konnte das Auge nicht zu ihm erheben. Unwillkürlich sah sie auf den Zeiger der großen Stutzuhr, er rückte mit einer Schnelle weiter, die ihr unnatürlich däuchte. Sie machte dem Vetter das Frühstück zurecht, er nahm die Tasse aus ihrer Hand, und tauchte mechanisch das Weißbrod hinein.
"Das ist auch eine üble Angewohnheit,["] sagte er. "Ich habe deren so viele, ich muß Ihnen recht beschwerlich gefallen sein."
"O! gar nicht!" entgegnete Adele. "Es macht es eben Jeder wie's ihm recht ist."
"Freilich! freilich! indeß es giebt doch gewisse Begriffe von Wohlanständigkeit!"
"Ja! freilich!" antwortete sie, und wieder war der Zeiger ein Ende weiter gerückt, und noch immer wußte sie nicht, wie sie's ihm sagen sollte.
"Ich habe Ihnen so viel zu danken, Cousine!" fing nach einer kleinen Pause Samuel wieder an.
konnte das Auge nicht zu ihm erheben. Unwillkürlich sah sie auf den Zeiger der großen Stutzuhr, er rückte mit einer Schnelle weiter, die ihr unnatürlich däuchte. Sie machte dem Vetter das Frühstück zurecht, er nahm die Tasse aus ihrer Hand, und tauchte mechanisch das Weißbrod hinein.
“Das ist auch eine üble Angewohnheit,[”] sagte er. “Ich habe deren so viele, ich muß Ihnen recht beschwerlich gefallen sein.”
“O! gar nicht!” entgegnete Adele. “Es macht es eben Jeder wie’s ihm recht ist.”
“Freilich! freilich! indeß es giebt doch gewisse Begriffe von Wohlanständigkeit!”
“Ja! freilich!” antwortete sie, und wieder war der Zeiger ein Ende weiter gerückt, und noch immer wußte sie nicht, wie sie’s ihm sagen sollte.
“Ich habe Ihnen so viel zu danken, Cousine!” fing nach einer kleinen Pause Samuel wieder an.
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konnte das Auge nicht zu ihm erheben. Unwillkürlich sah sie auf den Zeiger der großen Stutzuhr, er rückte mit einer Schnelle weiter, die ihr unnatürlich däuchte. Sie machte dem Vetter das Frühstück zurecht, er nahm die Tasse aus ihrer Hand, und tauchte mechanisch das Weißbrod hinein.</p><p>“Das ist auch eine üble Angewohnheit,<supplied>”</supplied> sagte er. “Ich habe deren so viele, ich muß Ihnen recht beschwerlich gefallen sein.”</p><p>“O! gar nicht!” entgegnete Adele. “Es macht es eben Jeder wie’s ihm recht ist.”</p><p>“Freilich! freilich! indeß es giebt doch gewisse Begriffe von Wohlanständigkeit!”</p><p>“Ja! freilich!” antwortete sie, und wieder war der Zeiger ein Ende weiter gerückt, und noch immer wußte sie nicht, wie sie’s ihm sagen sollte.</p><p>“Ich habe Ihnen so viel zu danken, Cousine!” fing nach einer kleinen Pause Samuel wieder an.</p></div></body></text></TEI>
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konnte das Auge nicht zu ihm erheben. Unwillkürlich sah sie auf den Zeiger der großen Stutzuhr, er rückte mit einer Schnelle weiter, die ihr unnatürlich däuchte. Sie machte dem Vetter das Frühstück zurecht, er nahm die Tasse aus ihrer Hand, und tauchte mechanisch das Weißbrod hinein.
“Das ist auch eine üble Angewohnheit,” sagte er. “Ich habe deren so viele, ich muß Ihnen recht beschwerlich gefallen sein.”
“O! gar nicht!” entgegnete Adele. “Es macht es eben Jeder wie’s ihm recht ist.”
“Freilich! freilich! indeß es giebt doch gewisse Begriffe von Wohlanständigkeit!”
“Ja! freilich!” antwortete sie, und wieder war der Zeiger ein Ende weiter gerückt, und noch immer wußte sie nicht, wie sie’s ihm sagen sollte.
“Ich habe Ihnen so viel zu danken, Cousine!” fing nach einer kleinen Pause Samuel wieder an.
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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/266>, abgerufen am 16.02.2025.
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