hinzu, weil ich's weiß und weil sie denn doch zu mir kommt, wenn sie wieder etwas zusammenhat, das ich ihr unterbringen soll. Ein Theil ihres Erwerbes geht auf ihre Kleider, aber sie ist vernünftig darin, sie macht sich auch alle ihre Sachen selber, und da sie obenein aus dem Geschäfte, was sie an Kleiderzeugen braucht, billig bekommt, so läuft's nicht sehr in's Geld. Sie ist nun zweiundzwanzig Jahre alt, hat so von ihrem fünfzehnten Jahre ab gespart, da hat sie nun doch an zwölfhundert Thaler liegen und es könnte und müßte eigentlich schon mehr sein. Sie hat aber vor drei Jahren eine Bekanntschaft mit einem jungen Mediciner gemacht, der sich von ganz armer Herkunft durch die Schulen und die Universität gebracht hat. Er ist ein hübscher und anständiger Mensch, so daß ich nicht dawider bin. Sie hat mich nicht gefragt, er auch nicht; er kommt aber immer in's Haus und ich weiß, daß sie ihm seit zwei Jahren fortgeholfen hat, damit er nicht mehr so viel Privatunterricht zu geben braucht und rascher zum Examen kommen kann, in dem er nun ist, und zu dem sie wohl auch vorschießen wird. Ist's nachher so weit, nun — eine Aussteuer und Einrichtung kann ich schon schaffen, meinte er selbstgefällig, und wenn es denn die ersten Jahre noch etwas knapp geht mit der Praxis, mögen sie der Tochter ihr Erspartes zu Hilfe nehmen. Sie ist haushälterisch und geschickt, er ist auch ein ordentlicher junger Mann, und ich hab's immer am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="33"/> dem Gelde macht, das sie verdient, besonders nicht, fügte er lachend hinzu, weil ich's weiß und weil sie denn doch zu mir kommt, wenn sie wieder etwas zusammenhat, das ich ihr unterbringen soll. Ein Theil ihres Erwerbes geht auf ihre Kleider, aber sie ist vernünftig darin, sie macht sich auch alle ihre Sachen selber, und da sie obenein aus dem Geschäfte, was sie an Kleiderzeugen braucht, billig bekommt, so läuft's nicht sehr in's Geld. Sie ist nun zweiundzwanzig Jahre alt, hat so von ihrem fünfzehnten Jahre ab gespart, da hat sie nun doch an zwölfhundert Thaler liegen und es könnte und müßte eigentlich schon mehr sein. Sie hat aber vor drei Jahren eine Bekanntschaft mit einem jungen Mediciner gemacht, der sich von ganz armer Herkunft durch die Schulen und die Universität gebracht hat. Er ist ein hübscher und anständiger Mensch, so daß ich nicht dawider bin. Sie hat mich nicht gefragt, er auch nicht; er kommt aber immer in's Haus und ich weiß, daß sie ihm seit zwei Jahren fortgeholfen hat, damit er nicht mehr so viel Privatunterricht zu geben braucht und rascher zum Examen kommen kann, in dem er nun ist, und zu dem sie wohl auch vorschießen wird. Ist's nachher so weit, nun — eine Aussteuer und Einrichtung kann ich schon schaffen, meinte er selbstgefällig, und wenn es denn die ersten Jahre noch etwas knapp geht mit der Praxis, mögen sie der Tochter ihr Erspartes zu Hilfe nehmen. Sie ist haushälterisch und geschickt, er ist auch ein ordentlicher junger Mann, und ich hab's immer am </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0043]
dem Gelde macht, das sie verdient, besonders nicht, fügte er lachend hinzu, weil ich's weiß und weil sie denn doch zu mir kommt, wenn sie wieder etwas zusammenhat, das ich ihr unterbringen soll. Ein Theil ihres Erwerbes geht auf ihre Kleider, aber sie ist vernünftig darin, sie macht sich auch alle ihre Sachen selber, und da sie obenein aus dem Geschäfte, was sie an Kleiderzeugen braucht, billig bekommt, so läuft's nicht sehr in's Geld. Sie ist nun zweiundzwanzig Jahre alt, hat so von ihrem fünfzehnten Jahre ab gespart, da hat sie nun doch an zwölfhundert Thaler liegen und es könnte und müßte eigentlich schon mehr sein. Sie hat aber vor drei Jahren eine Bekanntschaft mit einem jungen Mediciner gemacht, der sich von ganz armer Herkunft durch die Schulen und die Universität gebracht hat. Er ist ein hübscher und anständiger Mensch, so daß ich nicht dawider bin. Sie hat mich nicht gefragt, er auch nicht; er kommt aber immer in's Haus und ich weiß, daß sie ihm seit zwei Jahren fortgeholfen hat, damit er nicht mehr so viel Privatunterricht zu geben braucht und rascher zum Examen kommen kann, in dem er nun ist, und zu dem sie wohl auch vorschießen wird. Ist's nachher so weit, nun — eine Aussteuer und Einrichtung kann ich schon schaffen, meinte er selbstgefällig, und wenn es denn die ersten Jahre noch etwas knapp geht mit der Praxis, mögen sie der Tochter ihr Erspartes zu Hilfe nehmen. Sie ist haushälterisch und geschickt, er ist auch ein ordentlicher junger Mann, und ich hab's immer am
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/43>, abgerufen am 16.07.2024. |