Leutwein, Lorenz Friedrich: Einladungsschrift bey dem feyerlichen Redeakt welcher den 19ten April in allhiesigem Gymnasio von dreyen Zöglingen welche Akademien beziehen wollen gehalten werden soll. Schwäbisch Hall, 1797.seyn, was wirklich dem Staate nachtheilig und den Kindern selbst
höchst bösen
seyn, was wirklich dem Staate nachtheilig und den Kindern selbst
höchst bösen
<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0010" n="10"/> seyn, was wirklich dem Staate nachtheilig und den Kindern selbst höchst<lb/> schädlich ist. Ich werde diß nun auch zu erweisen suchen. Das zu frühzeiti-<lb/> ge Eilen auf die Akademien ist nachtheilig, für den Körper – das Herz – die<lb/> Gelehrsamkeit des künftigen Mannes – für das Vaterland. 1) Diß zu frühe<lb/> Eilen ist voderist schädlich für den Körper, und Gesundheit des Jünglings.<lb/> Diese Jahre, in denen er als Jüngling stehet, sind für sein ganzes folgendes<lb/> Leben höchst wichtige Jahre, auch in Hinsicht der Gesundheit wichtig. Eine<lb/> regelmäßig zugebrachte Jugend, verschaft, wie alle Aerzte versichern, ein<lb/> gesundes Alter; und Ausschweifungen hier begangen – wozu so viel Anlaß<lb/> gegeben wird – Uebermaaß im Trinken – Essen – der Liebe – wenn<lb/> ihre höchst traurige Folgen, sich auch nicht so gleich auf frischer That äußern;<lb/> so zeigen sie sich doch ganz gewiß in der Folge. Nun darf man aber doch<lb/> annehmen, daß Kinder, bey aller Freyheit, die sie leider gegenwärtig ha-<lb/> ben, unter denen Augen der Eltern, weniger Ausschweifungen sich überlas-<lb/> sen können. Der Jüngling auf Akademien aber ist völlig sein eigener Herr,<lb/> ohne Aufsicht, ohne warnenden Freund so gar, wenn sein jugendlicher Sinn<lb/> ihn zu Vergnügungen hinreißt, deren übertriebener Genuß höchst traurige<lb/> Folgen hat. Frey von allen Banden, die ihn bisher fesselten, umgeben von<lb/> allen Seiten mit schlimmen Beyspielen, die ihn zum Genuß der sinnlichen<lb/> Vergnügungen anlocken, Gelegenheiten aller Art, die sich ihm darbieten,<lb/> und die ihm um so reizender scheinen, je weniger Erfahrungen er von ihren<lb/> höchst traurigen Folgen gemacht hat. Unvermerkt hingerissen untergräbt er<lb/> seine Gesundheit, und verwelkt in der besten Blüthe der Jahre; oder äußern<lb/> sich auch die schrecklichen Folgen nicht so gleich, so wartet sein ein kränkliches<lb/> Alter, die Mannesstärke verschwindet zu der Zeit, wo sie am kräftigsten sich<lb/> zeigen sollte. Würde hingegen der Leib seine Festigkeit erhalten haben, so<lb/> würden Kräfte genug vorhanden seyn, die nicht zu übermäßigen Vergnügun-<lb/> gen ohne Schaden genießen zu können, ja Ausschweifungen selbst würden<lb/> nicht so ganz entnerven werden. 2) Eben so schädlich ist das zu frühzeitige<lb/> Eilen auf Akademien auch für das Herz. Ist es wohl unbekannt, daß der<lb/> nun in die große Welt eintrettende, sich selbst überlassene Jüngling, tausend<lb/> <fw type="catch" place="bottom">bösen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
seyn, was wirklich dem Staate nachtheilig und den Kindern selbst höchst
schädlich ist. Ich werde diß nun auch zu erweisen suchen. Das zu frühzeiti-
ge Eilen auf die Akademien ist nachtheilig, für den Körper – das Herz – die
Gelehrsamkeit des künftigen Mannes – für das Vaterland. 1) Diß zu frühe
Eilen ist voderist schädlich für den Körper, und Gesundheit des Jünglings.
Diese Jahre, in denen er als Jüngling stehet, sind für sein ganzes folgendes
Leben höchst wichtige Jahre, auch in Hinsicht der Gesundheit wichtig. Eine
regelmäßig zugebrachte Jugend, verschaft, wie alle Aerzte versichern, ein
gesundes Alter; und Ausschweifungen hier begangen – wozu so viel Anlaß
gegeben wird – Uebermaaß im Trinken – Essen – der Liebe – wenn
ihre höchst traurige Folgen, sich auch nicht so gleich auf frischer That äußern;
so zeigen sie sich doch ganz gewiß in der Folge. Nun darf man aber doch
annehmen, daß Kinder, bey aller Freyheit, die sie leider gegenwärtig ha-
ben, unter denen Augen der Eltern, weniger Ausschweifungen sich überlas-
sen können. Der Jüngling auf Akademien aber ist völlig sein eigener Herr,
ohne Aufsicht, ohne warnenden Freund so gar, wenn sein jugendlicher Sinn
ihn zu Vergnügungen hinreißt, deren übertriebener Genuß höchst traurige
Folgen hat. Frey von allen Banden, die ihn bisher fesselten, umgeben von
allen Seiten mit schlimmen Beyspielen, die ihn zum Genuß der sinnlichen
Vergnügungen anlocken, Gelegenheiten aller Art, die sich ihm darbieten,
und die ihm um so reizender scheinen, je weniger Erfahrungen er von ihren
höchst traurigen Folgen gemacht hat. Unvermerkt hingerissen untergräbt er
seine Gesundheit, und verwelkt in der besten Blüthe der Jahre; oder äußern
sich auch die schrecklichen Folgen nicht so gleich, so wartet sein ein kränkliches
Alter, die Mannesstärke verschwindet zu der Zeit, wo sie am kräftigsten sich
zeigen sollte. Würde hingegen der Leib seine Festigkeit erhalten haben, so
würden Kräfte genug vorhanden seyn, die nicht zu übermäßigen Vergnügun-
gen ohne Schaden genießen zu können, ja Ausschweifungen selbst würden
nicht so ganz entnerven werden. 2) Eben so schädlich ist das zu frühzeitige
Eilen auf Akademien auch für das Herz. Ist es wohl unbekannt, daß der
nun in die große Welt eintrettende, sich selbst überlassene Jüngling, tausend
bösen
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