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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LII.
enthaltenen Lufft durchs Feuer gewaltig expandiret und auffblehet, oder die Lufft
heraus treibet,
welches die häuffigen Blasen, die es aufwirfft, weisen.

Wenn nun ein Gefäß genommen wird, darinnen Lufft und Wasser enthalten ist, und
über das Feuer kommet, so dringet das Feuer hinein, breitet nicht nur die obere blose Lufft, son-
dern auch die, so im Wasser ist, aus, ja es nimmet durch seine Schnelligkeit auch zugleich die
Feuchtigkeit des Wassers mit sich in die Höhe, und verdünnet solches je mehr und mehr zu einer
groben Lufft, welche denn mehr Platz als das Wasser erfodert, wie ihr sehen könnet an der so
genannten AEolopila oder Wind-Kugel Fig. IV. da unten A das Wasser, B die Lufft.
Wenn solche auf Kohlen gesetzet wird, so breitet sich nicht nur die Lufft B, sondern auch die
im Wasser A aus, und weil sie nicht mehr Raum hat, mit einer Gewalt zur Oeffnung C
heraus fähret, daß sie das Feuer als ein Blase-Balg anbläset, ja es gehet endlich das gantze
Wasser als eine Lufft hinweg.

Weil nun also die Lufft und Wasser durchs Feuer gäntzlich verdünnet und auseinander
getrieben wird, so müssen sie nothwendig einen grössern Platz einnehmen, und wenn sie die-
sen nicht findet, so suchet es solchen mit Gewalt, so gar, daß es vielmahl starckes Metall zer-
sprenget, oder grosse Gewichte und Last hebet.

Aus diesem Fundament bestehen solche Feuer-Machinen, daß also bey des Savery
Machine
die Lufft und Wasser in Gefäße B durchs Feuer im Ofen A expandiret wird,
und wenn man das Epistomium C eröffnet, in das Gefäß D hinein dringet, und weil
dieses auch voll Lufft und Wasser, und dahero keinen Platz findet, also das Wasser aus D
durch die Röhreu E G aus-und in die Höhe treibet. Wenn aber das Gefässe D wie-
der verschlossen ist, und kalt wird, so ziehet sich die Lufft wieder zusammen, und nimmt ein klei-
neres Spatium ein, giebet dadurch Gelegenheit oder Platz, daß die äusserliche Lufft, die auf
dem Wasser J stehet, solches durch die Röhre H hinauf drücket ins Gefäß D, und sol-
ches wieder anfüllet. Inzwischen aber wird das Wasser im andern Gefäß hinauf getrieben,
und also abgewechselt. Wird also das Wasser durch die Verdünnung und Verdickung der
Lufft, und daher durch Pressen und Saugen gehoben.

§. 387.
Wie hoch das Wasser durch Ansaugung und
Pressung der äusserlichen Lufft auf dem Wasser
zu heben.

Hierbey ist zu mercken, daß die Lufft, durch ihre Schwehre alle ledige Cörper suchet wie-
der zu erfüllen, wenn die Lufft oder andere Cörper heraus kommen und weniger worden,
auch mit solcher Krafft, daß sie schwehre Cörper vor sich her treibet.

Zum Exempel:

Den Mercurium in Barometro, denn wenn die Röhre des Barometri, welche mitten
im Qvecksilber stehet, oben von der Lufft entlediget wird, so suchet sie durch ihre Schwehre sol-
ches wieder zu ersetzen, und weil ihr das Qvecksilber nicht weichet, stösset sie solches von sich hin-
ein in die Röhre, bis es so hoch stehet, und so schwehr wird, daß es mit der äusserlichen Lufft in
aequilibrio
stehet, welches bey 30 Zoll ist. Stehet aber Wasser vor der Oeffnung, wo
die Lufft das Vacuum oder Leere erfüllen will, so muß solches auch hinein, und zwar bey etli-
che 30 biß 40 Fuß hoch, weil es um so viel leichter als das Qvecksilber. Und so hoch steiget das
Wasser, wenn es ein reines von aller Lufft gereinigtes Vacuum ist. Bey unsern Machi-
nen haben wir dergleichen reines Vacuum nicht, sondern nur eine verdünnete Lufft, und also

kan

Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LII.
enthaltenen Lufft durchs Feuer gewaltig expandiret und auffblehet, oder die Lufft
heraus treibet,
welches die haͤuffigen Blaſen, die es aufwirfft, weiſen.

Wenn nun ein Gefaͤß genommen wird, darinnen Lufft und Waſſer enthalten iſt, und
uͤber das Feuer kommet, ſo dringet das Feuer hinein, breitet nicht nur die obere bloſe Lufft, ſon-
dern auch die, ſo im Waſſer iſt, aus, ja es nimmet durch ſeine Schnelligkeit auch zugleich die
Feuchtigkeit des Waſſers mit ſich in die Hoͤhe, und verduͤnnet ſolches je mehr und mehr zu einer
groben Lufft, welche denn mehr Platz als das Waſſer erfodert, wie ihr ſehen koͤnnet an der ſo
genannten Æolopila oder Wind-Kugel Fig. IV. da unten A das Waſſer, B die Lufft.
Wenn ſolche auf Kohlen geſetzet wird, ſo breitet ſich nicht nur die Lufft B, ſondern auch die
im Waſſer A aus, und weil ſie nicht mehr Raum hat, mit einer Gewalt zur Oeffnung C
heraus faͤhret, daß ſie das Feuer als ein Blaſe-Balg anblaͤſet, ja es gehet endlich das gantze
Waſſer als eine Lufft hinweg.

Weil nun alſo die Lufft und Waſſer durchs Feuer gaͤntzlich verduͤnnet und auseinander
getrieben wird, ſo muͤſſen ſie nothwendig einen groͤſſern Platz einnehmen, und wenn ſie die-
ſen nicht findet, ſo ſuchet es ſolchen mit Gewalt, ſo gar, daß es vielmahl ſtarckes Metall zer-
ſprenget, oder groſſe Gewichte und Laſt hebet.

Aus dieſem Fundament beſtehen ſolche Feuer-Machinen, daß alſo bey des Savery
Machine
die Lufft und Waſſer in Gefaͤße B durchs Feuer im Ofen A expandiret wird,
und wenn man das Epiſtomium C eroͤffnet, in das Gefaͤß D hinein dringet, und weil
dieſes auch voll Lufft und Waſſer, und dahero keinen Platz findet, alſo das Waſſer aus D
durch die Roͤhreu E G aus-und in die Hoͤhe treibet. Wenn aber das Gefaͤſſe D wie-
der verſchloſſen iſt, und kalt wird, ſo ziehet ſich die Lufft wieder zuſammen, und nimmt ein klei-
neres Spatium ein, giebet dadurch Gelegenheit oder Platz, daß die aͤuſſerliche Lufft, die auf
dem Waſſer J ſtehet, ſolches durch die Roͤhre H hinauf druͤcket ins Gefaͤß D, und ſol-
ches wieder anfuͤllet. Inzwiſchen aber wird das Waſſer im andern Gefaͤß hinauf getrieben,
und alſo abgewechſelt. Wird alſo das Waſſer durch die Verduͤnnung und Verdickung der
Lufft, und daher durch Preſſen und Saugen gehoben.

§. 387.
Wie hoch das Waſſer durch Anſaugung und
Preſſung der aͤuſſerlichen Lufft auf dem Waſſer
zu heben.

Hierbey iſt zu mercken, daß die Lufft, durch ihre Schwehre alle ledige Coͤrper ſuchet wie-
der zu erfuͤllen, wenn die Lufft oder andere Coͤrper heraus kommen und weniger worden,
auch mit ſolcher Krafft, daß ſie ſchwehre Coͤrper vor ſich her treibet.

Zum Exempel:

Den Mercurium in Barometro, denn wenn die Roͤhre des Barometri, welche mitten
im Qveckſilber ſtehet, oben von der Lufft entlediget wird, ſo ſuchet ſie durch ihre Schwehre ſol-
ches wieder zu erſetzen, und weil ihr das Qveckſilber nicht weichet, ſtoͤſſet ſie ſolches von ſich hin-
ein in die Roͤhre, bis es ſo hoch ſtehet, und ſo ſchwehr wird, daß es mit der aͤuſſerlichen Lufft in
æquilibrio
ſtehet, welches bey 30 Zoll iſt. Stehet aber Waſſer vor der Oeffnung, wo
die Lufft das Vacuum oder Leere erfuͤllen will, ſo muß ſolches auch hinein, und zwar bey etli-
che 30 biß 40 Fuß hoch, weil es um ſo viel leichter als das Qveckſilber. Und ſo hoch ſteiget das
Waſſer, wenn es ein reines von aller Lufft gereinigtes Vacuum iſt. Bey unſern Machi-
nen haben wir dergleichen reines Vacuum nicht, ſondern nur eine verduͤnnete Lufft, und alſo

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[154/0174] Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LII. enthaltenen Lufft durchs Feuer gewaltig expandiret und auffblehet, oder die Lufft heraus treibet, welches die haͤuffigen Blaſen, die es aufwirfft, weiſen. Wenn nun ein Gefaͤß genommen wird, darinnen Lufft und Waſſer enthalten iſt, und uͤber das Feuer kommet, ſo dringet das Feuer hinein, breitet nicht nur die obere bloſe Lufft, ſon- dern auch die, ſo im Waſſer iſt, aus, ja es nimmet durch ſeine Schnelligkeit auch zugleich die Feuchtigkeit des Waſſers mit ſich in die Hoͤhe, und verduͤnnet ſolches je mehr und mehr zu einer groben Lufft, welche denn mehr Platz als das Waſſer erfodert, wie ihr ſehen koͤnnet an der ſo genannten Æolopila oder Wind-Kugel Fig. IV. da unten A das Waſſer, B die Lufft. Wenn ſolche auf Kohlen geſetzet wird, ſo breitet ſich nicht nur die Lufft B, ſondern auch die im Waſſer A aus, und weil ſie nicht mehr Raum hat, mit einer Gewalt zur Oeffnung C heraus faͤhret, daß ſie das Feuer als ein Blaſe-Balg anblaͤſet, ja es gehet endlich das gantze Waſſer als eine Lufft hinweg. Weil nun alſo die Lufft und Waſſer durchs Feuer gaͤntzlich verduͤnnet und auseinander getrieben wird, ſo muͤſſen ſie nothwendig einen groͤſſern Platz einnehmen, und wenn ſie die- ſen nicht findet, ſo ſuchet es ſolchen mit Gewalt, ſo gar, daß es vielmahl ſtarckes Metall zer- ſprenget, oder groſſe Gewichte und Laſt hebet. Aus dieſem Fundament beſtehen ſolche Feuer-Machinen, daß alſo bey des Savery Machine die Lufft und Waſſer in Gefaͤße B durchs Feuer im Ofen A expandiret wird, und wenn man das Epiſtomium C eroͤffnet, in das Gefaͤß D hinein dringet, und weil dieſes auch voll Lufft und Waſſer, und dahero keinen Platz findet, alſo das Waſſer aus D durch die Roͤhreu E G aus-und in die Hoͤhe treibet. Wenn aber das Gefaͤſſe D wie- der verſchloſſen iſt, und kalt wird, ſo ziehet ſich die Lufft wieder zuſammen, und nimmt ein klei- neres Spatium ein, giebet dadurch Gelegenheit oder Platz, daß die aͤuſſerliche Lufft, die auf dem Waſſer J ſtehet, ſolches durch die Roͤhre H hinauf druͤcket ins Gefaͤß D, und ſol- ches wieder anfuͤllet. Inzwiſchen aber wird das Waſſer im andern Gefaͤß hinauf getrieben, und alſo abgewechſelt. Wird alſo das Waſſer durch die Verduͤnnung und Verdickung der Lufft, und daher durch Preſſen und Saugen gehoben. §. 387. Wie hoch das Waſſer durch Anſaugung und Preſſung der aͤuſſerlichen Lufft auf dem Waſſer zu heben. Hierbey iſt zu mercken, daß die Lufft, durch ihre Schwehre alle ledige Coͤrper ſuchet wie- der zu erfuͤllen, wenn die Lufft oder andere Coͤrper heraus kommen und weniger worden, auch mit ſolcher Krafft, daß ſie ſchwehre Coͤrper vor ſich her treibet. Zum Exempel: Den Mercurium in Barometro, denn wenn die Roͤhre des Barometri, welche mitten im Qveckſilber ſtehet, oben von der Lufft entlediget wird, ſo ſuchet ſie durch ihre Schwehre ſol- ches wieder zu erſetzen, und weil ihr das Qveckſilber nicht weichet, ſtoͤſſet ſie ſolches von ſich hin- ein in die Roͤhre, bis es ſo hoch ſtehet, und ſo ſchwehr wird, daß es mit der aͤuſſerlichen Lufft in æquilibrio ſtehet, welches bey 30 Zoll iſt. Stehet aber Waſſer vor der Oeffnung, wo die Lufft das Vacuum oder Leere erfuͤllen will, ſo muß ſolches auch hinein, und zwar bey etli- che 30 biß 40 Fuß hoch, weil es um ſo viel leichter als das Qveckſilber. Und ſo hoch ſteiget das Waſſer, wenn es ein reines von aller Lufft gereinigtes Vacuum iſt. Bey unſern Machi- nen haben wir dergleichen reines Vacuum nicht, ſondern nur eine verduͤnnete Lufft, und alſo kan

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/174>, abgerufen am 25.11.2024.