Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864."Bin ich denn zwanzig Jahre?" fragte sie sich ärgerlich und wollte sich auf's Neue an den Schreibtisch niedersetzen, als es an ihre Thüre klopfte und auf ihren Anruf Hellwig in das Zimmer eintrat. Mit Befremdung wich sie zurück, als er ihr nahte. Er konnte sich das nicht verbergen, und im Tone eines Vorwurfs sagte er: "So sehen wir uns wieder! So, Adele! empfangen Sie den Freund?" Sie vermochte ihm nicht gleich zu antworten. Seine Rede, seine Miene, seine Haltung berührten sie unangenehm, aber sie konnte das Auge nicht von ihm wenden, und den Blick fest auf ihn gerichtet, brach sie endlich in die Worte aus: "Sie hatte ich nicht zu sehen erwartet! Was führt Sie hierher?" Auf einen solchen Empfang war er ganz unvorbereitet. "Adele!" rief er, "sind Sie es, bist Du es, die also redet zu dem Geliebten ihrer Jugend?" “Bin ich denn zwanzig Jahre?” fragte sie sich ärgerlich und wollte sich auf’s Neue an den Schreibtisch niedersetzen, als es an ihre Thüre klopfte und auf ihren Anruf Hellwig in das Zimmer eintrat. Mit Befremdung wich sie zurück, als er ihr nahte. Er konnte sich das nicht verbergen, und im Tone eines Vorwurfs sagte er: “So sehen wir uns wieder! So, Adele! empfangen Sie den Freund?” Sie vermochte ihm nicht gleich zu antworten. Seine Rede, seine Miene, seine Haltung berührten sie unangenehm, aber sie konnte das Auge nicht von ihm wenden, und den Blick fest auf ihn gerichtet, brach sie endlich in die Worte aus: “Sie hatte ich nicht zu sehen erwartet! Was führt Sie hierher?” Auf einen solchen Empfang war er ganz unvorbereitet. “Adele!” rief er, “sind Sie es, bist Du es, die also redet zu dem Geliebten ihrer Jugend?” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0231" n="221"/> <p> “Bin ich denn zwanzig Jahre?” fragte sie sich ärgerlich und wollte sich auf’s Neue an den Schreibtisch niedersetzen, als es an ihre Thüre klopfte und auf ihren Anruf Hellwig in das Zimmer eintrat.</p> <p> Mit Befremdung wich sie zurück, als er ihr nahte. Er konnte sich das nicht verbergen, und im Tone eines Vorwurfs sagte er: “So sehen wir uns wieder! So, Adele! empfangen Sie den Freund?”</p> <p> Sie vermochte ihm nicht gleich zu antworten. Seine Rede, seine Miene, seine Haltung berührten sie unangenehm, aber sie konnte das Auge nicht von ihm wenden, und den Blick fest auf ihn gerichtet, brach sie endlich in die Worte aus: “Sie hatte ich nicht zu sehen erwartet! Was führt Sie hierher?”</p> <p> Auf einen solchen Empfang war er ganz unvorbereitet. “Adele!” rief er, “sind Sie es, bist Du es, die also redet zu dem Geliebten ihrer Jugend?”</p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0231]
“Bin ich denn zwanzig Jahre?” fragte sie sich ärgerlich und wollte sich auf’s Neue an den Schreibtisch niedersetzen, als es an ihre Thüre klopfte und auf ihren Anruf Hellwig in das Zimmer eintrat.
Mit Befremdung wich sie zurück, als er ihr nahte. Er konnte sich das nicht verbergen, und im Tone eines Vorwurfs sagte er: “So sehen wir uns wieder! So, Adele! empfangen Sie den Freund?”
Sie vermochte ihm nicht gleich zu antworten. Seine Rede, seine Miene, seine Haltung berührten sie unangenehm, aber sie konnte das Auge nicht von ihm wenden, und den Blick fest auf ihn gerichtet, brach sie endlich in die Worte aus: “Sie hatte ich nicht zu sehen erwartet! Was führt Sie hierher?”
Auf einen solchen Empfang war er ganz unvorbereitet. “Adele!” rief er, “sind Sie es, bist Du es, die also redet zu dem Geliebten ihrer Jugend?”
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