Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. XX. vom Wasser-Maas. Tab. LIX.

Alle Machinen, so sich langsam bewegen, haben mehr Krafft nöthig, als die, so eine
schnelle Bewegung haben, weil die Schnelligkeit den Rädern und andern bewegenden Stü-
cken, absonderlich wenn sich alles in Circkel beweget, einen Schwung und Leichtigkeit giebet.

Zum Exempel

dienet die Probe des Herrn Gärtners, Königl. Modell-Meisters in Dreßden, da er einen
Wagen mit 6 Ellen hohen Rädern machen lassen, dadurch zwar auf einmahl einen grossen
Schragen Holtz fortfahren können, wenn die Pferde schnell gelauffen, alleine wenn solche
sachte gegangen, es nicht thun können, denn gleichwie alle Dinge leichter in der Bewegung zu
erhalten, als zu bringen, so ist auch eine Bewegung, die schnell ist, ehe besser und leichter zu er-
halten, als eine die langsam ist. Auch halte ich davor, daß das Wasser viel von seiner Krafft
verliehre, wenn es schnell, und die Machine langsam gehet, absonderlich wenn es solche durch
den Schuß erlanget, und nicht durch die Schwehre thut, wie bey unterschiedlichen Bewegun-
gen erweißlich; denn ein schwehrer Cörper, der entweder gar stille stehet oder lieget, oder
auch eine kleine Bewegung nur hat, die prallende Krafft nicht sonderlich empfindet.

Ein Exempel zeigen die Marckschreyer, die sich einen Amboß auf die Brust setzen, und
ein starck Eisen darauf zuhauen lassen. Daß sie den Streich des Hammers nicht empfinden,
ist der schwehre Amboß Ursach, weil er durch den Hammer, der doch auch schwehr ist, aber in
Ansehung des Ambosses leichte, nicht so schnell kan beweget werden, und also gegen die Brust
weichet; ja dieses zeiget sich auch bey Anlassung der Mühlen, da man öffters dem Wasser,
absonderlich bey grossen Rädern mit Krafft zu hülffe kommen muß; wie solches an einem über-
schlechtigen Rade von 22 Ellen hoch bey Stockholm zu sehen, so man erst allezeit mit Hebbäu-
men zum Gang bringen müssen. Dahero soll die Machine also disponiret werden, daß
das Rad mit der Schnelligkeit des Wassers zugleich fortgehet, welches, wenn alles wohl über-
leget wird, gar wohl möglich ist.

§. 532.

Zum IX. ist die Frage: Ob alles wohl gethan, wenn man das Gerinne zum
Rad weit machet, und das Rad schmahl, und alsdenn nahe am Rad auf beyden
Seiten Backen oder Bäncke, wie es hier genennet wird, die jählings zulauffen, an-
setzet
? wie an etlichen Orten zu sehen.

Als Figura I. Tabula LXI. A da A B das Gerinne. C die untersten Schau-
feln vom Rade. D E und C H die beyden Backen, daran sich das Wasser gegen die
Mitte wendet, und einander selbst dränget, wie oben gesaget worden. Alleine man berau-
bet sich noch mehr Vortheil, nemlich, weil das Wasser breit und dünne fliesset, hat es nicht so
viel Druck und Schwehre, und also auch nicht so viel Stoß und Krafft, denn je höher das Was-
ser aufeinander stehet, je mehr Krafft empfängt solches im Fall, dannenhero ist es besser, daß
man das Wasser alsobald in die Enge bringe, und solche lang und gantz flach anlauffen lässet,
oder so bald es zu fallen anfänget.

§. 533.

Zum X. ist die Frage: Ob man das Wasser auch lange unter dem Rade lassen
soll, wenn es keinen Fall mehr hat?
als wie etwa die Art des Herrn Sturms hier Tab.
63. Fig. 1.
da das Wasser von c bis D horizontal fliessen muß, weil nun das Wasser
von E bis c einen schnellen Fall hat, auf der horizontalen Fläche C D aber nicht,
sondern allda von Natur gar stille stehet, so muß es von dar mit Gewalt durch das obere Was-
ser und Rad fortgetrieben werden, hält also nicht nur das obere Wasser auf, sondern hindert
auch das Rad an seinem Lauff, und halte ich davor, daß es besser sey gar kein Wasser nach c,

oder
Cap. XX. vom Waſſer-Maas. Tab. LIX.

Alle Machinen, ſo ſich langſam bewegen, haben mehr Krafft noͤthig, als die, ſo eine
ſchnelle Bewegung haben, weil die Schnelligkeit den Raͤdern und andern bewegenden Stuͤ-
cken, abſonderlich wenn ſich alles in Circkel beweget, einen Schwung und Leichtigkeit giebet.

Zum Exempel

dienet die Probe des Herrn Gaͤrtners, Koͤnigl. Modell-Meiſters in Dreßden, da er einen
Wagen mit 6 Ellen hohen Raͤdern machen laſſen, dadurch zwar auf einmahl einen groſſen
Schragen Holtz fortfahren koͤnnen, wenn die Pferde ſchnell gelauffen, alleine wenn ſolche
ſachte gegangen, es nicht thun koͤnnen, denn gleichwie alle Dinge leichter in der Bewegung zu
erhalten, als zu bringen, ſo iſt auch eine Bewegung, die ſchnell iſt, ehe beſſer und leichter zu er-
halten, als eine die langſam iſt. Auch halte ich davor, daß das Waſſer viel von ſeiner Krafft
verliehre, wenn es ſchnell, und die Machine langſam gehet, abſonderlich wenn es ſolche durch
den Schuß erlanget, und nicht durch die Schwehre thut, wie bey unterſchiedlichen Bewegun-
gen erweißlich; denn ein ſchwehrer Coͤrper, der entweder gar ſtille ſtehet oder lieget, oder
auch eine kleine Bewegung nur hat, die prallende Krafft nicht ſonderlich empfindet.

Ein Exempel zeigen die Marckſchreyer, die ſich einen Amboß auf die Bruſt ſetzen, und
ein ſtarck Eiſen darauf zuhauen laſſen. Daß ſie den Streich des Hammers nicht empfinden,
iſt der ſchwehre Amboß Urſach, weil er durch den Hammer, der doch auch ſchwehr iſt, aber in
Anſehung des Amboſſes leichte, nicht ſo ſchnell kan beweget werden, und alſo gegen die Bruſt
weichet; ja dieſes zeiget ſich auch bey Anlaſſung der Muͤhlen, da man oͤffters dem Waſſer,
abſonderlich bey groſſen Raͤdern mit Krafft zu huͤlffe kommen muß; wie ſolches an einem uͤber-
ſchlechtigen Rade von 22 Ellen hoch bey Stockholm zu ſehen, ſo man erſt allezeit mit Hebbaͤu-
men zum Gang bringen muͤſſen. Dahero ſoll die Machine alſo diſponiret werden, daß
das Rad mit der Schnelligkeit des Waſſers zugleich fortgehet, welches, wenn alles wohl uͤber-
leget wird, gar wohl moͤglich iſt.

§. 532.

Zum IX. iſt die Frage: Ob alles wohl gethan, wenn man das Gerinne zum
Rad weit machet, und das Rad ſchmahl, und alsdenn nahe am Rad auf beyden
Seiten Backen oder Baͤncke, wie es hier genennet wird, die jaͤhlings zulauffen, an-
ſetzet
? wie an etlichen Orten zu ſehen.

Als Figura I. Tabula LXI. A da A B das Gerinne. C die unterſten Schau-
feln vom Rade. D E und C H die beyden Backen, daran ſich das Waſſer gegen die
Mitte wendet, und einander ſelbſt draͤnget, wie oben geſaget worden. Alleine man berau-
bet ſich noch mehr Vortheil, nemlich, weil das Waſſer breit und duͤnne flieſſet, hat es nicht ſo
viel Druck und Schwehre, und alſo auch nicht ſo viel Stoß und Krafft, denn je hoͤher das Waſ-
ſer aufeinander ſtehet, je mehr Krafft empfaͤngt ſolches im Fall, dannenhero iſt es beſſer, daß
man das Waſſer alſobald in die Enge bringe, und ſolche lang und gantz flach anlauffen laͤſſet,
oder ſo bald es zu fallen anfaͤnget.

§. 533.

Zum X. iſt die Frage: Ob man das Waſſer auch lange unter dem Rade laſſen
ſoll, wenn es keinen Fall mehr hat?
als wie etwa die Art des Herrn Sturms hier Tab.
63. Fig. 1.
da das Waſſer von c bis D horizontal flieſſen muß, weil nun das Waſſer
von E bis c einen ſchnellen Fall hat, auf der horizontalen Flaͤche C D aber nicht,
ſondern allda von Natur gar ſtille ſtehet, ſo muß es von dar mit Gewalt durch das obere Waſ-
ſer und Rad fortgetrieben werden, haͤlt alſo nicht nur das obere Waſſer auf, ſondern hindert
auch das Rad an ſeinem Lauff, und halte ich davor, daß es beſſer ſey gar kein Waſſer nach c,

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0223" n="195[203]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Cap. XX.</hi> <hi rendition="#fr">vom Wa&#x017F;&#x017F;er-Maas.</hi> <hi rendition="#aq">Tab. LIX.</hi> </fw><lb/>
          <p>Alle <hi rendition="#aq">Machin</hi>en, &#x017F;o &#x017F;ich lang&#x017F;am bewegen, haben mehr Krafft no&#x0364;thig, als die, &#x017F;o eine<lb/>
&#x017F;chnelle Bewegung haben, weil die Schnelligkeit den Ra&#x0364;dern und andern bewegenden Stu&#x0364;-<lb/>
cken, ab&#x017F;onderlich wenn &#x017F;ich alles in Circkel beweget, einen Schwung und Leichtigkeit giebet.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Zum Exempel</hi> </head><lb/>
            <p>dienet die Probe des <hi rendition="#fr">Herrn Ga&#x0364;rtners</hi>, Ko&#x0364;nigl. <hi rendition="#aq">Modell-</hi>Mei&#x017F;ters in Dreßden, da er einen<lb/>
Wagen mit 6 Ellen hohen Ra&#x0364;dern machen la&#x017F;&#x017F;en, dadurch zwar auf einmahl einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schragen Holtz fortfahren ko&#x0364;nnen, wenn die Pferde &#x017F;chnell gelauffen, alleine wenn &#x017F;olche<lb/>
&#x017F;achte gegangen, es nicht thun ko&#x0364;nnen, denn gleichwie alle Dinge leichter in der Bewegung zu<lb/>
erhalten, als zu bringen, &#x017F;o i&#x017F;t auch eine Bewegung, die &#x017F;chnell i&#x017F;t, ehe be&#x017F;&#x017F;er und leichter zu er-<lb/>
halten, als eine die lang&#x017F;am i&#x017F;t. Auch halte ich davor, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er viel von &#x017F;einer Krafft<lb/>
verliehre, wenn es &#x017F;chnell, und die <hi rendition="#aq">Machine</hi> lang&#x017F;am gehet, ab&#x017F;onderlich wenn es &#x017F;olche durch<lb/>
den Schuß erlanget, und nicht durch die Schwehre thut, wie bey unter&#x017F;chiedlichen Bewegun-<lb/>
gen erweißlich; denn ein &#x017F;chwehrer Co&#x0364;rper, der entweder gar &#x017F;tille &#x017F;tehet oder lieget, oder<lb/>
auch eine kleine Bewegung nur hat, die prallende Krafft nicht &#x017F;onderlich empfindet.</p><lb/>
            <p>Ein Exempel zeigen die Marck&#x017F;chreyer, die &#x017F;ich einen Amboß auf die Bru&#x017F;t &#x017F;etzen, und<lb/>
ein &#x017F;tarck Ei&#x017F;en darauf zuhauen la&#x017F;&#x017F;en. Daß &#x017F;ie den Streich des Hammers nicht empfinden,<lb/>
i&#x017F;t der &#x017F;chwehre Amboß Ur&#x017F;ach, weil er durch den Hammer, der doch auch &#x017F;chwehr i&#x017F;t, aber in<lb/>
An&#x017F;ehung des Ambo&#x017F;&#x017F;es leichte, nicht &#x017F;o &#x017F;chnell kan beweget werden, und al&#x017F;o gegen die Bru&#x017F;t<lb/>
weichet; ja die&#x017F;es zeiget &#x017F;ich auch bey Anla&#x017F;&#x017F;ung der Mu&#x0364;hlen, da man o&#x0364;ffters dem Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
ab&#x017F;onderlich bey gro&#x017F;&#x017F;en Ra&#x0364;dern mit Krafft zu hu&#x0364;lffe kommen muß; wie &#x017F;olches an einem u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chlechtigen Rade von 22 Ellen hoch bey Stockholm zu &#x017F;ehen, &#x017F;o man er&#x017F;t allezeit mit Hebba&#x0364;u-<lb/>
men zum Gang bringen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Dahero &#x017F;oll die <hi rendition="#aq">Machine</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ret werden, daß<lb/>
das Rad mit der Schnelligkeit des Wa&#x017F;&#x017F;ers zugleich fortgehet, welches, wenn alles wohl u&#x0364;ber-<lb/>
leget wird, gar wohl mo&#x0364;glich i&#x017F;t.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 532.</head><lb/>
          <p>Zum <hi rendition="#aq">IX.</hi> i&#x017F;t die Frage: <hi rendition="#fr">Ob alles wohl gethan, wenn man das Gerinne zum<lb/>
Rad weit machet, und das Rad &#x017F;chmahl, und alsdenn nahe am Rad auf beyden<lb/>
Seiten Backen oder Ba&#x0364;ncke, wie es hier genennet wird, die ja&#x0364;hlings zulauffen, an-<lb/>
&#x017F;etzet</hi>? wie an etlichen Orten zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura I. Tabula LXI. A</hi></hi> da <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A B</hi></hi> das Gerinne. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi></hi> die unter&#x017F;ten Schau-<lb/>
feln vom Rade. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">D E</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C H</hi></hi> die beyden Backen, daran &#x017F;ich das Wa&#x017F;&#x017F;er gegen die<lb/>
Mitte wendet, und einander &#x017F;elb&#x017F;t dra&#x0364;nget, wie oben ge&#x017F;aget worden. Alleine man berau-<lb/>
bet &#x017F;ich noch mehr Vortheil, nemlich, weil das Wa&#x017F;&#x017F;er breit und du&#x0364;nne flie&#x017F;&#x017F;et, hat es nicht &#x017F;o<lb/>
viel Druck und Schwehre, und al&#x017F;o auch nicht &#x017F;o viel Stoß und Krafft, denn je ho&#x0364;her das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er aufeinander &#x017F;tehet, je mehr Krafft empfa&#x0364;ngt &#x017F;olches im Fall, dannenhero i&#x017F;t es be&#x017F;&#x017F;er, daß<lb/>
man das Wa&#x017F;&#x017F;er al&#x017F;obald in die Enge bringe, und &#x017F;olche lang und gantz flach anlauffen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
oder &#x017F;o bald es zu fallen anfa&#x0364;nget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 533.</head><lb/>
          <p>Zum <hi rendition="#aq">X.</hi> i&#x017F;t die Frage: <hi rendition="#fr">Ob man das Wa&#x017F;&#x017F;er auch lange unter dem Rade la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;oll, wenn es keinen Fall mehr hat?</hi> als wie etwa die Art des <hi rendition="#fr">Herrn Sturms</hi> hier <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tab.<lb/>
63. Fig. 1.</hi></hi> da das Wa&#x017F;&#x017F;er von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c</hi></hi> bis <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">D</hi> horizontal</hi> flie&#x017F;&#x017F;en muß, weil nun das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E</hi></hi> bis <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c</hi></hi> einen &#x017F;chnellen Fall hat, auf der <hi rendition="#aq">horizontal</hi>en Fla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C D</hi></hi> aber nicht,<lb/>
&#x017F;ondern allda von Natur gar &#x017F;tille &#x017F;tehet, &#x017F;o muß es von dar mit Gewalt durch das obere Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und Rad fortgetrieben werden, ha&#x0364;lt al&#x017F;o nicht nur das obere Wa&#x017F;&#x017F;er auf, &#x017F;ondern hindert<lb/>
auch das Rad an &#x017F;einem Lauff, und halte ich davor, daß es be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey gar kein Wa&#x017F;&#x017F;er nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c</hi>,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195[203]/0223] Cap. XX. vom Waſſer-Maas. Tab. LIX. Alle Machinen, ſo ſich langſam bewegen, haben mehr Krafft noͤthig, als die, ſo eine ſchnelle Bewegung haben, weil die Schnelligkeit den Raͤdern und andern bewegenden Stuͤ- cken, abſonderlich wenn ſich alles in Circkel beweget, einen Schwung und Leichtigkeit giebet. Zum Exempel dienet die Probe des Herrn Gaͤrtners, Koͤnigl. Modell-Meiſters in Dreßden, da er einen Wagen mit 6 Ellen hohen Raͤdern machen laſſen, dadurch zwar auf einmahl einen groſſen Schragen Holtz fortfahren koͤnnen, wenn die Pferde ſchnell gelauffen, alleine wenn ſolche ſachte gegangen, es nicht thun koͤnnen, denn gleichwie alle Dinge leichter in der Bewegung zu erhalten, als zu bringen, ſo iſt auch eine Bewegung, die ſchnell iſt, ehe beſſer und leichter zu er- halten, als eine die langſam iſt. Auch halte ich davor, daß das Waſſer viel von ſeiner Krafft verliehre, wenn es ſchnell, und die Machine langſam gehet, abſonderlich wenn es ſolche durch den Schuß erlanget, und nicht durch die Schwehre thut, wie bey unterſchiedlichen Bewegun- gen erweißlich; denn ein ſchwehrer Coͤrper, der entweder gar ſtille ſtehet oder lieget, oder auch eine kleine Bewegung nur hat, die prallende Krafft nicht ſonderlich empfindet. Ein Exempel zeigen die Marckſchreyer, die ſich einen Amboß auf die Bruſt ſetzen, und ein ſtarck Eiſen darauf zuhauen laſſen. Daß ſie den Streich des Hammers nicht empfinden, iſt der ſchwehre Amboß Urſach, weil er durch den Hammer, der doch auch ſchwehr iſt, aber in Anſehung des Amboſſes leichte, nicht ſo ſchnell kan beweget werden, und alſo gegen die Bruſt weichet; ja dieſes zeiget ſich auch bey Anlaſſung der Muͤhlen, da man oͤffters dem Waſſer, abſonderlich bey groſſen Raͤdern mit Krafft zu huͤlffe kommen muß; wie ſolches an einem uͤber- ſchlechtigen Rade von 22 Ellen hoch bey Stockholm zu ſehen, ſo man erſt allezeit mit Hebbaͤu- men zum Gang bringen muͤſſen. Dahero ſoll die Machine alſo diſponiret werden, daß das Rad mit der Schnelligkeit des Waſſers zugleich fortgehet, welches, wenn alles wohl uͤber- leget wird, gar wohl moͤglich iſt. §. 532. Zum IX. iſt die Frage: Ob alles wohl gethan, wenn man das Gerinne zum Rad weit machet, und das Rad ſchmahl, und alsdenn nahe am Rad auf beyden Seiten Backen oder Baͤncke, wie es hier genennet wird, die jaͤhlings zulauffen, an- ſetzet? wie an etlichen Orten zu ſehen. Als Figura I. Tabula LXI. A da A B das Gerinne. C die unterſten Schau- feln vom Rade. D E und C H die beyden Backen, daran ſich das Waſſer gegen die Mitte wendet, und einander ſelbſt draͤnget, wie oben geſaget worden. Alleine man berau- bet ſich noch mehr Vortheil, nemlich, weil das Waſſer breit und duͤnne flieſſet, hat es nicht ſo viel Druck und Schwehre, und alſo auch nicht ſo viel Stoß und Krafft, denn je hoͤher das Waſ- ſer aufeinander ſtehet, je mehr Krafft empfaͤngt ſolches im Fall, dannenhero iſt es beſſer, daß man das Waſſer alſobald in die Enge bringe, und ſolche lang und gantz flach anlauffen laͤſſet, oder ſo bald es zu fallen anfaͤnget. §. 533. Zum X. iſt die Frage: Ob man das Waſſer auch lange unter dem Rade laſſen ſoll, wenn es keinen Fall mehr hat? als wie etwa die Art des Herrn Sturms hier Tab. 63. Fig. 1. da das Waſſer von c bis D horizontal flieſſen muß, weil nun das Waſſer von E bis c einen ſchnellen Fall hat, auf der horizontalen Flaͤche C D aber nicht, ſondern allda von Natur gar ſtille ſtehet, ſo muß es von dar mit Gewalt durch das obere Waſ- ſer und Rad fortgetrieben werden, haͤlt alſo nicht nur das obere Waſſer auf, ſondern hindert auch das Rad an ſeinem Lauff, und halte ich davor, daß es beſſer ſey gar kein Waſſer nach c, oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/223
Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 195[203]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/223>, abgerufen am 27.12.2024.