Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI. §. 221. 4. Die Bewegungs-Linie zu observiren hat, weil sie die Friction vermehren §. 222. Dergleichen geschiehet auch bey denen Zähnen und Getrieben, als Fig. X. Tab. §. 223. Es leidet auch die Regel von Grösse der Flächen eine starcke Ausnahme, denn §. 224. Weil sich dieses viele nicht einbilden können, so will ich solches durch etliche Figuren und Rä- Pars Generalis. C c
Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI. §. 221. 4. Die Bewegungs-Linie zu obſerviren hat, weil ſie die Friction vermehren §. 222. Dergleichen geſchiehet auch bey denen Zaͤhnen und Getrieben, als Fig. X. Tab. §. 223. Es leidet auch die Regel von Groͤſſe der Flaͤchen eine ſtarcke Ausnahme, denn §. 224. Weil ſich dieſes viele nicht einbilden koͤnnen, ſo will ich ſolches durch etliche Figuren und Raͤ- Pars Generalis. C c
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0121" n="101"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Cap. XVI.</hi> <hi rendition="#fr">von der</hi> <hi rendition="#aq">Friction. Tab. XXXI.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head>§. 221.</head><lb/> <p>4. <hi rendition="#fr">Die Bewegungs-Linie zu <hi rendition="#aq">obſervi</hi>ren hat,</hi> weil ſie die <hi rendition="#aq">Friction</hi> vermehren<lb/> und vermindern kan. Vermehren kan ſolche Bewegung die <hi rendition="#aq">Friction,</hi> wenn die Krafft von<lb/> der Linie nicht ſo <hi rendition="#aq">horizontal</hi> mit dem <hi rendition="#aq">Plano</hi> gehet. Als wenn man <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura II. Tabula<lb/> XXXI.</hi></hi> die Krafft an die Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a b</hi></hi> in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi> applici</hi>ret, ſo wird die Krafft das Rad <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> zwar<lb/> wohl auf der Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c d</hi></hi> fortziehen, aber auch zugleich auf die Flaͤche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c d</hi></hi> auf- oder unter<lb/> ſich druͤcken, und verurſachen, daß mehr Krafft ſeyn muß, als wenn ſolche an die Linie oder<lb/> Schnur <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a e</hi>,</hi> welche mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c d</hi> parallel</hi> ſtehet, <hi rendition="#aq">applici</hi>ret wuͤrde. Alſo auch bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fi-<lb/> gura III.</hi></hi> wird das Rad mit einer Laſt leichter uͤber die Flaͤche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d f</hi></hi> hinauf zu bringen ſeyn,<lb/> wenn die Krafft nach der Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a c</hi></hi> als nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a b</hi></hi> beweget wird, weil <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a c</hi></hi> mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d f</hi> pa-<lb/> rallel</hi> oder noch hoͤher ſtehet, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a b</hi></hi> aber wider die Flaͤche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d f</hi></hi> ſtrebet, (welche ietzo vor be-<lb/> kandt anzunehmen, unten aber erwieſen werden ſoll.)</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 222.</head><lb/> <p>Dergleichen geſchiehet auch bey denen <hi rendition="#fr">Zaͤhnen und Getrieben,</hi> als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. X. Tab.<lb/> XXX.</hi></hi> iſt ein Stuͤck eines Rades, ſo mit ſeinen Zaͤhnen in die Stange <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> eingreiffet, weil nun<lb/> der Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi></hi> faſt <hi rendition="#aq">perpendicular</hi> auf die Rundung des Zahns der Stange <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi></hi> zu ſtehen kom-<lb/> met, wie die Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b c</hi></hi> weiſet, ſo iſt die <hi rendition="#aq">Friction</hi> oder Widerſtand faſt unuͤberwindlich, wenn<lb/> nicht der andere Zahn in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d</hi></hi> dem Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e,</hi></hi> und alſo auch den Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b c</hi></hi> mit fortſchiebet,<lb/> welches doch ohne ſtarcke <hi rendition="#aq">Friction</hi> nicht abgehen kan. Alleine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. XI.</hi></hi> ſtehet der Zahn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a</hi></hi><lb/> noch <hi rendition="#aq">perpendiculair</hi>er, und muß, wenn er durch Gewalt die Stange forttreiben ſoll, ei-<lb/> ner von beyden wegſpringen oder brechen. Und dieſe letzte Art der <hi rendition="#aq">Friction</hi> iſt die aller-<lb/> ſtaͤrckſte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 223.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Es leidet auch die Regel von Groͤſſe der Flaͤchen eine ſtarcke Ausnahme,</hi> denn<lb/> weil die widerſtrebende Theile <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. I. Tab. XXXI.</hi></hi> ſollen niedergeriſſen oder weggebrochen<lb/> werden, ſo wird ieder leichte begreiffen, daß eine groſſe Flaͤche mehr ſolche Hacken und Spitzen<lb/> habe, als ein klein Stuͤck, und alſo auf einmahl viel zu zerbrechen, mehr Gewalt erfodert wird<lb/> als zu wenigen. Doch gilt ſolches von den groſſen und kleinen Flaͤchen nicht laͤnger, als die<lb/><hi rendition="#aq">Machine</hi> noch auf ihrem erſten Ort ſtehet, da noch aller Widerſtand unter ihr gantz iſt, ſo<lb/> bald aber ſolche fortgezogen wird, hat es nur vor ſich die Spitze zu zerbrechen, und hindert als-<lb/> denn nichts, das <hi rendition="#aq">Planum</hi> ſey 1 oder 50 Ellen lang. Aber mit der Breite hat es ſchon eine<lb/> andere Beſchaffenheit, denn ie breiter, ie mehr muß es <hi rendition="#aq">demoli</hi>ren, und aus ſolchem <hi rendition="#aq">Funda-<lb/> ment</hi> folget, daß an einer Schleiffe die uͤber kleine Huͤgel, Steine oder harten Koth, der<lb/> durch die Schleiffe auf die Seite mit Gewalt muß getrieben werden, die ſchmahlen und langen<lb/> Kuffen beſſer, als die kurtzen und breiten ſeyn, weil die ſchmahlen nicht zu viel auf die Seite<lb/> zu ſchaffen oder wegzuſtoſſen haben, die Laͤnge aber verurſachet, daß es ſich nicht in kleine Loͤ-<lb/> cher hinein ſtemmen und ſtellen kan. Wenn aber die <hi rendition="#aq">Machine</hi> keinen <hi rendition="#aq">perpendicula</hi>ren<lb/> Widerſtand hat, noch die Huͤbel oder Buckel, und was im Wege oder darunter ſtehet, wegar-<lb/> beiten darff, ſondern nur daruͤber hinſteigen und rutſchen kan, ſo iſt wegen Groͤſſe der Flaͤche,<lb/> ſie ſey groß oder klein, einerley Krafft, und alſo nur nach der Laſt vonnoͤthen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 224.</head><lb/> <p>Weil ſich dieſes viele nicht einbilden koͤnnen, ſo will ich ſolches durch etliche <hi rendition="#aq">Figur</hi>en und<lb/><hi rendition="#aq">Experimente</hi> erklaͤhren. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fig. XIII. Tab. XXX.</hi></hi> iſt ein Wagen mit vier Raͤdern<lb/> vorgeſtellet, welche vier Raͤder in vier gleich-aͤhnlichen Tieffungen oder Loͤchern ſtehen, mitten<lb/> auf dem Wagen liegen vier Tafeln, iede eines Centners ſchwehr, den Wagen mit allen vier<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pars Generalis.</hi></hi> C c</fw><fw place="bottom" type="catch">Raͤ-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0121]
Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXI.
§. 221.
4. Die Bewegungs-Linie zu obſerviren hat, weil ſie die Friction vermehren
und vermindern kan. Vermehren kan ſolche Bewegung die Friction, wenn die Krafft von
der Linie nicht ſo horizontal mit dem Plano gehet. Als wenn man Figura II. Tabula
XXXI. die Krafft an die Linie a b in b appliciret, ſo wird die Krafft das Rad A zwar
wohl auf der Linie c d fortziehen, aber auch zugleich auf die Flaͤche c d auf- oder unter
ſich druͤcken, und verurſachen, daß mehr Krafft ſeyn muß, als wenn ſolche an die Linie oder
Schnur a e, welche mit c d parallel ſtehet, appliciret wuͤrde. Alſo auch bey Fi-
gura III. wird das Rad mit einer Laſt leichter uͤber die Flaͤche d f hinauf zu bringen ſeyn,
wenn die Krafft nach der Linie a c als nach a b beweget wird, weil a c mit d f pa-
rallel oder noch hoͤher ſtehet, a b aber wider die Flaͤche d f ſtrebet, (welche ietzo vor be-
kandt anzunehmen, unten aber erwieſen werden ſoll.)
§. 222.
Dergleichen geſchiehet auch bey denen Zaͤhnen und Getrieben, als Fig. X. Tab.
XXX. iſt ein Stuͤck eines Rades, ſo mit ſeinen Zaͤhnen in die Stange A eingreiffet, weil nun
der Zahn b faſt perpendicular auf die Rundung des Zahns der Stange C zu ſtehen kom-
met, wie die Linie b c weiſet, ſo iſt die Friction oder Widerſtand faſt unuͤberwindlich, wenn
nicht der andere Zahn in d dem Zahn e, und alſo auch den Zahn b c mit fortſchiebet,
welches doch ohne ſtarcke Friction nicht abgehen kan. Alleine Fig. XI. ſtehet der Zahn a
noch perpendiculairer, und muß, wenn er durch Gewalt die Stange forttreiben ſoll, ei-
ner von beyden wegſpringen oder brechen. Und dieſe letzte Art der Friction iſt die aller-
ſtaͤrckſte.
§. 223.
Es leidet auch die Regel von Groͤſſe der Flaͤchen eine ſtarcke Ausnahme, denn
weil die widerſtrebende Theile Fig. I. Tab. XXXI. ſollen niedergeriſſen oder weggebrochen
werden, ſo wird ieder leichte begreiffen, daß eine groſſe Flaͤche mehr ſolche Hacken und Spitzen
habe, als ein klein Stuͤck, und alſo auf einmahl viel zu zerbrechen, mehr Gewalt erfodert wird
als zu wenigen. Doch gilt ſolches von den groſſen und kleinen Flaͤchen nicht laͤnger, als die
Machine noch auf ihrem erſten Ort ſtehet, da noch aller Widerſtand unter ihr gantz iſt, ſo
bald aber ſolche fortgezogen wird, hat es nur vor ſich die Spitze zu zerbrechen, und hindert als-
denn nichts, das Planum ſey 1 oder 50 Ellen lang. Aber mit der Breite hat es ſchon eine
andere Beſchaffenheit, denn ie breiter, ie mehr muß es demoliren, und aus ſolchem Funda-
ment folget, daß an einer Schleiffe die uͤber kleine Huͤgel, Steine oder harten Koth, der
durch die Schleiffe auf die Seite mit Gewalt muß getrieben werden, die ſchmahlen und langen
Kuffen beſſer, als die kurtzen und breiten ſeyn, weil die ſchmahlen nicht zu viel auf die Seite
zu ſchaffen oder wegzuſtoſſen haben, die Laͤnge aber verurſachet, daß es ſich nicht in kleine Loͤ-
cher hinein ſtemmen und ſtellen kan. Wenn aber die Machine keinen perpendicularen
Widerſtand hat, noch die Huͤbel oder Buckel, und was im Wege oder darunter ſtehet, wegar-
beiten darff, ſondern nur daruͤber hinſteigen und rutſchen kan, ſo iſt wegen Groͤſſe der Flaͤche,
ſie ſey groß oder klein, einerley Krafft, und alſo nur nach der Laſt vonnoͤthen.
§. 224.
Weil ſich dieſes viele nicht einbilden koͤnnen, ſo will ich ſolches durch etliche Figuren und
Experimente erklaͤhren. Fig. XIII. Tab. XXX. iſt ein Wagen mit vier Raͤdern
vorgeſtellet, welche vier Raͤder in vier gleich-aͤhnlichen Tieffungen oder Loͤchern ſtehen, mitten
auf dem Wagen liegen vier Tafeln, iede eines Centners ſchwehr, den Wagen mit allen vier
Raͤ-
Pars Generalis. C c
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |