Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Kellner nach dem Thürdrücker griff, "ich möchte die Wohnung der Medicinalräthin Hernthal wissen?" "Die wohnt hier nebenan! aber sie muß wohl auf Jahr und Tag verreist sein, denn sie hat das Haus an eine sächsische Herrschaft vermiethet, die wir hier vorigen Winter im Hotel gehabt haben. --"Befehlen Sie noch Etwas?" fragte er wieder mit der Bewegung des Davongehens. "Wir haben hier viele Bekannte und Empfehlungen," fuhr Adele fort, "aber wir wissen die Wohnungen nicht genau, ich habe mir die Liste unserer nothwendigsten Visiten gemacht, wollen Sie mir vielleicht -- --" "Den Lohndiener schicken?" unterbrach sie der Kellner mit wachsender Ungeduld. "Nein!" rief Adele, denn man hatte sie eigens davor gewarnt, einen Lohndiener anzunehmen, "nein! ich wollte Sie nur bitten, mir aufzuschreiben -- --" Kellner nach dem Thürdrücker griff, “ich möchte die Wohnung der Medicinalräthin Hernthal wissen?” “Die wohnt hier nebenan! aber sie muß wohl auf Jahr und Tag verreist sein, denn sie hat das Haus an eine sächsische Herrschaft vermiethet, die wir hier vorigen Winter im Hotel gehabt haben. —“Befehlen Sie noch Etwas?” fragte er wieder mit der Bewegung des Davongehens. “Wir haben hier viele Bekannte und Empfehlungen,” fuhr Adele fort, “aber wir wissen die Wohnungen nicht genau, ich habe mir die Liste unserer nothwendigsten Visiten gemacht, wollen Sie mir vielleicht — —” “Den Lohndiener schicken?” unterbrach sie der Kellner mit wachsender Ungeduld. “Nein!” rief Adele, denn man hatte sie eigens davor gewarnt, einen Lohndiener anzunehmen, “nein! ich wollte Sie nur bitten, mir aufzuschreiben — —” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="158"/> Kellner nach dem Thürdrücker griff, “ich möchte die Wohnung der Medicinalräthin Hernthal wissen?”</p> <p> “Die wohnt hier nebenan! aber sie muß wohl auf Jahr und Tag verreist sein, denn sie hat das Haus an eine sächsische Herrschaft vermiethet, die wir hier vorigen Winter im Hotel gehabt haben. —“Befehlen Sie noch Etwas?” fragte er wieder mit der Bewegung des Davongehens.</p> <p> “Wir haben hier viele Bekannte und Empfehlungen,” fuhr Adele fort, “aber wir wissen die Wohnungen nicht genau, ich habe mir die Liste unserer nothwendigsten Visiten gemacht, wollen Sie mir vielleicht — —”</p> <p> “Den Lohndiener schicken?” unterbrach sie der Kellner mit wachsender Ungeduld.</p> <p> “Nein!” rief Adele, denn man hatte sie eigens davor gewarnt, einen Lohndiener anzunehmen, “nein! ich wollte Sie nur bitten, mir aufzuschreiben — —”</p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0168]
Kellner nach dem Thürdrücker griff, “ich möchte die Wohnung der Medicinalräthin Hernthal wissen?”
“Die wohnt hier nebenan! aber sie muß wohl auf Jahr und Tag verreist sein, denn sie hat das Haus an eine sächsische Herrschaft vermiethet, die wir hier vorigen Winter im Hotel gehabt haben. —“Befehlen Sie noch Etwas?” fragte er wieder mit der Bewegung des Davongehens.
“Wir haben hier viele Bekannte und Empfehlungen,” fuhr Adele fort, “aber wir wissen die Wohnungen nicht genau, ich habe mir die Liste unserer nothwendigsten Visiten gemacht, wollen Sie mir vielleicht — —”
“Den Lohndiener schicken?” unterbrach sie der Kellner mit wachsender Ungeduld.
“Nein!” rief Adele, denn man hatte sie eigens davor gewarnt, einen Lohndiener anzunehmen, “nein! ich wollte Sie nur bitten, mir aufzuschreiben — —”
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