Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.behalten, sich selbst und ihren Neigungen zu leben, die glücklicherweise mit denen ihres Mannes zusammenfielen. Man konnte also kaum eine friedlichere Ehe, eine glücklichere Familie finden, als die Willmar'sche. Selbst als Willmar und seine Frau sich über den bedenklichen Zustand seines Geschäftes nicht mehr täuschen konnten, halfen ihre besonderen Charaktere den Eheleuten über jene Sorgen fort, welche jeder Andere in gleicher Lage empfunden haben würde. Herr Willmar ergab sich mit phlegmatischer Ruhe in das Geschick. Er hielt sich vor, daß Steigen und Fallen in den Lebensverhältnissen, wie in der Natur, ihre bestimmten Gesetze hätten; daß sein Sohn begünstigt sein werde, wie der Großvater es gewesen, und Frau Willmar, eben so sanguinisch als ihr Mann phlegmatisch, lebte stets in so glänzenden Hoffnungen und Plänen, daß augenblickliches Mißgeschick sie nicht leicht niederzudrücken vermochte. behalten, sich selbst und ihren Neigungen zu leben, die glücklicherweise mit denen ihres Mannes zusammenfielen. Man konnte also kaum eine friedlichere Ehe, eine glücklichere Familie finden, als die Willmar’sche. Selbst als Willmar und seine Frau sich über den bedenklichen Zustand seines Geschäftes nicht mehr täuschen konnten, halfen ihre besonderen Charaktere den Eheleuten über jene Sorgen fort, welche jeder Andere in gleicher Lage empfunden haben würde. Herr Willmar ergab sich mit phlegmatischer Ruhe in das Geschick. Er hielt sich vor, daß Steigen und Fallen in den Lebensverhältnissen, wie in der Natur, ihre bestimmten Gesetze hätten; daß sein Sohn begünstigt sein werde, wie der Großvater es gewesen, und Frau Willmar, eben so sanguinisch als ihr Mann phlegmatisch, lebte stets in so glänzenden Hoffnungen und Plänen, daß augenblickliches Mißgeschick sie nicht leicht niederzudrücken vermochte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="4"/> behalten, sich selbst und ihren Neigungen zu leben, die glücklicherweise mit denen ihres Mannes zusammenfielen. Man konnte also kaum eine friedlichere Ehe, eine glücklichere Familie finden, als die Willmar’sche. Selbst als Willmar und seine Frau sich über den bedenklichen Zustand seines Geschäftes nicht mehr täuschen konnten, halfen ihre besonderen Charaktere den Eheleuten über jene Sorgen fort, welche jeder Andere in gleicher Lage empfunden haben würde. Herr Willmar ergab sich mit phlegmatischer Ruhe in das Geschick. Er hielt sich vor, daß Steigen und Fallen in den Lebensverhältnissen, wie in der Natur, ihre bestimmten Gesetze hätten; daß sein Sohn begünstigt sein werde, wie der Großvater es gewesen, und Frau Willmar, eben so sanguinisch als ihr Mann phlegmatisch, lebte stets in so glänzenden Hoffnungen und Plänen, daß augenblickliches Mißgeschick sie nicht leicht niederzudrücken vermochte.</p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0014]
behalten, sich selbst und ihren Neigungen zu leben, die glücklicherweise mit denen ihres Mannes zusammenfielen. Man konnte also kaum eine friedlichere Ehe, eine glücklichere Familie finden, als die Willmar’sche. Selbst als Willmar und seine Frau sich über den bedenklichen Zustand seines Geschäftes nicht mehr täuschen konnten, halfen ihre besonderen Charaktere den Eheleuten über jene Sorgen fort, welche jeder Andere in gleicher Lage empfunden haben würde. Herr Willmar ergab sich mit phlegmatischer Ruhe in das Geschick. Er hielt sich vor, daß Steigen und Fallen in den Lebensverhältnissen, wie in der Natur, ihre bestimmten Gesetze hätten; daß sein Sohn begünstigt sein werde, wie der Großvater es gewesen, und Frau Willmar, eben so sanguinisch als ihr Mann phlegmatisch, lebte stets in so glänzenden Hoffnungen und Plänen, daß augenblickliches Mißgeschick sie nicht leicht niederzudrücken vermochte.
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