Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. XVIII. von Wind-Mühlen. Tab. XLVI.
§. 324.
Von einer Art einer Wind-Mühle/ da die Welle zwar
auch horizontal lieget, aber die Flügel gerade vor dem
Wind stehen.

Weil ein gewisser Machanicus gesehen, daß jetzt-beschriebene Mühle den verlangten
Effect nicht thun wollen, als man verhoffte, meynete er dieses durch ein solches Rad, wie Fig.
XI. Tab. XXXIX.
im Profil anweiset, auszurichten, und halte ich solches eben vor dasjeni-
ge, so Printz Ruprecht im Modell gehabt, und Doctor Becher oben erinnert. Es muß
dieses Rad E ebenfalls in einen solchen achteckigten oder runden Hoff eingeschlossen seyn, da
k m n o eine Seite des Gebäudes und Daches ist, also, daß allemahl die Helffte Flügel im
Hoff unter der Linie m p, und die andern oben im freyen Winde stehen. Dem Ansehen nach
solte zwar diese Machine eine grosse Gewalt ausrichten, absonderlich wenn die Flügel sehr
breit und hoch, und derer viel sind, alleine bey genauer Untersuchung findet es sich gantz an-
ders; denn es stösset der Wind auf dem Flügel H nur von a biß b, das andere bedecket schon
der Flügel J, und obschon auch dessen Spatium von c biß d getroffen wird, so kan es wegen
der Schrege doch nicht so viel effectuiren, als das Spatium b c am Flügel H beträget.
Will man sagen der Wind stosse von b auch nach e, und von d nach f, so ist zu wissen, daß er
zwar solches thut, alleine daß er auch von b e herüber nach J i, und von d f auf g fället,
und also mehr zurück treibet, auch der gantze Wind, so zwischen der Oeffnung m c einfället,
fast so starck wider den Flügel f g h stösset, als wieder c d, und dahero mehr hindert als
födert, auch muß sich ferner die Lufft zwischen solchen Flügeln, absonderlich wenn sie gantz seyn
solten, biß an die Welle gewaltig verfangen, und einen hefftigen Widerstand thun, absonder-
lich in dem gantz geschlossenen Hoff, also daß ich davor halte, daß mit dieser Art gar nichts in
grossen auszurichten ist, ohne daß man noch Reflexion machet auf das Stillhalten, so Printz
Ruprecht
besorget, noch auf die Art, wie solches Rad füglich nach dem Wind zu richten.

§. 325.

Inzwischen ist es dem Bau-Herrn, der von gutem Vermögen ist, und solchen Schaden
nicht harte empfindet, nicht zu verargen, sondern rühmens werth, daß er sich unterstanden ei-
ne solche dem Ansehen nach gute Sache zu experimentiren, und zu sehen, ob dem gemeinen
Wesen einiger Nutzen dadurch zuwachsen möge, oder da es den verlangten Effect nicht thun
möchte, man sich damit künfftig nicht weiter Mühe und Unkosten machen dürffe, und wäre zu
wünschen, daß Herr Doctor Becher etwas deutlicher beschrieben hätte, warum es in Hol-
land nicht gut gethan, auch daß alle dergleichen Machinen wären angemercket werden,
die dem Ansehen nach profitable geschienen, und es hernacher nicht gewesen, absonderlich daß
man alle Umstände wohl bemercket hätte. Denn es ist nicht alles so gleich vor närrisch zu hal-
ten, und unter die weise Narrheit zu zehlen, wenn etwas diesen oder jenen nicht schnurstracks
angehet, dieweil öffters nur ein geringer Umstand, der nicht so genau beobachtet worden, das
gantze Spiel verderbet. Und derohalben, sage ich, solte man alle Dinge mit allen Umstän-
den fleißig anmercken, damit wo nicht einer, doch der andere den Fehler endlich siehet. Es
bleibet zwar dabey: Experiendo docemur, und wäre zu wünschen, daß es mehr Doctor
Becher gäbe, die so wohl die närrischen als klugen Concepte genau beschrieben, damit eine
Narrheit nicht zweymahl dürffte begangen werden.

§. 326.
Cap. XVIII. von Wind-Muͤhlen. Tab. XLVI.
§. 324.
Von einer Art einer Wind-Muͤhle/ da die Welle zwar
auch horizontal lieget, aber die Fluͤgel gerade vor dem
Wind ſtehen.

Weil ein gewiſſer Machanicus geſehen, daß jetzt-beſchriebene Muͤhle den verlangten
Effect nicht thun wollen, als man verhoffte, meynete er dieſes durch ein ſolches Rad, wie Fig.
XI. Tab. XXXIX.
im Profil anweiſet, auszurichten, und halte ich ſolches eben vor dasjeni-
ge, ſo Printz Ruprecht im Modell gehabt, und Doctor Becher oben erinnert. Es muß
dieſes Rad E ebenfalls in einen ſolchen achteckigten oder runden Hoff eingeſchloſſen ſeyn, da
k m n o eine Seite des Gebaͤudes und Daches iſt, alſo, daß allemahl die Helffte Fluͤgel im
Hoff unter der Linie m p, und die andern oben im freyen Winde ſtehen. Dem Anſehen nach
ſolte zwar dieſe Machine eine groſſe Gewalt ausrichten, abſonderlich wenn die Fluͤgel ſehr
breit und hoch, und derer viel ſind, alleine bey genauer Unterſuchung findet es ſich gantz an-
ders; denn es ſtoͤſſet der Wind auf dem Fluͤgel H nur von a biß b, das andere bedecket ſchon
der Fluͤgel J, und obſchon auch deſſen Spatium von c biß d getroffen wird, ſo kan es wegen
der Schrege doch nicht ſo viel effectuiren, als das Spatium b c am Fluͤgel H betraͤget.
Will man ſagen der Wind ſtoſſe von b auch nach e, und von d nach f, ſo iſt zu wiſſen, daß er
zwar ſolches thut, alleine daß er auch von b e heruͤber nach J i, und von d f auf g faͤllet,
und alſo mehr zuruͤck treibet, auch der gantze Wind, ſo zwiſchen der Oeffnung m c einfaͤllet,
faſt ſo ſtarck wider den Fluͤgel f g h ſtoͤſſet, als wieder c d, und dahero mehr hindert als
foͤdert, auch muß ſich ferner die Lufft zwiſchen ſolchen Fluͤgeln, abſonderlich wenn ſie gantz ſeyn
ſolten, biß an die Welle gewaltig verfangen, und einen hefftigen Widerſtand thun, abſonder-
lich in dem gantz geſchloſſenen Hoff, alſo daß ich davor halte, daß mit dieſer Art gar nichts in
groſſen auszurichten iſt, ohne daß man noch Reflexion machet auf das Stillhalten, ſo Printz
Ruprecht
beſorget, noch auf die Art, wie ſolches Rad fuͤglich nach dem Wind zu richten.

§. 325.

Inzwiſchen iſt es dem Bau-Herrn, der von gutem Vermoͤgen iſt, und ſolchen Schaden
nicht harte empfindet, nicht zu verargen, ſondern ruͤhmens werth, daß er ſich unterſtanden ei-
ne ſolche dem Anſehen nach gute Sache zu experimentiren, und zu ſehen, ob dem gemeinen
Weſen einiger Nutzen dadurch zuwachſen moͤge, oder da es den verlangten Effect nicht thun
moͤchte, man ſich damit kuͤnfftig nicht weiter Muͤhe und Unkoſten machen duͤrffe, und waͤre zu
wuͤnſchen, daß Herr Doctor Becher etwas deutlicher beſchrieben haͤtte, warum es in Hol-
land nicht gut gethan, auch daß alle dergleichen Machinen waͤren angemercket werden,
die dem Anſehen nach profitable geſchienen, und es hernacher nicht geweſen, abſonderlich daß
man alle Umſtaͤnde wohl bemercket haͤtte. Denn es iſt nicht alles ſo gleich vor naͤrriſch zu hal-
ten, und unter die weiſe Narrheit zu zehlen, wenn etwas dieſen oder jenen nicht ſchnurſtracks
angehet, dieweil oͤffters nur ein geringer Umſtand, der nicht ſo genau beobachtet worden, das
gantze Spiel verderbet. Und derohalben, ſage ich, ſolte man alle Dinge mit allen Umſtaͤn-
den fleißig anmercken, damit wo nicht einer, doch der andere den Fehler endlich ſiehet. Es
bleibet zwar dabey: Experiendo docemur, und waͤre zu wuͤnſchen, daß es mehr Doctor
Becher gaͤbe, die ſo wohl die naͤrriſchen als klugen Concepte genau beſchrieben, damit eine
Narrheit nicht zweymahl duͤrffte begangen werden.

§. 326.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0155" n="135"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Cap. XVIII.</hi> <hi rendition="#fr">von Wind-Mu&#x0364;hlen.</hi> <hi rendition="#aq">Tab. XLVI.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 324.<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#in">V</hi>on einer <hi rendition="#in">A</hi>rt einer <hi rendition="#in">W</hi>ind-<hi rendition="#in">M</hi>u&#x0364;hle/ da die <hi rendition="#in">W</hi>elle zwar<lb/>
auch <hi rendition="#aq">horizontal</hi> lieget, aber die Flu&#x0364;gel gerade vor dem<lb/>
Wind &#x017F;tehen.</hi></head><lb/>
          <p>Weil ein gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Machanicus</hi> ge&#x017F;ehen, daß jetzt-be&#x017F;chriebene Mu&#x0364;hle den verlangten<lb/><hi rendition="#aq">Effect</hi> nicht thun wollen, als man verhoffte, meynete er die&#x017F;es durch ein &#x017F;olches Rad, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig.<lb/>
XI. Tab. XXXIX.</hi></hi> im <hi rendition="#aq">Profil</hi> anwei&#x017F;et, auszurichten, und halte ich &#x017F;olches eben vor dasjeni-<lb/>
ge, &#x017F;o <hi rendition="#fr">Printz Ruprecht</hi> im <hi rendition="#aq">Modell</hi> gehabt, und <hi rendition="#aq">Doctor</hi> <hi rendition="#fr">Becher</hi> oben erinnert. Es muß<lb/>
die&#x017F;es Rad <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E</hi></hi> ebenfalls in einen &#x017F;olchen achteckigten oder runden Hoff einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn, da<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">k m n o</hi></hi> eine Seite des Geba&#x0364;udes und Daches i&#x017F;t, al&#x017F;o, daß allemahl die Helffte Flu&#x0364;gel im<lb/>
Hoff unter der Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">m p</hi>,</hi> und die andern oben im freyen Winde &#x017F;tehen. Dem An&#x017F;ehen nach<lb/>
&#x017F;olte zwar die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Machine</hi> eine gro&#x017F;&#x017F;e Gewalt ausrichten, ab&#x017F;onderlich wenn die Flu&#x0364;gel &#x017F;ehr<lb/>
breit und hoch, und derer viel &#x017F;ind, alleine bey genauer Unter&#x017F;uchung findet es &#x017F;ich gantz an-<lb/>
ders; denn es &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et der Wind auf dem Flu&#x0364;gel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">H</hi></hi> nur von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a</hi></hi> biß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b,</hi></hi> das andere bedecket &#x017F;chon<lb/>
der Flu&#x0364;gel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J</hi>,</hi> und ob&#x017F;chon auch de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Spatium</hi> von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c</hi></hi> biß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d</hi></hi> getroffen wird, &#x017F;o kan es wegen<lb/>
der Schrege doch nicht &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">effectui</hi>ren, als das <hi rendition="#aq">Spatium <hi rendition="#i">b c</hi></hi> am Flu&#x0364;gel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">H</hi></hi> betra&#x0364;get.<lb/>
Will man &#x017F;agen der Wind &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi></hi> auch nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e,</hi></hi> und von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d</hi></hi> nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">f,</hi></hi> &#x017F;o i&#x017F;t zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß er<lb/>
zwar &#x017F;olches thut, alleine daß er auch von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b e</hi></hi> heru&#x0364;ber nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J i</hi>,</hi> und von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d f</hi></hi> auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">g</hi></hi> fa&#x0364;llet,<lb/>
und al&#x017F;o mehr zuru&#x0364;ck treibet, auch der gantze Wind, &#x017F;o zwi&#x017F;chen der Oeffnung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">m c</hi></hi> einfa&#x0364;llet,<lb/>
fa&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;tarck wider den Flu&#x0364;gel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">f g h</hi></hi> &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, als wieder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c d,</hi></hi> und dahero mehr hindert als<lb/>
fo&#x0364;dert, auch muß &#x017F;ich ferner die Lufft zwi&#x017F;chen &#x017F;olchen Flu&#x0364;geln, ab&#x017F;onderlich wenn &#x017F;ie gantz &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;olten, biß an die Welle gewaltig verfangen, und einen hefftigen Wider&#x017F;tand thun, ab&#x017F;onder-<lb/>
lich in dem gantz ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Hoff, al&#x017F;o daß ich davor halte, daß mit die&#x017F;er Art gar nichts in<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en auszurichten i&#x017F;t, ohne daß man noch <hi rendition="#aq">Reflexion</hi> machet auf das Stillhalten, &#x017F;o <hi rendition="#fr">Printz<lb/>
Ruprecht</hi> be&#x017F;orget, noch auf die Art, wie &#x017F;olches Rad fu&#x0364;glich nach dem Wind zu richten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 325.</head><lb/>
          <p>Inzwi&#x017F;chen i&#x017F;t es dem Bau-Herrn, der von gutem Vermo&#x0364;gen i&#x017F;t, und &#x017F;olchen Schaden<lb/>
nicht harte empfindet, nicht zu verargen, &#x017F;ondern ru&#x0364;hmens werth, daß er &#x017F;ich unter&#x017F;tanden ei-<lb/>
ne &#x017F;olche dem An&#x017F;ehen nach gute Sache zu <hi rendition="#aq">experimenti</hi>ren, und zu &#x017F;ehen, ob dem gemeinen<lb/>
We&#x017F;en einiger Nutzen dadurch zuwach&#x017F;en mo&#x0364;ge, oder da es den verlangten <hi rendition="#aq">Effect</hi> nicht thun<lb/>
mo&#x0364;chte, man &#x017F;ich damit ku&#x0364;nfftig nicht weiter Mu&#x0364;he und Unko&#x017F;ten machen du&#x0364;rffe, und wa&#x0364;re zu<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß <hi rendition="#fr">Herr <hi rendition="#aq">Doctor</hi> Becher</hi> etwas deutlicher be&#x017F;chrieben ha&#x0364;tte, warum es in Hol-<lb/>
land nicht gut gethan, auch daß alle dergleichen <hi rendition="#aq">Machin</hi>en wa&#x0364;ren angemercket werden,<lb/>
die dem An&#x017F;ehen nach <hi rendition="#aq">profitable</hi> ge&#x017F;chienen, und es hernacher nicht gewe&#x017F;en, ab&#x017F;onderlich daß<lb/>
man alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde wohl bemercket ha&#x0364;tte. Denn es i&#x017F;t nicht alles &#x017F;o gleich vor na&#x0364;rri&#x017F;ch zu hal-<lb/>
ten, und unter die wei&#x017F;e Narrheit zu zehlen, wenn etwas die&#x017F;en oder jenen nicht &#x017F;chnur&#x017F;tracks<lb/>
angehet, dieweil o&#x0364;ffters nur ein geringer Um&#x017F;tand, der nicht &#x017F;o genau beobachtet worden, das<lb/>
gantze Spiel verderbet. Und derohalben, &#x017F;age ich, &#x017F;olte man alle Dinge mit allen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den fleißig anmercken, damit wo nicht einer, doch der andere den Fehler endlich &#x017F;iehet. Es<lb/>
bleibet zwar dabey: <hi rendition="#aq">Experiendo docemur,</hi> und wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß es mehr <hi rendition="#aq">Doctor</hi><lb/><hi rendition="#fr">Becher</hi> ga&#x0364;be, die &#x017F;o wohl die na&#x0364;rri&#x017F;chen als klugen <hi rendition="#aq">Concepte</hi> genau be&#x017F;chrieben, damit eine<lb/>
Narrheit nicht zweymahl du&#x0364;rffte begangen werden.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 326.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0155] Cap. XVIII. von Wind-Muͤhlen. Tab. XLVI. §. 324. Von einer Art einer Wind-Muͤhle/ da die Welle zwar auch horizontal lieget, aber die Fluͤgel gerade vor dem Wind ſtehen. Weil ein gewiſſer Machanicus geſehen, daß jetzt-beſchriebene Muͤhle den verlangten Effect nicht thun wollen, als man verhoffte, meynete er dieſes durch ein ſolches Rad, wie Fig. XI. Tab. XXXIX. im Profil anweiſet, auszurichten, und halte ich ſolches eben vor dasjeni- ge, ſo Printz Ruprecht im Modell gehabt, und Doctor Becher oben erinnert. Es muß dieſes Rad E ebenfalls in einen ſolchen achteckigten oder runden Hoff eingeſchloſſen ſeyn, da k m n o eine Seite des Gebaͤudes und Daches iſt, alſo, daß allemahl die Helffte Fluͤgel im Hoff unter der Linie m p, und die andern oben im freyen Winde ſtehen. Dem Anſehen nach ſolte zwar dieſe Machine eine groſſe Gewalt ausrichten, abſonderlich wenn die Fluͤgel ſehr breit und hoch, und derer viel ſind, alleine bey genauer Unterſuchung findet es ſich gantz an- ders; denn es ſtoͤſſet der Wind auf dem Fluͤgel H nur von a biß b, das andere bedecket ſchon der Fluͤgel J, und obſchon auch deſſen Spatium von c biß d getroffen wird, ſo kan es wegen der Schrege doch nicht ſo viel effectuiren, als das Spatium b c am Fluͤgel H betraͤget. Will man ſagen der Wind ſtoſſe von b auch nach e, und von d nach f, ſo iſt zu wiſſen, daß er zwar ſolches thut, alleine daß er auch von b e heruͤber nach J i, und von d f auf g faͤllet, und alſo mehr zuruͤck treibet, auch der gantze Wind, ſo zwiſchen der Oeffnung m c einfaͤllet, faſt ſo ſtarck wider den Fluͤgel f g h ſtoͤſſet, als wieder c d, und dahero mehr hindert als foͤdert, auch muß ſich ferner die Lufft zwiſchen ſolchen Fluͤgeln, abſonderlich wenn ſie gantz ſeyn ſolten, biß an die Welle gewaltig verfangen, und einen hefftigen Widerſtand thun, abſonder- lich in dem gantz geſchloſſenen Hoff, alſo daß ich davor halte, daß mit dieſer Art gar nichts in groſſen auszurichten iſt, ohne daß man noch Reflexion machet auf das Stillhalten, ſo Printz Ruprecht beſorget, noch auf die Art, wie ſolches Rad fuͤglich nach dem Wind zu richten. §. 325. Inzwiſchen iſt es dem Bau-Herrn, der von gutem Vermoͤgen iſt, und ſolchen Schaden nicht harte empfindet, nicht zu verargen, ſondern ruͤhmens werth, daß er ſich unterſtanden ei- ne ſolche dem Anſehen nach gute Sache zu experimentiren, und zu ſehen, ob dem gemeinen Weſen einiger Nutzen dadurch zuwachſen moͤge, oder da es den verlangten Effect nicht thun moͤchte, man ſich damit kuͤnfftig nicht weiter Muͤhe und Unkoſten machen duͤrffe, und waͤre zu wuͤnſchen, daß Herr Doctor Becher etwas deutlicher beſchrieben haͤtte, warum es in Hol- land nicht gut gethan, auch daß alle dergleichen Machinen waͤren angemercket werden, die dem Anſehen nach profitable geſchienen, und es hernacher nicht geweſen, abſonderlich daß man alle Umſtaͤnde wohl bemercket haͤtte. Denn es iſt nicht alles ſo gleich vor naͤrriſch zu hal- ten, und unter die weiſe Narrheit zu zehlen, wenn etwas dieſen oder jenen nicht ſchnurſtracks angehet, dieweil oͤffters nur ein geringer Umſtand, der nicht ſo genau beobachtet worden, das gantze Spiel verderbet. Und derohalben, ſage ich, ſolte man alle Dinge mit allen Umſtaͤn- den fleißig anmercken, damit wo nicht einer, doch der andere den Fehler endlich ſiehet. Es bleibet zwar dabey: Experiendo docemur, und waͤre zu wuͤnſchen, daß es mehr Doctor Becher gaͤbe, die ſo wohl die naͤrriſchen als klugen Concepte genau beſchrieben, damit eine Narrheit nicht zweymahl duͤrffte begangen werden. §. 326.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/155
Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/155>, abgerufen am 25.11.2024.