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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LI.
§. 367.

Und gleichwie die Lufft das Feuer dirigiret, also ist auch das Feuer wieder Meister über
die Lufft, daß es solche gewaltig verdünnet, ja gar aus ihrem Hause ausjaget, wie zu sehen an
Bade-Köpffen, an einen metallenen Gefäß mit einem etwas engen Halß, wenn solches warm
gemachet, daß es die Lufft alle austreibet, und es sich alsdenn bey Abkühlung fast gäntzlich mit
Wasser füllet. Ja das Feuer forciret die Lufft so gewaltig, daß sie vor grosser Angst
das starcke Metall entzwey schmeisset, um dem Feuer zu entweichen. Wie und auf was Art
es geschiehet, bleibet wiederum biß zur Pnevmatic ausgesetzet, ohne was noch unten unum-
gänglich zu wissen nöthig, beygebracht soll werden.

Weil aber die Krafft des Feuers bey der Mechanic zu wissen vonnöthen, so will hier
zwar nicht gedencken, wie es bey Stuben-heitzen, Kochen, Brauen, und dergleichen, mit Vor-
theil zu gebrauchen, sondern nur überhaupt das Fundament zeigen:

Wie des Feuers Hitze am meisten zu geniessen.
§. 368.

Alles Feuer steiget am meisten über sich, und führet auch die meiste und gröste Hitze da-
hin, wie schon oben gemeldet. Dahero es bey uns auf denen Herden, wie gebräuchlich ist, gar
nicht, oder das wenigste davon genutzet wird. Denn der Topff A Figura I. Tabula L.
nur die wenige Hitze empfindet, was das Feuer B auf die Seite auswirfft, so doch gar we-
nig ist; hingegen die gantze Flamme und ihre Hitze, so bey C ist, gehet über dem Topff hin-
weg, und ist vergebens, und sind hierbey die Töpffe mit grossen Bäuchen, wie dergleichen D
ist, viel besser, weil Holtz und Kohlen auch unter dem Boden des Topffs und die Hitze am
Bauch anschlagen kan, und wird in einen solchem Topff mit halben Feuer und Zeit geschehen
können, als mit dem Topff A. Derohalben ist noch besser wenn der Topff auf einem Rost
oder Dreyfuß stehet, und das Feuer alle seine Theile und Krafft so es über sich führet, gegen
selben anwenden kan, wie solches bey Kesseln und Pfannen auf Dreyfüssen geschiehet, und hier
der Topff E zeiget, auch hierzu die von der Holtz-Spahr-Kunst geschrieben, vielerley
Anleitung gegeben; worunter vornehmlich die so genannten Castrola zu zehlen. Dahero
in Holland, wo das Holtz theuer, man alles in Kesseln und Pfannen zubereitet. Inzwi-
schen aber gehet dennoch viel Hitze vergeblich weg, weil man dem Feuer einen Ausgang lassen
muß. Solchen Ausgang haben nun die Feuer-Künstler auf mancherley Art und Weise aus-
gekünstelt, so daß fast keine Figur mehr zu erdencken, derer man sich nicht bedienet hätte.

§. 369.

Die meisten haben das Feuer vielfältig hin und her durch Canale und Röhren gefüh-
ret, wie solches bey dem Böckler, Sturm, und vielen andern, hier aber dergleichen Figura
VII.
zu sehen, da das Feuer a durch die Röhre b c und d geführet wird, daß es überall
anstossen, und keine Wärme mit heraus gehen soll. Alleine, weil das Feuer, wenn es einmahl
in seinem Zug ist, und von der Lufft getrieben wird, solchem Zug folget, und sich nicht gerne se-
pari
ret, so folget, daß solcher Röhren viel seyn müssen, und dennoch viel Hitze vergeblich hin-
weg gehet. Denn die Natur des Feuers ist eintzig und allein über sich gerichtet, aber unter
sich ist es seiner Natur zuwider; derowegen so lange es über sich steiget, wie Fig. VII. leidet
es keinen Zwang, aber wenn es unter sich steigen soll, so suchet es vielmehr über sich durch den
Ofen seine Ausflucht, als unter sich zu steigen, dahero ein solcher Ofen, der das Feuer wieder
zwey oder dreymahl unter sich zwinget, wie Fig. VI. absonderlich aber die VIII. Figur zei-
get, mehr Dienste thun wird, als einer der 20 oder 30 Ellen Röhren auf die Art wie Fig.

VII.
Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LI.
§. 367.

Und gleichwie die Lufft das Feuer dirigiret, alſo iſt auch das Feuer wieder Meiſter uͤber
die Lufft, daß es ſolche gewaltig verduͤnnet, ja gar aus ihrem Hauſe ausjaget, wie zu ſehen an
Bade-Koͤpffen, an einen metallenen Gefaͤß mit einem etwas engen Halß, wenn ſolches warm
gemachet, daß es die Lufft alle austreibet, und es ſich alsdenn bey Abkuͤhlung faſt gaͤntzlich mit
Waſſer fuͤllet. Ja das Feuer forciret die Lufft ſo gewaltig, daß ſie vor groſſer Angſt
das ſtarcke Metall entzwey ſchmeiſſet, um dem Feuer zu entweichen. Wie und auf was Art
es geſchiehet, bleibet wiederum biß zur Pnevmatic ausgeſetzet, ohne was noch unten unum-
gaͤnglich zu wiſſen noͤthig, beygebracht ſoll werden.

Weil aber die Krafft des Feuers bey der Mechanic zu wiſſen vonnoͤthen, ſo will hier
zwar nicht gedencken, wie es bey Stuben-heitzen, Kochen, Brauen, und dergleichen, mit Vor-
theil zu gebrauchen, ſondern nur uͤberhaupt das Fundament zeigen:

Wie des Feuers Hitze am meiſten zu genieſſen.
§. 368.

Alles Feuer ſteiget am meiſten uͤber ſich, und fuͤhret auch die meiſte und groͤſte Hitze da-
hin, wie ſchon oben gemeldet. Dahero es bey uns auf denen Herden, wie gebraͤuchlich iſt, gar
nicht, oder das wenigſte davon genutzet wird. Denn der Topff A Figura I. Tabula L.
nur die wenige Hitze empfindet, was das Feuer B auf die Seite auswirfft, ſo doch gar we-
nig iſt; hingegen die gantze Flamme und ihre Hitze, ſo bey C iſt, gehet uͤber dem Topff hin-
weg, und iſt vergebens, und ſind hierbey die Toͤpffe mit groſſen Baͤuchen, wie dergleichen D
iſt, viel beſſer, weil Holtz und Kohlen auch unter dem Boden des Topffs und die Hitze am
Bauch anſchlagen kan, und wird in einen ſolchem Topff mit halben Feuer und Zeit geſchehen
koͤnnen, als mit dem Topff A. Derohalben iſt noch beſſer wenn der Topff auf einem Roſt
oder Dreyfuß ſtehet, und das Feuer alle ſeine Theile und Krafft ſo es uͤber ſich fuͤhret, gegen
ſelben anwenden kan, wie ſolches bey Keſſeln und Pfannen auf Dreyfuͤſſen geſchiehet, und hier
der Topff E zeiget, auch hierzu die von der Holtz-Spahr-Kunſt geſchrieben, vielerley
Anleitung gegeben; worunter vornehmlich die ſo genannten Caſtrola zu zehlen. Dahero
in Holland, wo das Holtz theuer, man alles in Keſſeln und Pfannen zubereitet. Inzwi-
ſchen aber gehet dennoch viel Hitze vergeblich weg, weil man dem Feuer einen Ausgang laſſen
muß. Solchen Ausgang haben nun die Feuer-Kuͤnſtler auf mancherley Art und Weiſe aus-
gekuͤnſtelt, ſo daß faſt keine Figur mehr zu erdencken, derer man ſich nicht bedienet haͤtte.

§. 369.

Die meiſten haben das Feuer vielfaͤltig hin und her durch Canale und Roͤhren gefuͤh-
ret, wie ſolches bey dem Boͤckler, Sturm, und vielen andern, hier aber dergleichen Figura
VII.
zu ſehen, da das Feuer a durch die Roͤhre b c und d gefuͤhret wird, daß es uͤberall
anſtoſſen, und keine Waͤrme mit heraus gehen ſoll. Alleine, weil das Feuer, wenn es einmahl
in ſeinem Zug iſt, und von der Lufft getrieben wird, ſolchem Zug folget, und ſich nicht gerne ſe-
pari
ret, ſo folget, daß ſolcher Roͤhren viel ſeyn muͤſſen, und dennoch viel Hitze vergeblich hin-
weg gehet. Denn die Natur des Feuers iſt eintzig und allein uͤber ſich gerichtet, aber unter
ſich iſt es ſeiner Natur zuwider; derowegen ſo lange es uͤber ſich ſteiget, wie Fig. VII. leidet
es keinen Zwang, aber wenn es unter ſich ſteigen ſoll, ſo ſuchet es vielmehr uͤber ſich durch den
Ofen ſeine Ausflucht, als unter ſich zu ſteigen, dahero ein ſolcher Ofen, der das Feuer wieder
zwey oder dreymahl unter ſich zwinget, wie Fig. VI. abſonderlich aber die VIII. Figur zei-
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VII.
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[148/0168] Cap. XIX. von der Krafft des Feuers. Tab. LI. §. 367. Und gleichwie die Lufft das Feuer dirigiret, alſo iſt auch das Feuer wieder Meiſter uͤber die Lufft, daß es ſolche gewaltig verduͤnnet, ja gar aus ihrem Hauſe ausjaget, wie zu ſehen an Bade-Koͤpffen, an einen metallenen Gefaͤß mit einem etwas engen Halß, wenn ſolches warm gemachet, daß es die Lufft alle austreibet, und es ſich alsdenn bey Abkuͤhlung faſt gaͤntzlich mit Waſſer fuͤllet. Ja das Feuer forciret die Lufft ſo gewaltig, daß ſie vor groſſer Angſt das ſtarcke Metall entzwey ſchmeiſſet, um dem Feuer zu entweichen. Wie und auf was Art es geſchiehet, bleibet wiederum biß zur Pnevmatic ausgeſetzet, ohne was noch unten unum- gaͤnglich zu wiſſen noͤthig, beygebracht ſoll werden. Weil aber die Krafft des Feuers bey der Mechanic zu wiſſen vonnoͤthen, ſo will hier zwar nicht gedencken, wie es bey Stuben-heitzen, Kochen, Brauen, und dergleichen, mit Vor- theil zu gebrauchen, ſondern nur uͤberhaupt das Fundament zeigen: Wie des Feuers Hitze am meiſten zu genieſſen. §. 368. Alles Feuer ſteiget am meiſten uͤber ſich, und fuͤhret auch die meiſte und groͤſte Hitze da- hin, wie ſchon oben gemeldet. Dahero es bey uns auf denen Herden, wie gebraͤuchlich iſt, gar nicht, oder das wenigſte davon genutzet wird. Denn der Topff A Figura I. Tabula L. nur die wenige Hitze empfindet, was das Feuer B auf die Seite auswirfft, ſo doch gar we- nig iſt; hingegen die gantze Flamme und ihre Hitze, ſo bey C iſt, gehet uͤber dem Topff hin- weg, und iſt vergebens, und ſind hierbey die Toͤpffe mit groſſen Baͤuchen, wie dergleichen D iſt, viel beſſer, weil Holtz und Kohlen auch unter dem Boden des Topffs und die Hitze am Bauch anſchlagen kan, und wird in einen ſolchem Topff mit halben Feuer und Zeit geſchehen koͤnnen, als mit dem Topff A. Derohalben iſt noch beſſer wenn der Topff auf einem Roſt oder Dreyfuß ſtehet, und das Feuer alle ſeine Theile und Krafft ſo es uͤber ſich fuͤhret, gegen ſelben anwenden kan, wie ſolches bey Keſſeln und Pfannen auf Dreyfuͤſſen geſchiehet, und hier der Topff E zeiget, auch hierzu die von der Holtz-Spahr-Kunſt geſchrieben, vielerley Anleitung gegeben; worunter vornehmlich die ſo genannten Caſtrola zu zehlen. Dahero in Holland, wo das Holtz theuer, man alles in Keſſeln und Pfannen zubereitet. Inzwi- ſchen aber gehet dennoch viel Hitze vergeblich weg, weil man dem Feuer einen Ausgang laſſen muß. Solchen Ausgang haben nun die Feuer-Kuͤnſtler auf mancherley Art und Weiſe aus- gekuͤnſtelt, ſo daß faſt keine Figur mehr zu erdencken, derer man ſich nicht bedienet haͤtte. §. 369. Die meiſten haben das Feuer vielfaͤltig hin und her durch Canale und Roͤhren gefuͤh- ret, wie ſolches bey dem Boͤckler, Sturm, und vielen andern, hier aber dergleichen Figura VII. zu ſehen, da das Feuer a durch die Roͤhre b c und d gefuͤhret wird, daß es uͤberall anſtoſſen, und keine Waͤrme mit heraus gehen ſoll. Alleine, weil das Feuer, wenn es einmahl in ſeinem Zug iſt, und von der Lufft getrieben wird, ſolchem Zug folget, und ſich nicht gerne ſe- pariret, ſo folget, daß ſolcher Roͤhren viel ſeyn muͤſſen, und dennoch viel Hitze vergeblich hin- weg gehet. Denn die Natur des Feuers iſt eintzig und allein uͤber ſich gerichtet, aber unter ſich iſt es ſeiner Natur zuwider; derowegen ſo lange es uͤber ſich ſteiget, wie Fig. VII. leidet es keinen Zwang, aber wenn es unter ſich ſteigen ſoll, ſo ſuchet es vielmehr uͤber ſich durch den Ofen ſeine Ausflucht, als unter ſich zu ſteigen, dahero ein ſolcher Ofen, der das Feuer wieder zwey oder dreymahl unter ſich zwinget, wie Fig. VI. abſonderlich aber die VIII. Figur zei- get, mehr Dienſte thun wird, als einer der 20 oder 30 Ellen Roͤhren auf die Art wie Fig. VII.

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/168>, abgerufen am 25.11.2024.