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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LIII.
wahret, und durch den Hebel und Gewichte a aufgepresset, welches Gewichte man nach
Verlangen hin und her schieben kan, nachdem die Schwehre nöthig. An dem engen Theil des
Tubi H stehet ein anderer Tubus M M, welcher in einem grössern und weitern Cy-
linder N N,
der allenthalben geschlossen ist, und nur in X eine Oeffnung hat, gehet.
Der Cylinder M ist 3 Fuß hoch, und 23 Zoll weit, 1 Fuß Höhe hält 200, das gantze Ge-
fäß aber 600 Pfund Wasser, also, daß wenn die 200 Pfund Wasser aus dem Cylinder
D D
hinangetrieben werden, die Lufft in N N um 1/3 zusammen gepresset wird, gleich-
wie das Wasser von 64 Fuß hoch thut. Damit nun das Wasser nicht wieder durch die
Röhre G G zurück kan, ist in S ein Ventil, desgleichen auch bey T. Bey X ist ein
Rohr angemachet aus dem Cylinder N 2 Zoll breit, durch welches das Wasser N in die
Höhe steigen soll. Es ist darum so enge, daß das Wasser erstlich in 2 Secunden auslauffen
kan, weil in ieden 2 Secunden eine neue Operation oder neues Wasser folgen soll.

Hierauf, saget der Autor, würde man sehen, daß eine solche Machine mit schlechten
Kosten zu machen sey, und dennoch dadurch ein Mensch, so viel als sonst funsßig, verrichten;
weil nemlich alle 2 Secunden 200 Pfund Wasser 40 Fuß hoch könten gebracht werden.
Ja er vermeynet, er wolle es auch dahin bringen, wenn alles grösser und stärcker gemachet
würde, daß einer so viel als sonst hundert ausüben würden.

§. 390.

Weil ich das Experiment nicht selbst gemacht, noch die Operation in Person gese-
hen, so glaube und bekräfftige des Autoris Worte, absonderlich weil diese Experimenta in
Gegenwart Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. des Herrn Land-Grafen von Hessen-Cassel,
als einen sehr grossen Liebhaber, Kenner und Beförderer guter Künste und Wissen-
schafften
, sind gemachet worden, auf Dessen Hohen Befehl auch Papinus, wie er in der Vor-
rede gedencket, die Invention gemacht hat.

Inzwischen halte dennoch davor, daß der Cylinder D D allzuweit ist, deswegen er
auch einen andern Cylinder F F um l hinein machen müssen, weil er dadurch eine all-
zustarcke Resistenz von der Höhe des Wassers bekommen. Denn weil nach seiner Rech-
nung pag. 63. Demonstr. 1. ein Cylinder Wasser von 20 Zoll im Diametero wie D D
ist, über 152 Pfund wieget, das Wasser aber in der Röhre X 40 Fuß hoch steigen muß, also
folget, daß die Krafft auf dem Kolben F F 40 mahl 152 oder 6080 Pfund starck seyn
müsse, und da, indem das Wasser in dem Cylinder erst die Lufft pressen muß, noch mehr
Krafft erfodert wird, also schliesse, wenn er den Cylinder nur 8 Zoll weit gemachet hätte, er
nur etwa 1/3 der Krafft, nemlich 2200 Pfund nöthig gehabt, oder das Wasser um so viel höher
hätte treiben können, denn mit der expandirten Lufft oder flüssigen Materien hat es eben die
Beschaffenheit, als mit dem Hebel oder Machinen, und zwar noch viel besser, ob es 20 Zoll
weit 1 Fuß tieff, oder 12 Zoll bey 3 Fuß tief presset.

Ferner achte es besser dem Wasser alsobald einen freyen und weiten Lauff zu geben, daß
es sich nicht zwingen und durchpressen muß, sondern vielmehr auf einmahl hinaus stürtzen
kan, Ursach, weil die Weite des Rohres X, darinnen das Wasser steiget, die Pressung in F
weder schwehrer noch leichter machet. Und verwundere ich mich, warum der Papinus, der
sonst ein guter Physicus und Mathematicus war, auch die Principia dieser Machine
sonst wohl und deutlich demonstriret, gar keine Reflexion, und zwar vornehmlich auf die
Weite des Cylinders D D, und auf die Pressung von der Höhe des Wassers gegen den-
selben gemachet hat. Wolte man einwenden, er habe es darum gethan, weil er das Wasser
will auf ein Rad fallen lassen, daß es so lange fliessen soll, bis wieder neues ko&tm;t, so kan ja dieses
oben in einem a parten Behälter auch geschehen.

Auch muß ich nicht vergessen, da er als ein Postscriptum anhänget, er habe auf Be-
fehl Sr. Hochfürstl. Durchl. das Wasser in einer Röhre 5 Zoll weit 70 Fuß über die Ma-

chine

Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LIII.
wahret, und durch den Hebel und Gewichte a aufgepreſſet, welches Gewichte man nach
Verlangen hin und her ſchieben kan, nachdem die Schwehre noͤthig. An dem engen Theil des
Tubi H ſtehet ein anderer Tubus M M, welcher in einem groͤſſern und weitern Cy-
linder N N,
der allenthalben geſchloſſen iſt, und nur in X eine Oeffnung hat, gehet.
Der Cylinder M iſt 3 Fuß hoch, und 23 Zoll weit, 1 Fuß Hoͤhe haͤlt 200, das gantze Ge-
faͤß aber 600 Pfund Waſſer, alſo, daß wenn die 200 Pfund Waſſer aus dem Cylinder
D D
hinangetrieben werden, die Lufft in N N um ⅓ zuſammen gepreſſet wird, gleich-
wie das Waſſer von 64 Fuß hoch thut. Damit nun das Waſſer nicht wieder durch die
Roͤhre G G zuruͤck kan, iſt in S ein Ventil, desgleichen auch bey T. Bey X iſt ein
Rohr angemachet aus dem Cylinder N 2 Zoll breit, durch welches das Waſſer N in die
Hoͤhe ſteigen ſoll. Es iſt darum ſo enge, daß das Waſſer erſtlich in 2 Secunden auslauffen
kan, weil in ieden 2 Secunden eine neue Operation oder neues Waſſer folgen ſoll.

Hierauf, ſaget der Autor, wuͤrde man ſehen, daß eine ſolche Machine mit ſchlechten
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weil nemlich alle 2 Secunden 200 Pfund Waſſer 40 Fuß hoch koͤnten gebracht werden.
Ja er vermeynet, er wolle es auch dahin bringen, wenn alles groͤſſer und ſtaͤrcker gemachet
wuͤrde, daß einer ſo viel als ſonſt hundert ausuͤben wuͤrden.

§. 390.

Weil ich das Experiment nicht ſelbſt gemacht, noch die Operation in Perſon geſe-
hen, ſo glaube und bekraͤfftige des Autoris Worte, abſonderlich weil dieſe Experimenta in
Gegenwart Sr. Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. des Herrn Land-Grafen von Heſſen-Caſſel,
als einen ſehr groſſen Liebhaber, Kenner und Befoͤrderer guter Kuͤnſte und Wiſſen-
ſchafften
, ſind gemachet worden, auf Deſſen Hohen Befehl auch Papinus, wie er in der Vor-
rede gedencket, die Invention gemacht hat.

Inzwiſchen halte dennoch davor, daß der Cylinder D D allzuweit iſt, deswegen er
auch einen andern Cylinder F F um l hinein machen muͤſſen, weil er dadurch eine all-
zuſtarcke Reſiſtenz von der Hoͤhe des Waſſers bekommen. Denn weil nach ſeiner Rech-
nung pag. 63. Demonſtr. 1. ein Cylinder Waſſer von 20 Zoll im Diametero wie D D
iſt, uͤber 152 Pfund wieget, das Waſſer aber in der Roͤhre X 40 Fuß hoch ſteigen muß, alſo
folget, daß die Krafft auf dem Kolben F F 40 mahl 152 oder 6080 Pfund ſtarck ſeyn
muͤſſe, und da, indem das Waſſer in dem Cylinder erſt die Lufft preſſen muß, noch mehr
Krafft erfodert wird, alſo ſchlieſſe, wenn er den Cylinder nur 8 Zoll weit gemachet haͤtte, er
nur etwa ⅓ der Krafft, nemlich 2200 Pfund noͤthig gehabt, oder das Waſſer um ſo viel hoͤher
haͤtte treiben koͤnnen, denn mit der expandirten Lufft oder fluͤſſigen Materien hat es eben die
Beſchaffenheit, als mit dem Hebel oder Machinen, und zwar noch viel beſſer, ob es 20 Zoll
weit 1 Fuß tieff, oder 12 Zoll bey 3 Fuß tief preſſet.

Ferner achte es beſſer dem Waſſer alſobald einen freyen und weiten Lauff zu geben, daß
es ſich nicht zwingen und durchpreſſen muß, ſondern vielmehr auf einmahl hinaus ſtuͤrtzen
kan, Urſach, weil die Weite des Rohres X, darinnen das Waſſer ſteiget, die Preſſung in F
weder ſchwehrer noch leichter machet. Und verwundere ich mich, warum der Papinus, der
ſonſt ein guter Phyſicus und Mathematicus war, auch die Principia dieſer Machine
ſonſt wohl und deutlich demonſtriret, gar keine Reflexion, und zwar vornehmlich auf die
Weite des Cylinders D D, und auf die Preſſung von der Hoͤhe des Waſſers gegen den-
ſelben gemachet hat. Wolte man einwenden, er habe es darum gethan, weil er das Waſſer
will auf ein Rad fallen laſſen, daß es ſo lange flieſſen ſoll, bis wieder neues ko&tm;t, ſo kan ja dieſes
oben in einem a parten Behaͤlter auch geſchehen.

Auch muß ich nicht vergeſſen, da er als ein Poſtſcriptum anhaͤnget, er habe auf Be-
fehl Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. das Waſſer in einer Roͤhre 5 Zoll weit 70 Fuß uͤber die Ma-

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[156/0176] Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LIII. wahret, und durch den Hebel und Gewichte a aufgepreſſet, welches Gewichte man nach Verlangen hin und her ſchieben kan, nachdem die Schwehre noͤthig. An dem engen Theil des Tubi H ſtehet ein anderer Tubus M M, welcher in einem groͤſſern und weitern Cy- linder N N, der allenthalben geſchloſſen iſt, und nur in X eine Oeffnung hat, gehet. Der Cylinder M iſt 3 Fuß hoch, und 23 Zoll weit, 1 Fuß Hoͤhe haͤlt 200, das gantze Ge- faͤß aber 600 Pfund Waſſer, alſo, daß wenn die 200 Pfund Waſſer aus dem Cylinder D D hinangetrieben werden, die Lufft in N N um ⅓ zuſammen gepreſſet wird, gleich- wie das Waſſer von 64 Fuß hoch thut. Damit nun das Waſſer nicht wieder durch die Roͤhre G G zuruͤck kan, iſt in S ein Ventil, desgleichen auch bey T. Bey X iſt ein Rohr angemachet aus dem Cylinder N 2 Zoll breit, durch welches das Waſſer N in die Hoͤhe ſteigen ſoll. Es iſt darum ſo enge, daß das Waſſer erſtlich in 2 Secunden auslauffen kan, weil in ieden 2 Secunden eine neue Operation oder neues Waſſer folgen ſoll. Hierauf, ſaget der Autor, wuͤrde man ſehen, daß eine ſolche Machine mit ſchlechten Koſten zu machen ſey, und dennoch dadurch ein Menſch, ſo viel als ſonſt funſſzig, verrichten; weil nemlich alle 2 Secunden 200 Pfund Waſſer 40 Fuß hoch koͤnten gebracht werden. Ja er vermeynet, er wolle es auch dahin bringen, wenn alles groͤſſer und ſtaͤrcker gemachet wuͤrde, daß einer ſo viel als ſonſt hundert ausuͤben wuͤrden. §. 390. Weil ich das Experiment nicht ſelbſt gemacht, noch die Operation in Perſon geſe- hen, ſo glaube und bekraͤfftige des Autoris Worte, abſonderlich weil dieſe Experimenta in Gegenwart Sr. Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. des Herrn Land-Grafen von Heſſen-Caſſel, als einen ſehr groſſen Liebhaber, Kenner und Befoͤrderer guter Kuͤnſte und Wiſſen- ſchafften, ſind gemachet worden, auf Deſſen Hohen Befehl auch Papinus, wie er in der Vor- rede gedencket, die Invention gemacht hat. Inzwiſchen halte dennoch davor, daß der Cylinder D D allzuweit iſt, deswegen er auch einen andern Cylinder F F um l hinein machen muͤſſen, weil er dadurch eine all- zuſtarcke Reſiſtenz von der Hoͤhe des Waſſers bekommen. Denn weil nach ſeiner Rech- nung pag. 63. Demonſtr. 1. ein Cylinder Waſſer von 20 Zoll im Diametero wie D D iſt, uͤber 152 Pfund wieget, das Waſſer aber in der Roͤhre X 40 Fuß hoch ſteigen muß, alſo folget, daß die Krafft auf dem Kolben F F 40 mahl 152 oder 6080 Pfund ſtarck ſeyn muͤſſe, und da, indem das Waſſer in dem Cylinder erſt die Lufft preſſen muß, noch mehr Krafft erfodert wird, alſo ſchlieſſe, wenn er den Cylinder nur 8 Zoll weit gemachet haͤtte, er nur etwa ⅓ der Krafft, nemlich 2200 Pfund noͤthig gehabt, oder das Waſſer um ſo viel hoͤher haͤtte treiben koͤnnen, denn mit der expandirten Lufft oder fluͤſſigen Materien hat es eben die Beſchaffenheit, als mit dem Hebel oder Machinen, und zwar noch viel beſſer, ob es 20 Zoll weit 1 Fuß tieff, oder 12 Zoll bey 3 Fuß tief preſſet. Ferner achte es beſſer dem Waſſer alſobald einen freyen und weiten Lauff zu geben, daß es ſich nicht zwingen und durchpreſſen muß, ſondern vielmehr auf einmahl hinaus ſtuͤrtzen kan, Urſach, weil die Weite des Rohres X, darinnen das Waſſer ſteiget, die Preſſung in F weder ſchwehrer noch leichter machet. Und verwundere ich mich, warum der Papinus, der ſonſt ein guter Phyſicus und Mathematicus war, auch die Principia dieſer Machine ſonſt wohl und deutlich demonſtriret, gar keine Reflexion, und zwar vornehmlich auf die Weite des Cylinders D D, und auf die Preſſung von der Hoͤhe des Waſſers gegen den- ſelben gemachet hat. Wolte man einwenden, er habe es darum gethan, weil er das Waſſer will auf ein Rad fallen laſſen, daß es ſo lange flieſſen ſoll, bis wieder neues ko&tm;t, ſo kan ja dieſes oben in einem a parten Behaͤlter auch geſchehen. Auch muß ich nicht vergeſſen, da er als ein Poſtſcriptum anhaͤnget, er habe auf Be- fehl Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. das Waſſer in einer Roͤhre 5 Zoll weit 70 Fuß uͤber die Ma- chine

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/176>, abgerufen am 25.11.2024.