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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Das III. Capitel.
Von Scheiben- oder Flaschen-Zügen.
§. 59.

Dieser Heb-Zeug wird der Scheiben- oder Flaschen-Zug genennet, weil
er aus Scheiben oder Rollen, darüber die Seile gehen, und aus Flaschen, das
ist ein Gehäuse, darinnen die Scheiben um ihren Nagel, der in den Flaschen fe-
ste ist, umlauffen, bestehet.

§. 60.

Die Stücke des Flaschen-Zugs sind:

1. Die Scheibe.
2. Die Flasche.
3. Der Nagel oder Poltzen.
4. Das Gehänge, Hacken oder Ring.
5. Das Seil.

Figura X. Tab. VIII. ist E die Scheibe. A die Flasche. K der Poltzen. B das
Gehänge oder Rincken. C der Hacken. Fig. V. A die Scheibe. B die Flasche. H der
Hacken.

§. 61.

Die Materie des Flaschen-Zugs kan seyn: Holtz, Eisen und Meßing; der Pol-
tzen muß allezeit von Eisen seyn; die Scheiben sind am besten von Meßing, wie auch die
Flaschen, ob schon viele nur von Holtz gemachet werden; die Rincken und Hacken müssen auch
eisern seyn, wiewohl manche bey den höltzernen nur Löcher durch die Flaschen bohren, und ein
Seil durchziehen.

§. 62.

Eine Rolle oder Scheibe in der Mechanic zum Flaschen-Zug ist eine runde Schei-
be, so auf der äussersten Fläche eingedrehet ist, oder eine halb-weit-runde Tieffe hat, daß eine
Schnur oder Seil darinnen liegen kan; in ihrer Mitte befindet sich ein Loch, dadurch ein
Poltzen gestecket wird, daß solche daran mit dem Seil kan beweget werden. Die Figur die-
ser Scheibe seitwärts ist Fig. I. Tab. VIII. vorwärts Fig. III. da C D die halb-circkelrun-
de Vertiefung ist, darinnen das Seil lieget, perspectivisch Fig. II. zu sehen, B ist das Loch,
dadurch der Poltzen gehet.

Die Scheibe ist nicht anders zu betrachten als ein gleich-ärmiger Hebel oder
Waag-Balcken,
Fig. IV. Tab. VIII. zu sehen, da a die Achse oder Centrum, a b der
eine und a c der andere gleich-lange Arm, und daher einerley ist, ihr hänget die Gewichte D
und E in c und b feste, oder lasset die Schnur über die gantze Scheibe von c über f nach b
gehen, und weil a b so lang als a c, so muß das Gewichte D so schwehr als E seyn, wenn
beyde in aequilibrio stehen sollen. Hieraus folget:

Wenn eine Last nur über eine Scheibe gezogen wird, die Krafft der Last nicht
nur gleich, sondern noch etwas stärcker seyn muß;
aber gleichwie bey dem gleich-ärmi-
gen Hebel, wenn das eine Theil auf der Unterlage, die Last in der Mitte hänget, als Fig. XII.

Tab. I.
* * *
Das III. Capitel.
Von Scheiben- oder Flaſchen-Zuͤgen.
§. 59.

Dieſer Heb-Zeug wird der Scheiben- oder Flaſchen-Zug genennet, weil
er aus Scheiben oder Rollen, daruͤber die Seile gehen, und aus Flaſchen, das
iſt ein Gehaͤuſe, darinnen die Scheiben um ihren Nagel, der in den Flaſchen fe-
ſte iſt, umlauffen, beſtehet.

§. 60.

Die Stuͤcke des Flaſchen-Zugs ſind:

1. Die Scheibe.
2. Die Flaſche.
3. Der Nagel oder Poltzen.
4. Das Gehaͤnge, Hacken oder Ring.
5. Das Seil.

Figura X. Tab. VIII. iſt E die Scheibe. A die Flaſche. K der Poltzen. B das
Gehaͤnge oder Rincken. C der Hacken. Fig. V. A die Scheibe. B die Flaſche. H der
Hacken.

§. 61.

Die Materie des Flaſchen-Zugs kan ſeyn: Holtz, Eiſen und Meßing; der Pol-
tzen muß allezeit von Eiſen ſeyn; die Scheiben ſind am beſten von Meßing, wie auch die
Flaſchen, ob ſchon viele nur von Holtz gemachet werden; die Rincken und Hacken muͤſſen auch
eiſern ſeyn, wiewohl manche bey den hoͤltzernen nur Loͤcher durch die Flaſchen bohren, und ein
Seil durchziehen.

§. 62.

Eine Rolle oder Scheibe in der Mechanic zum Flaſchen-Zug iſt eine runde Schei-
be, ſo auf der aͤuſſerſten Flaͤche eingedrehet iſt, oder eine halb-weit-runde Tieffe hat, daß eine
Schnur oder Seil darinnen liegen kan; in ihrer Mitte befindet ſich ein Loch, dadurch ein
Poltzen geſtecket wird, daß ſolche daran mit dem Seil kan beweget werden. Die Figur die-
ſer Scheibe ſeitwaͤrts iſt Fig. I. Tab. VIII. vorwaͤrts Fig. III. da C D die halb-circkelrun-
de Vertiefung iſt, darinnen das Seil lieget, perſpectiviſch Fig. II. zu ſehen, B iſt das Loch,
dadurch der Poltzen gehet.

Die Scheibe iſt nicht anders zu betrachten als ein gleich-aͤrmiger Hebel oder
Waag-Balcken,
Fig. IV. Tab. VIII. zu ſehen, da a die Achſe oder Centrum, a b der
eine und a c der andere gleich-lange Arm, und daher einerley iſt, ihr haͤnget die Gewichte D
und E in c und b feſte, oder laſſet die Schnur uͤber die gantze Scheibe von c uͤber f nach b
gehen, und weil a b ſo lang als a c, ſo muß das Gewichte D ſo ſchwehr als E ſeyn, wenn
beyde in æquilibrio ſtehen ſollen. Hieraus folget:

Wenn eine Laſt nur uͤber eine Scheibe gezogen wird, die Krafft der Laſt nicht
nur gleich, ſondern noch etwas ſtaͤrcker ſeyn muß;
aber gleichwie bey dem gleich-aͤrmi-
gen Hebel, wenn das eine Theil auf der Unterlage, die Laſt in der Mitte haͤnget, als Fig. XII.

Tab. I.
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[34/0054] * * * Das III. Capitel. Von Scheiben- oder Flaſchen-Zuͤgen. §. 59. Dieſer Heb-Zeug wird der Scheiben- oder Flaſchen-Zug genennet, weil er aus Scheiben oder Rollen, daruͤber die Seile gehen, und aus Flaſchen, das iſt ein Gehaͤuſe, darinnen die Scheiben um ihren Nagel, der in den Flaſchen fe- ſte iſt, umlauffen, beſtehet. §. 60. Die Stuͤcke des Flaſchen-Zugs ſind: 1. Die Scheibe. 2. Die Flaſche. 3. Der Nagel oder Poltzen. 4. Das Gehaͤnge, Hacken oder Ring. 5. Das Seil. Figura X. Tab. VIII. iſt E die Scheibe. A die Flaſche. K der Poltzen. B das Gehaͤnge oder Rincken. C der Hacken. Fig. V. A die Scheibe. B die Flaſche. H der Hacken. §. 61. Die Materie des Flaſchen-Zugs kan ſeyn: Holtz, Eiſen und Meßing; der Pol- tzen muß allezeit von Eiſen ſeyn; die Scheiben ſind am beſten von Meßing, wie auch die Flaſchen, ob ſchon viele nur von Holtz gemachet werden; die Rincken und Hacken muͤſſen auch eiſern ſeyn, wiewohl manche bey den hoͤltzernen nur Loͤcher durch die Flaſchen bohren, und ein Seil durchziehen. §. 62. Eine Rolle oder Scheibe in der Mechanic zum Flaſchen-Zug iſt eine runde Schei- be, ſo auf der aͤuſſerſten Flaͤche eingedrehet iſt, oder eine halb-weit-runde Tieffe hat, daß eine Schnur oder Seil darinnen liegen kan; in ihrer Mitte befindet ſich ein Loch, dadurch ein Poltzen geſtecket wird, daß ſolche daran mit dem Seil kan beweget werden. Die Figur die- ſer Scheibe ſeitwaͤrts iſt Fig. I. Tab. VIII. vorwaͤrts Fig. III. da C D die halb-circkelrun- de Vertiefung iſt, darinnen das Seil lieget, perſpectiviſch Fig. II. zu ſehen, B iſt das Loch, dadurch der Poltzen gehet. Die Scheibe iſt nicht anders zu betrachten als ein gleich-aͤrmiger Hebel oder Waag-Balcken, Fig. IV. Tab. VIII. zu ſehen, da a die Achſe oder Centrum, a b der eine und a c der andere gleich-lange Arm, und daher einerley iſt, ihr haͤnget die Gewichte D und E in c und b feſte, oder laſſet die Schnur uͤber die gantze Scheibe von c uͤber f nach b gehen, und weil a b ſo lang als a c, ſo muß das Gewichte D ſo ſchwehr als E ſeyn, wenn beyde in æquilibrio ſtehen ſollen. Hieraus folget: Wenn eine Laſt nur uͤber eine Scheibe gezogen wird, die Krafft der Laſt nicht nur gleich, ſondern noch etwas ſtaͤrcker ſeyn muß; aber gleichwie bey dem gleich-aͤrmi- gen Hebel, wenn das eine Theil auf der Unterlage, die Laſt in der Mitte haͤnget, als Fig. XII. Tab. I.

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/54>, abgerufen am 25.11.2024.