Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Anlaß in meinen Arbeiten darauf geflissentlich zurückgekommen. Die Novelle "Die Hausgenossen" war demselben Gegenstande gewidmet, und endlich habe ich "Meine Lebensgeschichte" und die "Osterbriefe für die Frauen" nur mit der bestimmten Absicht geschrieben, es den Frauen und den Männern, Beiden, klar zu machen, was für die Erziehung der Frauen geschehen müsse, um ihnen in der menschlichen Gesellschaft den Platz und die Wirksamkeit einzuräumen, auf die jedes vernünftige Wesen einen Anspruch hat, sofern es nämlich überhaupt ein selbständiges Dasein führen kann. Seit dem Erscheinen meiner Lebensgeschichte und der Osterbriefe habe ich nun eben durch diese Veröffentlichungen Gelegenheit gefunden, noch weit ausgedehntere Blicke als früher in die Lage der Frauen in unserem Vaterlande zu thun. Wohl an hundert Briefe sind an mich in dem Verlauf dieser Jahre aus den verschiedensten Theilen von Deutschland gerichtet worden, und in allen sprachen Frauen oder Mädchen mir ihren Dank dafür aus, daß ich mich der Sache unseres Geschlechtes angenommen hätte, und Alle verlangten Rath und Förderung für ihr Fortkommen und für ihre Lebensführung von mir. Sie gehörten, wie ich eben jetzt bei dem Durchblättern des Buches ersehe, in welchem ich die an mich eingehenden Briefe zu notiren gewohnt bin, zumeist den bürgerlichen Mittelständen, theils aber auch den sogenannten Anlaß in meinen Arbeiten darauf geflissentlich zurückgekommen. Die Novelle »Die Hausgenossen« war demselben Gegenstande gewidmet, und endlich habe ich »Meine Lebensgeschichte« und die »Osterbriefe für die Frauen« nur mit der bestimmten Absicht geschrieben, es den Frauen und den Männern, Beiden, klar zu machen, was für die Erziehung der Frauen geschehen müsse, um ihnen in der menschlichen Gesellschaft den Platz und die Wirksamkeit einzuräumen, auf die jedes vernünftige Wesen einen Anspruch hat, sofern es nämlich überhaupt ein selbständiges Dasein führen kann. Seit dem Erscheinen meiner Lebensgeschichte und der Osterbriefe habe ich nun eben durch diese Veröffentlichungen Gelegenheit gefunden, noch weit ausgedehntere Blicke als früher in die Lage der Frauen in unserem Vaterlande zu thun. Wohl an hundert Briefe sind an mich in dem Verlauf dieser Jahre aus den verschiedensten Theilen von Deutschland gerichtet worden, und in allen sprachen Frauen oder Mädchen mir ihren Dank dafür aus, daß ich mich der Sache unseres Geschlechtes angenommen hätte, und Alle verlangten Rath und Förderung für ihr Fortkommen und für ihre Lebensführung von mir. Sie gehörten, wie ich eben jetzt bei dem Durchblättern des Buches ersehe, in welchem ich die an mich eingehenden Briefe zu notiren gewohnt bin, zumeist den bürgerlichen Mittelständen, theils aber auch den sogenannten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="2"/> Anlaß in meinen Arbeiten darauf geflissentlich zurückgekommen. Die Novelle »Die Hausgenossen« war demselben Gegenstande gewidmet, und endlich habe ich »Meine Lebensgeschichte« und die »Osterbriefe für die Frauen« nur mit der bestimmten Absicht geschrieben, es den Frauen und den Männern, Beiden, klar zu machen, was für die Erziehung der Frauen geschehen müsse, um ihnen in der menschlichen Gesellschaft den Platz und die Wirksamkeit einzuräumen, auf die jedes vernünftige Wesen einen Anspruch hat, sofern es nämlich überhaupt ein selbständiges Dasein führen kann.</p> <p>Seit dem Erscheinen meiner Lebensgeschichte und der Osterbriefe habe ich nun eben durch diese Veröffentlichungen Gelegenheit gefunden, noch weit ausgedehntere Blicke als früher in die Lage der Frauen in unserem Vaterlande zu thun. Wohl an hundert Briefe sind an mich in dem Verlauf dieser Jahre aus den verschiedensten Theilen von Deutschland gerichtet worden, und in allen sprachen Frauen oder Mädchen mir ihren Dank dafür aus, daß ich mich der Sache unseres Geschlechtes angenommen hätte, und Alle verlangten Rath und Förderung für ihr Fortkommen und für ihre Lebensführung von mir.</p> <p>Sie gehörten, wie ich eben jetzt bei dem Durchblättern des Buches ersehe, in welchem ich die an mich eingehenden Briefe zu notiren gewohnt bin, zumeist den bürgerlichen Mittelständen, theils aber auch den sogenannten </p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0012]
Anlaß in meinen Arbeiten darauf geflissentlich zurückgekommen. Die Novelle »Die Hausgenossen« war demselben Gegenstande gewidmet, und endlich habe ich »Meine Lebensgeschichte« und die »Osterbriefe für die Frauen« nur mit der bestimmten Absicht geschrieben, es den Frauen und den Männern, Beiden, klar zu machen, was für die Erziehung der Frauen geschehen müsse, um ihnen in der menschlichen Gesellschaft den Platz und die Wirksamkeit einzuräumen, auf die jedes vernünftige Wesen einen Anspruch hat, sofern es nämlich überhaupt ein selbständiges Dasein führen kann.
Seit dem Erscheinen meiner Lebensgeschichte und der Osterbriefe habe ich nun eben durch diese Veröffentlichungen Gelegenheit gefunden, noch weit ausgedehntere Blicke als früher in die Lage der Frauen in unserem Vaterlande zu thun. Wohl an hundert Briefe sind an mich in dem Verlauf dieser Jahre aus den verschiedensten Theilen von Deutschland gerichtet worden, und in allen sprachen Frauen oder Mädchen mir ihren Dank dafür aus, daß ich mich der Sache unseres Geschlechtes angenommen hätte, und Alle verlangten Rath und Förderung für ihr Fortkommen und für ihre Lebensführung von mir.
Sie gehörten, wie ich eben jetzt bei dem Durchblättern des Buches ersehe, in welchem ich die an mich eingehenden Briefe zu notiren gewohnt bin, zumeist den bürgerlichen Mittelständen, theils aber auch den sogenannten
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Zitationshilfe: | Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/12>, abgerufen am 23.07.2024. |