Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.und die Zeichen eines unauflöslichen Bundes erkennen würde. Die Gestalten des Romanes indessen waren so oberflächlich und unvorsichtig in ihr Maskenkleid gehüllt, daß sie Niemand verborgen bleiben konnten, und über die Person des Dichters, der den Helden machte, war vollends kein Zweifel möglich. Ist es nun an und für sich ein mißlich Ding, wenn die Figuren einer Dichtung nur Abschriften bestimmter Individualitäten sind, weil ihnen diese Manier des Darstellens jede typische Bedeutung nimmt, und die Gefahr, an die Caricatur oder an die Häßlichkeit des Daguerrotyps zu stoßen, dabei kaum vermeidlich ist, so wird ein solcher Versuch doppelt bedenklich, wenn leidenschaftliche Abneigung oder Vorliebe die Feder führen, und das eigene Ich des Schrifstellers in den Rahmen der Dichtung hineingezogen wird. Es gehört das Genie eines Goethe dazu, sich selbst zum Ideal zu läutern, und es bedarf schon großer und die Zeichen eines unauflöslichen Bundes erkennen würde. Die Gestalten des Romanes indessen waren so oberflächlich und unvorsichtig in ihr Maskenkleid gehüllt, daß sie Niemand verborgen bleiben konnten, und über die Person des Dichters, der den Helden machte, war vollends kein Zweifel möglich. Ist es nun an und für sich ein mißlich Ding, wenn die Figuren einer Dichtung nur Abschriften bestimmter Individualitäten sind, weil ihnen diese Manier des Darstellens jede typische Bedeutung nimmt, und die Gefahr, an die Caricatur oder an die Häßlichkeit des Daguerrotyps zu stoßen, dabei kaum vermeidlich ist, so wird ein solcher Versuch doppelt bedenklich, wenn leidenschaftliche Abneigung oder Vorliebe die Feder führen, und das eigene Ich des Schrifstellers in den Rahmen der Dichtung hineingezogen wird. Es gehört das Genie eines Goethe dazu, sich selbst zum Ideal zu läutern, und es bedarf schon großer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="109"/> und die Zeichen eines unauflöslichen Bundes erkennen würde.</p> <p> Die Gestalten des Romanes indessen waren so oberflächlich und unvorsichtig in ihr Maskenkleid gehüllt, daß sie Niemand verborgen bleiben konnten, und über die Person des Dichters, der den Helden machte, war vollends kein Zweifel möglich. Ist es nun an und für sich ein mißlich Ding, wenn die Figuren einer Dichtung nur Abschriften bestimmter Individualitäten sind, weil ihnen diese Manier des Darstellens jede typische Bedeutung nimmt, und die Gefahr, an die Caricatur oder an die Häßlichkeit des Daguerrotyps zu stoßen, dabei kaum vermeidlich ist, so wird ein solcher Versuch doppelt bedenklich, wenn leidenschaftliche Abneigung oder Vorliebe die Feder führen, und das eigene Ich des Schrifstellers in den Rahmen der Dichtung hineingezogen wird. Es gehört das Genie eines Goethe dazu, sich selbst zum Ideal zu läutern, und es bedarf schon großer </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
und die Zeichen eines unauflöslichen Bundes erkennen würde.
Die Gestalten des Romanes indessen waren so oberflächlich und unvorsichtig in ihr Maskenkleid gehüllt, daß sie Niemand verborgen bleiben konnten, und über die Person des Dichters, der den Helden machte, war vollends kein Zweifel möglich. Ist es nun an und für sich ein mißlich Ding, wenn die Figuren einer Dichtung nur Abschriften bestimmter Individualitäten sind, weil ihnen diese Manier des Darstellens jede typische Bedeutung nimmt, und die Gefahr, an die Caricatur oder an die Häßlichkeit des Daguerrotyps zu stoßen, dabei kaum vermeidlich ist, so wird ein solcher Versuch doppelt bedenklich, wenn leidenschaftliche Abneigung oder Vorliebe die Feder führen, und das eigene Ich des Schrifstellers in den Rahmen der Dichtung hineingezogen wird. Es gehört das Genie eines Goethe dazu, sich selbst zum Ideal zu läutern, und es bedarf schon großer
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