Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.im warmen Strahl der vollen Frühlingssonne. Vier Tage später, am ersten des Aprilmonats, machte der allgemeine Wohnungswechsel mit seiner Unruhe sich in der Stadt bemerkbar. Vor einigen der Nachbarshäuser hielten große Wagen, die man mit Mobilien belud. Geschäftige Arbeiter hasteten sich; man rief, man schalt, die Eigenthümer feuerten zur Eile an, denn Jeder strebte, die alte Habe unter das neue Dach zu bringen, das losgelöste Dasein an neuer Stelle zu festigen. Auch vor Willmar's Hause hielt ein Wagen, aber er war schwarz verhängt, und Alles war still in seiner Nähe. Mutter und Tochter standen weinend an dem Fenster in des Vaters Zimmer, dem letzten Orte, an dem noch keine Spur des Fortgehens sichtbar war. Man hatte die seit Tagen gepackten Kisten und Kasten im Flur auf die Seite gerückt, um Raum zu gewinnen für die Leichenträger, die eben die Treppe im warmen Strahl der vollen Frühlingssonne. Vier Tage später, am ersten des Aprilmonats, machte der allgemeine Wohnungswechsel mit seiner Unruhe sich in der Stadt bemerkbar. Vor einigen der Nachbarshäuser hielten große Wagen, die man mit Mobilien belud. Geschäftige Arbeiter hasteten sich; man rief, man schalt, die Eigenthümer feuerten zur Eile an, denn Jeder strebte, die alte Habe unter das neue Dach zu bringen, das losgelöste Dasein an neuer Stelle zu festigen. Auch vor Willmar’s Hause hielt ein Wagen, aber er war schwarz verhängt, und Alles war still in seiner Nähe. Mutter und Tochter standen weinend an dem Fenster in des Vaters Zimmer, dem letzten Orte, an dem noch keine Spur des Fortgehens sichtbar war. Man hatte die seit Tagen gepackten Kisten und Kasten im Flur auf die Seite gerückt, um Raum zu gewinnen für die Leichenträger, die eben die Treppe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="147"/> im warmen Strahl der vollen Frühlingssonne.</p> <p> Vier Tage später, am ersten des Aprilmonats, machte der allgemeine Wohnungswechsel mit seiner Unruhe sich in der Stadt bemerkbar. Vor einigen der Nachbarshäuser hielten große Wagen, die man mit Mobilien belud. Geschäftige Arbeiter hasteten sich; man rief, man schalt, die Eigenthümer feuerten zur Eile an, denn Jeder strebte, die alte Habe unter das neue Dach zu bringen, das losgelöste Dasein an neuer Stelle zu festigen.</p> <p> Auch vor Willmar’s Hause hielt ein Wagen, aber er war schwarz verhängt, und Alles war still in seiner Nähe. Mutter und Tochter standen weinend an dem Fenster in des Vaters Zimmer, dem letzten Orte, an dem noch keine Spur des Fortgehens sichtbar war. Man hatte die seit Tagen gepackten Kisten und Kasten im Flur auf die Seite gerückt, um Raum zu gewinnen für die Leichenträger, die eben die Treppe </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0157]
im warmen Strahl der vollen Frühlingssonne.
Vier Tage später, am ersten des Aprilmonats, machte der allgemeine Wohnungswechsel mit seiner Unruhe sich in der Stadt bemerkbar. Vor einigen der Nachbarshäuser hielten große Wagen, die man mit Mobilien belud. Geschäftige Arbeiter hasteten sich; man rief, man schalt, die Eigenthümer feuerten zur Eile an, denn Jeder strebte, die alte Habe unter das neue Dach zu bringen, das losgelöste Dasein an neuer Stelle zu festigen.
Auch vor Willmar’s Hause hielt ein Wagen, aber er war schwarz verhängt, und Alles war still in seiner Nähe. Mutter und Tochter standen weinend an dem Fenster in des Vaters Zimmer, dem letzten Orte, an dem noch keine Spur des Fortgehens sichtbar war. Man hatte die seit Tagen gepackten Kisten und Kasten im Flur auf die Seite gerückt, um Raum zu gewinnen für die Leichenträger, die eben die Treppe
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