Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.Cap. X. vom Schwung-Rad. Tab. XXII. §. 163. Der Gebrauch des Schwung-Rades ist nur bey denen Machinen mit Nutzen (1) Allwo die Krafft nicht allezeit einerley seyn darff, wie schon oben in etwas gedacht worden, doch daß sie dem Schwung ehe sie nachlässet, was mittheilen kan, als wie bey denen Machinen Fig. I. II. III. Tab. XXII. Oder (2) da das Vermögen der Machinen nicht einerley seyn darff, sondern die Operation nur wechselsweise geschehen kan; dergleichen ist bey denen Rädern der Drechsler, Zinn- und Roth-Giesser, weil solche dem Meisel nicht allezeit in einer- ley Stärcke anhalten; denn wo dieses, und zwar nur etwas starck, wie sie successive thun, geschiehet, würde das Schwung-Rad nichts nützen oder helffen, allein da sie bißweilen etwas stille halten, so kan der Rad-Treiber sein Rad inzwischen wieder in Schwung bringen, daß der Dreher solche Force exerciren kan, daß auch die star- cken Meisel zerspringen müssen, und mit solcher Abwechselung wird es weder dem Rad-Treiber noch Drechsler allzusauer. Oder die Schwung-Räder werden (3) gebrauchet, wo die Machine ungleich arbei- tet, und doch schnell gehen muß, wie bey denen Schneide-Mühlen, da ohne Schwung- Rad das Stern-Rad und Getriebe an der Welle und der krumme Zapffen bald zerbrechen würde, weil bey anhebender Krafft und Nachlassung derselben eine Sto- ckung erfolgen würde. Mehrere Exempel und Arten wird künfftig die Praxis in genugsamer Anzahl weisen. Das nothwendigste Stück bey dem Schwung-Rade. §. 164. Dieses ist die Schnelligkeit, daß es hurtig und schnell umlauffe, denn je schneller, je mehr §. 165. Hierbey wäre noch nöthig zu untersuchen, und eine gewisse Regel zu geben wegen der Das
Cap. X. vom Schwung-Rad. Tab. XXII. §. 163. Der Gebrauch des Schwung-Rades iſt nur bey denen Machinen mit Nutzen (1) Allwo die Krafft nicht allezeit einerley ſeyn darff, wie ſchon oben in etwas gedacht worden, doch daß ſie dem Schwung ehe ſie nachlaͤſſet, was mittheilen kan, als wie bey denen Machinen Fig. I. II. III. Tab. XXII. Oder (2) da das Vermoͤgen der Machinen nicht einerley ſeyn darff, ſondern die Operation nur wechſelsweiſe geſchehen kan; dergleichen iſt bey denen Raͤdern der Drechsler, Zinn- und Roth-Gieſſer, weil ſolche dem Meiſel nicht allezeit in einer- ley Staͤrcke anhalten; denn wo dieſes, und zwar nur etwas ſtarck, wie ſie ſucceſſive thun, geſchiehet, wuͤrde das Schwung-Rad nichts nuͤtzen oder helffen, allein da ſie bißweilen etwas ſtille halten, ſo kan der Rad-Treiber ſein Rad inzwiſchen wieder in Schwung bringen, daß der Dreher ſolche Force exerciren kan, daß auch die ſtar- cken Meiſel zerſpringen muͤſſen, und mit ſolcher Abwechſelung wird es weder dem Rad-Treiber noch Drechsler allzuſauer. Oder die Schwung-Raͤder werden (3) gebrauchet, wo die Machine ungleich arbei- tet, und doch ſchnell gehen muß, wie bey denen Schneide-Muͤhlen, da ohne Schwung- Rad das Stern-Rad und Getriebe an der Welle und der krumme Zapffen bald zerbrechen wuͤrde, weil bey anhebender Krafft und Nachlaſſung derſelben eine Sto- ckung erfolgen wuͤrde. Mehrere Exempel und Arten wird kuͤnfftig die Praxis in genugſamer Anzahl weiſen. Das nothwendigſte Stuͤck bey dem Schwung-Rade. §. 164. Dieſes iſt die Schnelligkeit, daß es hurtig und ſchnell umlauffe, denn je ſchneller, je mehr §. 165. Hierbey waͤre noch noͤthig zu unterſuchen, und eine gewiſſe Regel zu geben wegen der Das
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Cap. X. vom Schwung-Rad. Tab. XXII.
§. 163.
Der Gebrauch des Schwung-Rades iſt nur bey denen Machinen mit Nutzen
anzubringen:
(1) Allwo die Krafft nicht allezeit einerley ſeyn darff, wie ſchon oben in etwas gedacht
worden, doch daß ſie dem Schwung ehe ſie nachlaͤſſet, was mittheilen kan, als wie
bey denen Machinen Fig. I. II. III. Tab. XXII.
Oder (2) da das Vermoͤgen der Machinen nicht einerley ſeyn darff, ſondern die
Operation nur wechſelsweiſe geſchehen kan; dergleichen iſt bey denen Raͤdern der
Drechsler, Zinn- und Roth-Gieſſer, weil ſolche dem Meiſel nicht allezeit in einer-
ley Staͤrcke anhalten; denn wo dieſes, und zwar nur etwas ſtarck, wie ſie ſucceſſive
thun, geſchiehet, wuͤrde das Schwung-Rad nichts nuͤtzen oder helffen, allein da ſie
bißweilen etwas ſtille halten, ſo kan der Rad-Treiber ſein Rad inzwiſchen wieder in
Schwung bringen, daß der Dreher ſolche Force exerciren kan, daß auch die ſtar-
cken Meiſel zerſpringen muͤſſen, und mit ſolcher Abwechſelung wird es weder dem
Rad-Treiber noch Drechsler allzuſauer.
Oder die Schwung-Raͤder werden (3) gebrauchet, wo die Machine ungleich arbei-
tet, und doch ſchnell gehen muß, wie bey denen Schneide-Muͤhlen, da ohne Schwung-
Rad das Stern-Rad und Getriebe an der Welle und der krumme Zapffen bald
zerbrechen wuͤrde, weil bey anhebender Krafft und Nachlaſſung derſelben eine Sto-
ckung erfolgen wuͤrde.
Mehrere Exempel und Arten wird kuͤnfftig die Praxis in genugſamer Anzahl weiſen.
Jetzo iſt nur noch als das Haupt-Requiſitum eines Schwung-Rades zu ſagen, nemlich:
Das nothwendigſte Stuͤck bey dem
Schwung-Rade.
§. 164.
Dieſes iſt die Schnelligkeit, daß es hurtig und ſchnell umlauffe, denn je ſchneller, je mehr
Effect und Nutzen iſt hiervon zu gewarten, je kleiner aber ſolches iſt, je ſchneller es in die Be-
wegung zu bringen iſt, und je groͤſſer je langſamer, dannenhero bey Bewegung, wo ſich ein ſo
ſchnelles Lauffen des Schwung-Rades nicht will anbringen laſſen, muß man das Rad nur deſto
groͤſſer machen, ſo erhaͤlt man dennoch ſeinen Zweck. Alſo folget hingegen: alle Schwung-
Raͤder, die langſam umgehen, ſind nichts nuͤtze, und ohne Effect, dergleichen findet man ſehr
viel in des Böcklers Theatro Machinarum Tab. 113. und in dem de Strada Tab. 42. iſt
eines, allwo es weder die langſame Bewegung der Maͤnner, noch auch die Puͤſchel- oder Pa-
ternoſter-Kunſt zulaͤſſet, daß das Schwung-Rad ſich etwas ſchnell bewege, oder einen Effect
thue; andere und viele dergleichen Exempel zu geſchweigen, woraus die Unwiſſenheit des In-
ventoris genugſam erſcheinet. Die Handwercks-Leute machen ſich zwar auch viel Sorge
wegen der Gewichte an Schwung-Raͤdern, ob eine gleiche oder ungleiche Zahl beſſer? alleine
es iſt alles gleich, es ſey eine runde Scheibe, wie Tab. XXII. Fig. I. oder drey Gewichte, wie
Fig. II. oder vier Gewichte, wie Fig. III. wenn ſie nur alſo eingetheilet ſind, daß ſie mitein-
ander in æquilibrio ſtehen.
§. 165.
Hierbey waͤre noch noͤthig zu unterſuchen, und eine gewiſſe Regel zu geben wegen der
Schwehre, Groͤſſe und gewiſſern Schnelligkeit ſolcher Raͤder, ſo aber noch zur Zeit muß aus-
geſetzet bleiben, weil ich noch nicht ſehe, wie wegen ſo vieler Umſtaͤnde etwas gewiſſes zu melden
ſey. Doch will inzwiſchen nur ſo viel ſagen, daß, wie zu leichte Schwung-Raͤder wenig nuͤtzen,
alſo allzuſchwehre, wegen der groſſen Laſt und Friction, und weil ſie ſchwehr in Bewegung zu
bringen, auch nicht dienlich ſeyn.
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