Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.mir geneigten Leser, nur noch die Versicherung, daß nichts auf der Welt diesen Briefen ferner gelegen hat, als etwa ein Kämpfen oder ein Erringenwollen für mich selbst, als ein Plaidoyer in eigener Sache; denn die Emancipation, die ich den Frauen wünsche und für sie erhoffe, habe ich für meinen Theil, so weit sie mir für mich irgend begehrenswerth erschien, vollständig erreicht. Ich bin seit siebenundzwanzig Jahren mit meinem Leben und Lebensunterhalte einzig auf mich selbst gestellt gewesen, ich bin rechtlich frei, kann über meinen Erwerb und Besitz verfügen nach Belieben, und ich besitze einen Wirkungskreis, wie er meinen Fähigkeiten entspricht, meinen Neigungen gemäß ist. Ich habe die Wirksamkeit und Thätigkeit in unserem Hause und in unserer Familie wie jede an dere Hausfrau und jede andere Familienmutter, ich habe Einfluß in einem großen Freundeskreise und besitze in der Presse das Mittel, meiner Ueberzeugung -- dichtend oder rein didaktisch -- Ausdruck zu geben, um derselben wo möglich Geltung zu verschaffen. Eine andere öffentliche Thätigkeit und Wirksamkeit habe ich für mich niemals angestrebt, ja, ich habe sie abgewiesen, so oft man mich auch aufgefordert hat, mich an die Spitze von Vereinen zu stellen, in Vereine einzutreten, oder gar öffentliche Vorträge zu halten. Ich bin nicht in der Gewohnheit eines solchen persönlichen Heraustretens erzogen, und es würde mich dieses eine Ueberwindung kosten, die mir aufzuerlegen ich keinen zwingenden Anlaß sehe. Das schließt aber nicht aus, daß mir geneigten Leser, nur noch die Versicherung, daß nichts auf der Welt diesen Briefen ferner gelegen hat, als etwa ein Kämpfen oder ein Erringenwollen für mich selbst, als ein Plaidoyer in eigener Sache; denn die Emancipation, die ich den Frauen wünsche und für sie erhoffe, habe ich für meinen Theil, so weit sie mir für mich irgend begehrenswerth erschien, vollständig erreicht. Ich bin seit siebenundzwanzig Jahren mit meinem Leben und Lebensunterhalte einzig auf mich selbst gestellt gewesen, ich bin rechtlich frei, kann über meinen Erwerb und Besitz verfügen nach Belieben, und ich besitze einen Wirkungskreis, wie er meinen Fähigkeiten entspricht, meinen Neigungen gemäß ist. Ich habe die Wirksamkeit und Thätigkeit in unserem Hause und in unserer Familie wie jede an dere Hausfrau und jede andere Familienmutter, ich habe Einfluß in einem großen Freundeskreise und besitze in der Presse das Mittel, meiner Ueberzeugung — dichtend oder rein didaktisch — Ausdruck zu geben, um derselben wo möglich Geltung zu verschaffen. Eine andere öffentliche Thätigkeit und Wirksamkeit habe ich für mich niemals angestrebt, ja, ich habe sie abgewiesen, so oft man mich auch aufgefordert hat, mich an die Spitze von Vereinen zu stellen, in Vereine einzutreten, oder gar öffentliche Vorträge zu halten. Ich bin nicht in der Gewohnheit eines solchen persönlichen Heraustretens erzogen, und es würde mich dieses eine Ueberwindung kosten, die mir aufzuerlegen ich keinen zwingenden Anlaß sehe. Das schließt aber nicht aus, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="155"/> mir geneigten Leser, nur noch die Versicherung, daß nichts auf der Welt diesen Briefen ferner gelegen hat, als etwa ein Kämpfen oder ein Erringenwollen <hi rendition="#g">für mich selbst</hi>, als ein Plaidoyer in eigener Sache; denn die Emancipation, die ich den Frauen wünsche und für sie erhoffe, habe ich für meinen Theil, so weit sie mir für mich irgend begehrenswerth erschien, vollständig erreicht. Ich bin seit siebenundzwanzig Jahren mit meinem Leben und Lebensunterhalte einzig auf mich selbst gestellt gewesen, ich bin rechtlich frei, kann über meinen Erwerb und Besitz verfügen nach Belieben, und ich besitze einen Wirkungskreis, wie er meinen Fähigkeiten entspricht, meinen Neigungen gemäß ist. Ich habe die Wirksamkeit und Thätigkeit in unserem Hause und in unserer Familie wie jede an dere Hausfrau und jede andere Familienmutter, ich habe Einfluß in einem großen Freundeskreise und besitze in der Presse das Mittel, meiner Ueberzeugung — dichtend oder rein didaktisch — Ausdruck zu geben, um derselben wo möglich Geltung zu verschaffen. Eine andere öffentliche Thätigkeit und Wirksamkeit habe ich für mich niemals angestrebt, ja, ich habe sie abgewiesen, so oft man mich auch aufgefordert hat, mich an die Spitze von Vereinen zu stellen, in Vereine einzutreten, oder gar öffentliche Vorträge zu halten. Ich bin nicht in der Gewohnheit eines solchen persönlichen Heraustretens erzogen, und es würde mich dieses eine Ueberwindung kosten, die mir aufzuerlegen ich keinen zwingenden Anlaß sehe. Das schließt aber nicht aus, daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0165]
mir geneigten Leser, nur noch die Versicherung, daß nichts auf der Welt diesen Briefen ferner gelegen hat, als etwa ein Kämpfen oder ein Erringenwollen für mich selbst, als ein Plaidoyer in eigener Sache; denn die Emancipation, die ich den Frauen wünsche und für sie erhoffe, habe ich für meinen Theil, so weit sie mir für mich irgend begehrenswerth erschien, vollständig erreicht. Ich bin seit siebenundzwanzig Jahren mit meinem Leben und Lebensunterhalte einzig auf mich selbst gestellt gewesen, ich bin rechtlich frei, kann über meinen Erwerb und Besitz verfügen nach Belieben, und ich besitze einen Wirkungskreis, wie er meinen Fähigkeiten entspricht, meinen Neigungen gemäß ist. Ich habe die Wirksamkeit und Thätigkeit in unserem Hause und in unserer Familie wie jede an dere Hausfrau und jede andere Familienmutter, ich habe Einfluß in einem großen Freundeskreise und besitze in der Presse das Mittel, meiner Ueberzeugung — dichtend oder rein didaktisch — Ausdruck zu geben, um derselben wo möglich Geltung zu verschaffen. Eine andere öffentliche Thätigkeit und Wirksamkeit habe ich für mich niemals angestrebt, ja, ich habe sie abgewiesen, so oft man mich auch aufgefordert hat, mich an die Spitze von Vereinen zu stellen, in Vereine einzutreten, oder gar öffentliche Vorträge zu halten. Ich bin nicht in der Gewohnheit eines solchen persönlichen Heraustretens erzogen, und es würde mich dieses eine Ueberwindung kosten, die mir aufzuerlegen ich keinen zwingenden Anlaß sehe. Das schließt aber nicht aus, daß
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/165>, abgerufen am 23.07.2024. |