Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Zwölfter Brief. Karlsbad, im August 1869. Eben jetzt habe ich zwei Zuschriften von gewerbtreibenden Frauen erhalten, welche sich zustimmend über die erste Reihe von Briefen geäußert haben, die ich unlängst über die Gewerbthätigkeit der Frauen veröffentlicht.*) Die eine derselben, eine Schweizerin, schreibt mir u. A.: "Wir wissen wohl, was uns noch alles zu einer vollständigen Ausbildung fehlt, doch bewegen sich die Frauen in der Schweiz schon verhältnißmäßig leicht und frei, und namentlich ist den Bernerinnen im Privatrecht schon viel freierer Spielraum vergönnt. Wir haben an den Primärschulen gesetzlich patentirte Lehrerinnen für die unteren Klassen, wir haben Seminare zur Heranbildung derselben, und es sind viele Frauen bei uns im Post- und Telegraphendienste angestellt. Andere treiben Gewerbe wie ich selbst, die den ganzen Tag im Verkaufslocale steht und selbständig ihren Weg durchs Leben findet. Die freie Zeit reicht gerade noch aus, dem Dienst des Allgemeinen in Hülfsvereinen aller Art einen Tribut zu zahlen. Als Mittel zu diesem Zwecke wird von uns wohl ein Wort *) Es sind die sechs ersten dieser Sammlung.
Zwölfter Brief. Karlsbad, im August 1869. Eben jetzt habe ich zwei Zuschriften von gewerbtreibenden Frauen erhalten, welche sich zustimmend über die erste Reihe von Briefen geäußert haben, die ich unlängst über die Gewerbthätigkeit der Frauen veröffentlicht.*) Die eine derselben, eine Schweizerin, schreibt mir u. A.: »Wir wissen wohl, was uns noch alles zu einer vollständigen Ausbildung fehlt, doch bewegen sich die Frauen in der Schweiz schon verhältnißmäßig leicht und frei, und namentlich ist den Bernerinnen im Privatrecht schon viel freierer Spielraum vergönnt. Wir haben an den Primärschulen gesetzlich patentirte Lehrerinnen für die unteren Klassen, wir haben Seminare zur Heranbildung derselben, und es sind viele Frauen bei uns im Post- und Telegraphendienste angestellt. Andere treiben Gewerbe wie ich selbst, die den ganzen Tag im Verkaufslocale steht und selbständig ihren Weg durchs Leben findet. Die freie Zeit reicht gerade noch aus, dem Dienst des Allgemeinen in Hülfsvereinen aller Art einen Tribut zu zahlen. Als Mittel zu diesem Zwecke wird von uns wohl ein Wort *) Es sind die sechs ersten dieser Sammlung.
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0129" n="[119]"/> <div n="1"> <head>Zwölfter Brief.<lb/></head> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Karlsbad</hi>, im August 1869.</hi> </p> <p>Eben jetzt habe ich zwei Zuschriften von gewerbtreibenden Frauen erhalten, welche sich zustimmend über die erste Reihe von Briefen geäußert haben, die ich unlängst über die Gewerbthätigkeit der Frauen veröffentlicht.<note place="foot" n="*)">Es sind die sechs ersten dieser Sammlung.</note> Die eine derselben, eine Schweizerin, schreibt mir u. A.: »Wir wissen wohl, was uns noch alles zu einer vollständigen Ausbildung fehlt, doch bewegen sich die Frauen in der Schweiz schon verhältnißmäßig leicht und frei, und namentlich ist den Bernerinnen im Privatrecht schon viel freierer Spielraum vergönnt. Wir haben an den Primärschulen gesetzlich patentirte Lehrerinnen für die unteren Klassen, wir haben Seminare zur Heranbildung derselben, und es sind viele Frauen bei uns im Post- und Telegraphendienste angestellt. Andere treiben Gewerbe wie ich selbst, die den ganzen Tag im Verkaufslocale steht und selbständig ihren Weg durchs Leben findet. Die freie Zeit reicht gerade noch aus, dem Dienst des Allgemeinen in Hülfsvereinen aller Art einen Tribut zu zahlen. Als Mittel zu diesem Zwecke wird von uns wohl ein Wort </p> </div> </body> </text> </TEI> [[119]/0129]
Zwölfter Brief.
Karlsbad, im August 1869.
Eben jetzt habe ich zwei Zuschriften von gewerbtreibenden Frauen erhalten, welche sich zustimmend über die erste Reihe von Briefen geäußert haben, die ich unlängst über die Gewerbthätigkeit der Frauen veröffentlicht. *) Die eine derselben, eine Schweizerin, schreibt mir u. A.: »Wir wissen wohl, was uns noch alles zu einer vollständigen Ausbildung fehlt, doch bewegen sich die Frauen in der Schweiz schon verhältnißmäßig leicht und frei, und namentlich ist den Bernerinnen im Privatrecht schon viel freierer Spielraum vergönnt. Wir haben an den Primärschulen gesetzlich patentirte Lehrerinnen für die unteren Klassen, wir haben Seminare zur Heranbildung derselben, und es sind viele Frauen bei uns im Post- und Telegraphendienste angestellt. Andere treiben Gewerbe wie ich selbst, die den ganzen Tag im Verkaufslocale steht und selbständig ihren Weg durchs Leben findet. Die freie Zeit reicht gerade noch aus, dem Dienst des Allgemeinen in Hülfsvereinen aller Art einen Tribut zu zahlen. Als Mittel zu diesem Zwecke wird von uns wohl ein Wort
*) Es sind die sechs ersten dieser Sammlung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/129 |
Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. [119]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/129>, abgerufen am 03.03.2025. |