Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.lassen; mit einem Male schien er sich zu bedenken und sagte: "Warten Sie, wo wohnen Sie, ich werde Sie nach Hause fahren!" Adele nahm das dankbar an. Sie war müde bis auf's Aeußerste, die Ruhe im Wagen stärkte sie, und es war doch ein Mensch neben ihr, der ihr den ersten Dienst geleistet, der ihr Rath, wenn auch nicht den erwünschten Rath gegeben hatte. Sie stieg ganz erheitert aus, als die prächtige Equipage vor dem Gasthofe hielt, und die Kellner, sich vor dem bekannten, reichen Manne ehrfurchtsvoll verneigten. Erst als sie die Mutter in der kleinen dunklen Stube sitzen sah, als diese sie fragte, was sie ausgerichtet habe, besann sie sich, daß Nichts geschehen, und Alles noch zu thun sei. Sie wollte der Mutter ihre Unterredung mit dem Buchhändler wiederholen, indeß sie fand nur zu bald, wie wenig diese Mittheilung geeignet sei, die Mutter aufzurichten, und war froh, als ein Klopfen an der Thür sie in der lassen; mit einem Male schien er sich zu bedenken und sagte: “Warten Sie, wo wohnen Sie, ich werde Sie nach Hause fahren!” Adele nahm das dankbar an. Sie war müde bis auf’s Aeußerste, die Ruhe im Wagen stärkte sie, und es war doch ein Mensch neben ihr, der ihr den ersten Dienst geleistet, der ihr Rath, wenn auch nicht den erwünschten Rath gegeben hatte. Sie stieg ganz erheitert aus, als die prächtige Equipage vor dem Gasthofe hielt, und die Kellner, sich vor dem bekannten, reichen Manne ehrfurchtsvoll verneigten. Erst als sie die Mutter in der kleinen dunklen Stube sitzen sah, als diese sie fragte, was sie ausgerichtet habe, besann sie sich, daß Nichts geschehen, und Alles noch zu thun sei. Sie wollte der Mutter ihre Unterredung mit dem Buchhändler wiederholen, indeß sie fand nur zu bald, wie wenig diese Mittheilung geeignet sei, die Mutter aufzurichten, und war froh, als ein Klopfen an der Thür sie in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="168"/> lassen; mit einem Male schien er sich zu bedenken und sagte: “Warten Sie, wo wohnen Sie, ich werde Sie nach Hause fahren!”</p> <p> Adele nahm das dankbar an. Sie war müde bis auf’s Aeußerste, die Ruhe im Wagen stärkte sie, und es war doch ein Mensch neben ihr, der ihr den ersten Dienst geleistet, der ihr Rath, wenn auch nicht den erwünschten Rath gegeben hatte. Sie stieg ganz erheitert aus, als die prächtige Equipage vor dem Gasthofe hielt, und die Kellner, sich vor dem bekannten, reichen Manne ehrfurchtsvoll verneigten. Erst als sie die Mutter in der kleinen dunklen Stube sitzen sah, als diese sie fragte, was sie ausgerichtet habe, besann sie sich, daß Nichts geschehen, und Alles noch zu thun sei. Sie wollte der Mutter ihre Unterredung mit dem Buchhändler wiederholen, indeß sie fand nur zu bald, wie wenig diese Mittheilung geeignet sei, die Mutter aufzurichten, und war froh, als ein Klopfen an der Thür sie in der </p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
lassen; mit einem Male schien er sich zu bedenken und sagte: “Warten Sie, wo wohnen Sie, ich werde Sie nach Hause fahren!”
Adele nahm das dankbar an. Sie war müde bis auf’s Aeußerste, die Ruhe im Wagen stärkte sie, und es war doch ein Mensch neben ihr, der ihr den ersten Dienst geleistet, der ihr Rath, wenn auch nicht den erwünschten Rath gegeben hatte. Sie stieg ganz erheitert aus, als die prächtige Equipage vor dem Gasthofe hielt, und die Kellner, sich vor dem bekannten, reichen Manne ehrfurchtsvoll verneigten. Erst als sie die Mutter in der kleinen dunklen Stube sitzen sah, als diese sie fragte, was sie ausgerichtet habe, besann sie sich, daß Nichts geschehen, und Alles noch zu thun sei. Sie wollte der Mutter ihre Unterredung mit dem Buchhändler wiederholen, indeß sie fand nur zu bald, wie wenig diese Mittheilung geeignet sei, die Mutter aufzurichten, und war froh, als ein Klopfen an der Thür sie in der
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