Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Johann Jacoby das Thema durchsprachen und ihr aus Höflichkeit das Mitsprechen nicht versagten, bis endlich meine Bemerkung: "wo drei solche Männer sprechen und ich zuhöre, um zu lernen, könntest Du wohl still sein!" die kleine alberne Person zum Schweigen brachte. Unsere jungen Mädchen, unsere jungen Frauen haben in der Masse ein außerordentlich starkes und bis jetzt völlig unberechtigtes Selbstgefühl, das in gar keinem Zusammenhange mit dem von ihnen beliebten Grundsatze steht, daß die Frau in der Ehe ganz in ihrem Manne aufzugehen habe. Diesen Grundsatz hält bei uns die Sitte sogar bis auf den Namen der Frauen fest. Die deutsche Frau verliert ihren Familiennamen an dem Tage ihrer Trauung. In der Schweiz fügt der Mann häufig den Familiennamen seiner Frau dem seinigen hinzu, wie das bisweilen auch bei uns geschieht, aber nur, wenn die Frau gerade einer Familie angehört, zu welcher sich rechnen zu dürfen dem Manne Ehre oder Vortheil bringt. Und alle jene Mädchen, die sich als Mädchen anmaßend genug den Männern gegenüber geltend zu machen wissen, haben bei uns doch noch nicht Selbstachtung genug, auch nur ihren Namen beibehalten zu wollen, wenn sie aus der Hand ihrer Väter in den Besitz ihrer Männer übergehen; denn mehr als einmal habe ich, wenn ich den Frauen meiner Bekanntschaft den Rath ertheilte, daß sie doch ihren eigenen Familiennamen neben dem ihrer Männer führen sollten, den Bescheid erhalten: "Ich bin Johann Jacoby das Thema durchsprachen und ihr aus Höflichkeit das Mitsprechen nicht versagten, bis endlich meine Bemerkung: »wo drei solche Männer sprechen und ich zuhöre, um zu lernen, könntest Du wohl still sein!« die kleine alberne Person zum Schweigen brachte. Unsere jungen Mädchen, unsere jungen Frauen haben in der Masse ein außerordentlich starkes und bis jetzt völlig unberechtigtes Selbstgefühl, das in gar keinem Zusammenhange mit dem von ihnen beliebten Grundsatze steht, daß die Frau in der Ehe ganz in ihrem Manne aufzugehen habe. Diesen Grundsatz hält bei uns die Sitte sogar bis auf den Namen der Frauen fest. Die deutsche Frau verliert ihren Familiennamen an dem Tage ihrer Trauung. In der Schweiz fügt der Mann häufig den Familiennamen seiner Frau dem seinigen hinzu, wie das bisweilen auch bei uns geschieht, aber nur, wenn die Frau gerade einer Familie angehört, zu welcher sich rechnen zu dürfen dem Manne Ehre oder Vortheil bringt. Und alle jene Mädchen, die sich als Mädchen anmaßend genug den Männern gegenüber geltend zu machen wissen, haben bei uns doch noch nicht Selbstachtung genug, auch nur ihren Namen beibehalten zu wollen, wenn sie aus der Hand ihrer Väter in den Besitz ihrer Männer übergehen; denn mehr als einmal habe ich, wenn ich den Frauen meiner Bekanntschaft den Rath ertheilte, daß sie doch ihren eigenen Familiennamen neben dem ihrer Männer führen sollten, den Bescheid erhalten: »Ich bin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0151" n="141"/> Johann Jacoby das Thema durchsprachen und ihr aus Höflichkeit das Mitsprechen nicht versagten, bis endlich meine Bemerkung: »wo drei solche Männer sprechen und ich zuhöre, um zu lernen, könntest Du wohl still sein!« die kleine alberne Person zum Schweigen brachte.</p> <p>Unsere jungen Mädchen, unsere jungen Frauen haben in der Masse ein außerordentlich starkes und bis jetzt völlig unberechtigtes Selbstgefühl, das in gar keinem Zusammenhange mit dem von ihnen beliebten Grundsatze steht, daß die Frau in der Ehe ganz in ihrem Manne aufzugehen habe. Diesen Grundsatz hält bei uns die Sitte sogar bis auf den Namen der Frauen fest. Die deutsche Frau verliert ihren Familiennamen an dem Tage ihrer Trauung. In der Schweiz fügt der Mann häufig den Familiennamen seiner Frau dem seinigen hinzu, wie das bisweilen auch bei uns geschieht, aber nur, wenn die Frau gerade einer Familie angehört, zu welcher sich rechnen zu dürfen dem Manne Ehre oder Vortheil bringt. Und alle jene Mädchen, die sich als Mädchen anmaßend genug den Männern gegenüber geltend zu machen wissen, haben bei uns doch noch nicht Selbstachtung genug, auch nur ihren Namen beibehalten zu wollen, wenn sie aus der Hand ihrer Väter in den Besitz ihrer Männer übergehen; denn mehr als einmal habe ich, wenn ich den Frauen meiner Bekanntschaft den Rath ertheilte, daß sie doch ihren eigenen Familiennamen neben dem ihrer Männer führen sollten, den Bescheid erhalten: »Ich bin </p> </div> </body> </text> </TEI> [141/0151]
Johann Jacoby das Thema durchsprachen und ihr aus Höflichkeit das Mitsprechen nicht versagten, bis endlich meine Bemerkung: »wo drei solche Männer sprechen und ich zuhöre, um zu lernen, könntest Du wohl still sein!« die kleine alberne Person zum Schweigen brachte.
Unsere jungen Mädchen, unsere jungen Frauen haben in der Masse ein außerordentlich starkes und bis jetzt völlig unberechtigtes Selbstgefühl, das in gar keinem Zusammenhange mit dem von ihnen beliebten Grundsatze steht, daß die Frau in der Ehe ganz in ihrem Manne aufzugehen habe. Diesen Grundsatz hält bei uns die Sitte sogar bis auf den Namen der Frauen fest. Die deutsche Frau verliert ihren Familiennamen an dem Tage ihrer Trauung. In der Schweiz fügt der Mann häufig den Familiennamen seiner Frau dem seinigen hinzu, wie das bisweilen auch bei uns geschieht, aber nur, wenn die Frau gerade einer Familie angehört, zu welcher sich rechnen zu dürfen dem Manne Ehre oder Vortheil bringt. Und alle jene Mädchen, die sich als Mädchen anmaßend genug den Männern gegenüber geltend zu machen wissen, haben bei uns doch noch nicht Selbstachtung genug, auch nur ihren Namen beibehalten zu wollen, wenn sie aus der Hand ihrer Väter in den Besitz ihrer Männer übergehen; denn mehr als einmal habe ich, wenn ich den Frauen meiner Bekanntschaft den Rath ertheilte, daß sie doch ihren eigenen Familiennamen neben dem ihrer Männer führen sollten, den Bescheid erhalten: »Ich bin
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/151>, abgerufen am 23.07.2024. |