Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.allzu nahe gehen lassen, das ist Handel und Wandel!" sagte der Buchhändler, der ein Mann von bestem Herzen und im Grunde großmüthig war, wenn er dem Kaufmann in sich erst Genüge gethan hatte. "Was wollen Sie denn hier beginnen?" Adele faßte sich schnell, und sagte, sie wolle versuchen Unterricht im Zeichnen und in fremden Sprachen zu ertheilen[.] "Hier? in Berlin? wo alle die jungen Maler Nichts zu beißen und zu brocken haben, wo Leute von allen Nationen sitzen, mit Empfehlungen von aller Welt Enden und auf Schüler für fremde Sprachen lauern? Liebes Fräulein! das schlagen Sie sich um Gottes Willen aus dem Sinne, das ist ein unglücklicher Gedanke. Folgen Sie mir. Ihre Mutter muß ja zu leben haben, so viel muß ja geblieben sein, man kann sich billig hier einrichten! Meine Frau ist eine vortreffliche Wirthin, die wird Ihnen Alles angeben, und Sie -- wenn Sie mir folgen, so suchen Sie eine Stelle allzu nahe gehen lassen, das ist Handel und Wandel!” sagte der Buchhändler, der ein Mann von bestem Herzen und im Grunde großmüthig war, wenn er dem Kaufmann in sich erst Genüge gethan hatte. “Was wollen Sie denn hier beginnen?” Adele faßte sich schnell, und sagte, sie wolle versuchen Unterricht im Zeichnen und in fremden Sprachen zu ertheilen[.] “Hier? in Berlin? wo alle die jungen Maler Nichts zu beißen und zu brocken haben, wo Leute von allen Nationen sitzen, mit Empfehlungen von aller Welt Enden und auf Schüler für fremde Sprachen lauern? Liebes Fräulein! das schlagen Sie sich um Gottes Willen aus dem Sinne, das ist ein unglücklicher Gedanke. Folgen Sie mir. Ihre Mutter muß ja zu leben haben, so viel muß ja geblieben sein, man kann sich billig hier einrichten! Meine Frau ist eine vortreffliche Wirthin, die wird Ihnen Alles angeben, und Sie — wenn Sie mir folgen, so suchen Sie eine Stelle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="165"/> allzu nahe gehen lassen, das ist Handel und Wandel!” sagte der Buchhändler, der ein Mann von bestem Herzen und im Grunde großmüthig war, wenn er dem Kaufmann in sich erst Genüge gethan hatte. “Was wollen Sie denn hier beginnen?”</p> <p> Adele faßte sich schnell, und sagte, sie wolle versuchen Unterricht im Zeichnen und in fremden Sprachen zu ertheilen<supplied>.</supplied></p> <p> “Hier? in Berlin? wo alle die jungen Maler Nichts zu beißen und zu brocken haben, wo Leute von allen Nationen sitzen, mit Empfehlungen von aller Welt Enden und auf Schüler für fremde Sprachen lauern? Liebes Fräulein! das schlagen Sie sich um Gottes Willen aus dem Sinne, das ist ein unglücklicher Gedanke. Folgen Sie mir. Ihre Mutter muß ja zu leben haben, so viel muß ja geblieben sein, man kann sich billig hier einrichten! Meine Frau ist eine vortreffliche Wirthin, die wird Ihnen Alles angeben, und Sie — wenn Sie mir folgen, so suchen Sie eine Stelle </p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0175]
allzu nahe gehen lassen, das ist Handel und Wandel!” sagte der Buchhändler, der ein Mann von bestem Herzen und im Grunde großmüthig war, wenn er dem Kaufmann in sich erst Genüge gethan hatte. “Was wollen Sie denn hier beginnen?”
Adele faßte sich schnell, und sagte, sie wolle versuchen Unterricht im Zeichnen und in fremden Sprachen zu ertheilen.
“Hier? in Berlin? wo alle die jungen Maler Nichts zu beißen und zu brocken haben, wo Leute von allen Nationen sitzen, mit Empfehlungen von aller Welt Enden und auf Schüler für fremde Sprachen lauern? Liebes Fräulein! das schlagen Sie sich um Gottes Willen aus dem Sinne, das ist ein unglücklicher Gedanke. Folgen Sie mir. Ihre Mutter muß ja zu leben haben, so viel muß ja geblieben sein, man kann sich billig hier einrichten! Meine Frau ist eine vortreffliche Wirthin, die wird Ihnen Alles angeben, und Sie — wenn Sie mir folgen, so suchen Sie eine Stelle
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