Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.war der andere Zweig bei seinen theologischen Studien geblieben. Die Willmar's bekleideten verschiedene geistliche Aemter in dem kleinen Staate, und der Sohn eines Pfarrer Willmar hatte eben, als sein junger Vetter gestorben war, die Erziehung von zwei Knaben beendet, welche zu leiten er nach seinem zurückgelegten Candidaten-Examen übernommen hatte. Seine Jugend war kümmerlich gewesen, seine Universitätszeit voll Entbehrungen, das Leben auf dem Lande, im Vaterhause seiner Zöglinge, ernst und einsam, und es konnten noch Jahre vergehen, ehe Samuel Willmar das ersehnte Pfarramt erreichte. Dennoch war er mehr betroffen als erfreut durch den Vorschlag seines städtischen Verwandten. Einen selbstgewählten Beruf zu opfern, für den man sich durch lange, ernste Arbeit vorbereitet hat, ist immer ein schwerer Entschluß und eine bedenkliche Sache. Aber es waren Samuel hie und da Zweifel aufgestoßen gegen die Dogmen, war der andere Zweig bei seinen theologischen Studien geblieben. Die Willmar’s bekleideten verschiedene geistliche Aemter in dem kleinen Staate, und der Sohn eines Pfarrer Willmar hatte eben, als sein junger Vetter gestorben war, die Erziehung von zwei Knaben beendet, welche zu leiten er nach seinem zurückgelegten Candidaten-Examen übernommen hatte. Seine Jugend war kümmerlich gewesen, seine Universitätszeit voll Entbehrungen, das Leben auf dem Lande, im Vaterhause seiner Zöglinge, ernst und einsam, und es konnten noch Jahre vergehen, ehe Samuel Willmar das ersehnte Pfarramt erreichte. Dennoch war er mehr betroffen als erfreut durch den Vorschlag seines städtischen Verwandten. Einen selbstgewählten Beruf zu opfern, für den man sich durch lange, ernste Arbeit vorbereitet hat, ist immer ein schwerer Entschluß und eine bedenkliche Sache. Aber es waren Samuel hie und da Zweifel aufgestoßen gegen die Dogmen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="8"/> war der andere Zweig bei seinen theologischen Studien geblieben. Die Willmar’s bekleideten verschiedene geistliche Aemter in dem kleinen Staate, und der Sohn eines Pfarrer Willmar hatte eben, als sein junger Vetter gestorben war, die Erziehung von zwei Knaben beendet, welche zu leiten er nach seinem zurückgelegten Candidaten-Examen übernommen hatte. Seine Jugend war kümmerlich gewesen, seine Universitätszeit voll Entbehrungen, das Leben auf dem Lande, im Vaterhause seiner Zöglinge, ernst und einsam, und es konnten noch Jahre vergehen, ehe Samuel Willmar das ersehnte Pfarramt erreichte. Dennoch war er mehr betroffen als erfreut durch den Vorschlag seines städtischen Verwandten.</p> <p> Einen selbstgewählten Beruf zu opfern, für den man sich durch lange, ernste Arbeit vorbereitet hat, ist immer ein schwerer Entschluß und eine bedenkliche Sache. Aber es waren Samuel hie und da Zweifel aufgestoßen gegen die Dogmen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
war der andere Zweig bei seinen theologischen Studien geblieben. Die Willmar’s bekleideten verschiedene geistliche Aemter in dem kleinen Staate, und der Sohn eines Pfarrer Willmar hatte eben, als sein junger Vetter gestorben war, die Erziehung von zwei Knaben beendet, welche zu leiten er nach seinem zurückgelegten Candidaten-Examen übernommen hatte. Seine Jugend war kümmerlich gewesen, seine Universitätszeit voll Entbehrungen, das Leben auf dem Lande, im Vaterhause seiner Zöglinge, ernst und einsam, und es konnten noch Jahre vergehen, ehe Samuel Willmar das ersehnte Pfarramt erreichte. Dennoch war er mehr betroffen als erfreut durch den Vorschlag seines städtischen Verwandten.
Einen selbstgewählten Beruf zu opfern, für den man sich durch lange, ernste Arbeit vorbereitet hat, ist immer ein schwerer Entschluß und eine bedenkliche Sache. Aber es waren Samuel hie und da Zweifel aufgestoßen gegen die Dogmen,
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