Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Adele war betroffen. "Cousin! soll mir das gelten?" fragte sie. "Ihnen? Ich dächte, Sie hätten sich wohl vor der Zeit schon alt gemacht mit Ihrer dichterischen Laufbahn!" Noch einmal fand Adele sich zurückgewiesen. Es fing an ihr wehe zu thun. So hart und rauh hatte sie den Vetter nie gesehen, so lange sie ihn kannte. "O!" sagte sie, "und grade heute hatte ich mich so schön gemacht!" Sie hatte sich bei diesen Worten scherzend vor ihn hingestellt, daß er sie ansehen mußte, aber der Blick, mit dem er's that, war theilnahmlos und mürrisch. "Ja!" bemerkte er, "ich sehe, Sie haben Locken und ein Rosa Band! Glücklicher Weise erkältet man sich damit nicht. Das will nichts Großes sagen." "Ich dachte, Sie sollten mich sehr darum bewundern, Adele war betroffen. “Cousin! soll mir das gelten?” fragte sie. “Ihnen? Ich dächte, Sie hätten sich wohl vor der Zeit schon alt gemacht mit Ihrer dichterischen Laufbahn!” Noch einmal fand Adele sich zurückgewiesen. Es fing an ihr wehe zu thun. So hart und rauh hatte sie den Vetter nie gesehen, so lange sie ihn kannte. “O!” sagte sie, “und grade heute hatte ich mich so schön gemacht!” Sie hatte sich bei diesen Worten scherzend vor ihn hingestellt, daß er sie ansehen mußte, aber der Blick, mit dem er’s that, war theilnahmlos und mürrisch. “Ja!” bemerkte er, “ich sehe, Sie haben Locken und ein Rosa Band! Glücklicher Weise erkältet man sich damit nicht. Das will nichts Großes sagen.” “Ich dachte, Sie sollten mich sehr darum bewundern, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0249" n="239"/> <p>Adele war betroffen. “Cousin! soll mir das gelten?” fragte sie.</p> <p> “Ihnen? Ich dächte, Sie hätten sich wohl vor der Zeit schon alt gemacht mit Ihrer dichterischen Laufbahn!”</p> <p> Noch einmal fand Adele sich zurückgewiesen. Es fing an ihr wehe zu thun. So hart und rauh hatte sie den Vetter nie gesehen, so lange sie ihn kannte.</p> <p> “O!” sagte sie, “und grade heute hatte ich mich so schön gemacht!” Sie hatte sich bei diesen Worten scherzend vor ihn hingestellt, daß er sie ansehen mußte, aber der Blick, mit dem er’s that, war theilnahmlos und mürrisch.</p> <p> “Ja!” bemerkte er, “ich sehe, Sie haben Locken und ein Rosa Band! Glücklicher Weise erkältet man sich damit nicht. Das will nichts Großes sagen.”</p> <p> “Ich dachte, Sie sollten mich sehr darum bewundern, </p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0249]
Adele war betroffen. “Cousin! soll mir das gelten?” fragte sie.
“Ihnen? Ich dächte, Sie hätten sich wohl vor der Zeit schon alt gemacht mit Ihrer dichterischen Laufbahn!”
Noch einmal fand Adele sich zurückgewiesen. Es fing an ihr wehe zu thun. So hart und rauh hatte sie den Vetter nie gesehen, so lange sie ihn kannte.
“O!” sagte sie, “und grade heute hatte ich mich so schön gemacht!” Sie hatte sich bei diesen Worten scherzend vor ihn hingestellt, daß er sie ansehen mußte, aber der Blick, mit dem er’s that, war theilnahmlos und mürrisch.
“Ja!” bemerkte er, “ich sehe, Sie haben Locken und ein Rosa Band! Glücklicher Weise erkältet man sich damit nicht. Das will nichts Großes sagen.”
“Ich dachte, Sie sollten mich sehr darum bewundern,
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