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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX.
Rede nur von einer Fläche ist, die ebenfalls auf dieser Fläche beweget wird, oder da die bewe-
gende Krafft nicht weiter vom Centro des Zapffens stehet, als die äusserliche Fläche oder
Peripherie des Zapffens ist, dahingegen die Welle mit ihrem Zapffen durchs Rad gleichsam
als durch einen Hebel oder weiten Abstand, beweget wird; weil nun bey einem kleinen Zapffen
die Friction dem Centro, oder der Achse näher, und von der Krafft weiter entfernet wird,
als bey einem grossen Zapffen, so muß folgen, daß ein kleiner Zapffen der Krafft nicht so viel
Gewalt raubet, als ein grosser oder dicker, und zwar nicht in Ansehung der Stärcke des Zapf-
fens, sondern in Ansehung des Abstandes oder Abwage der Krafft von dem Zapffen. Da-
mit aber die Sache kurtz wird, will alsobald Machinen und Exempel zeigen.

Experiment mit dem Brete.
§. 215.

Der Herr Amontons, und aus diesen Herr L. C. Sturm in obangezogenen Miscel-
laneis Berolinensibus
,
setzet zur Probe die I. Figur Tab. XXX. Er nimmet ein ge-
hobeltes Bret A etliche Ellen lang, und 1 oder 2 Fuß breit, leget solches auf ein ander glei-
ches Bret oder Tisch, setzet auf solches 1, 2, 3, mehr oder weniger Centner, und befindet, daß
er allezeit das Drittel zum Gegen-Gewichte C muste anhängen, wenn es an einer Schnur,
die über die Rolle D gienge, auf dem Bret oder Tafel B solte fortziehen. Ferner nahm
er ein Bret, das nur den viertel Theil so breit war, als E, und setzte eben diese Gewichte nach-
einander auf, und befand, daß er ebenfalls ein Drittel in G anhängen muste. Hierauf
nahm er eine gantz kleine und schmahle Leiste H, und legte das Bret A mit den Gewichten
darauf, es muste aber ebenfalls ein Drittel seyn zu dem Gewichte J, wenn es das Bret H
und K mit dem Gewichte F solte fortziehen. Daraus schliesset nun Amontons, daß
die Friction sich verhalte gegen die Last wie 1 zu 3, als wenn 30 Pfund aufliegen, 10 Pfund,
wenn 60 Pfund, 20 Pfund, wenn 300 Pfund, 100 Pfund solches zu bewegen nöthig sey,
die Fläche sey breit oder lang, klein oder schmahl. Ich habe dieses Experiment selbst nach-
gemachet, und mehrentheils bey vieler Veränderung kaum ein halb oder gantz Pfund Diffe-
renz
gefunden.

Experiment mit der Waltze oder Zapffen.
§. 216.

Also ist auch die Friction beschaffen bey einem Zapffen oder Welle, sie sey dick oder dün-
ne, dieses widerspricht Herr Sturm wie schon oben gedacht, allein es scheinet aus dem Exempel
des Mühl-Rades, daß Herr Sturm sich keinen rechten Concept von der Sache gemacht,
ob er schon unten anführet eine solche Probe gemacht zu haben. Amontons Meynung muß
also verstanden werden, wie ich durch die Machine Fig. II. gezeiget, nemlich in dem Gestel-
le A B sind zwey Zapffen-Lager C D, darinnen lieget ein Cylinder oder Welle E,
durchaus von einer Dicke etwa von 3 Zoll im Diametro, an solchen hängen an einer subti-
len Schnur die um die Welle gehet, zwey gleich-schwehre Gewichte, etwa 30, 60 oder mehr
Pfund schwehr, soll nun das eine Gewichte die Welle mit dem andern Gewichte bewegen, so
muß gleichfalls 1/3 demselben beygeleget werden; als ich habe genommen auf jede Seite 30
Pfund, und zum Uber-Gewichte 101/2 Pfund anhängen müssen, habe ich auf jede Seite 60
Pfund genommen, habe ich anfangs 21, hernach (vielleicht weil der Cylinder glätter wor-
den) nur 20 Pfund gebrauchet. Gleichwie sichs mit dem Cylinder von 3 Zoll verhalten
hat, also hat sichs auch befunden mit dem Cylinder G Fig. III. von 6 Zoll im Diametro.
Denselben aber zu appliciren werden in der Stellage Fig. II. die Zapffen-Lager C D her-

ausge-

Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX.
Rede nur von einer Flaͤche iſt, die ebenfalls auf dieſer Flaͤche beweget wird, oder da die bewe-
gende Krafft nicht weiter vom Centro des Zapffens ſtehet, als die aͤuſſerliche Flaͤche oder
Peripherie des Zapffens iſt, dahingegen die Welle mit ihrem Zapffen durchs Rad gleichſam
als durch einen Hebel oder weiten Abſtand, beweget wird; weil nun bey einem kleinen Zapffen
die Friction dem Centro, oder der Achſe naͤher, und von der Krafft weiter entfernet wird,
als bey einem groſſen Zapffen, ſo muß folgen, daß ein kleiner Zapffen der Krafft nicht ſo viel
Gewalt raubet, als ein groſſer oder dicker, und zwar nicht in Anſehung der Staͤrcke des Zapf-
fens, ſondern in Anſehung des Abſtandes oder Abwage der Krafft von dem Zapffen. Da-
mit aber die Sache kurtz wird, will alſobald Machinen und Exempel zeigen.

Experiment mit dem Brete.
§. 215.

Der Herr Amontons, und aus dieſen Herr L. C. Sturm in obangezogenen Miſcel-
laneis Berolinenſibus
,
ſetzet zur Probe die I. Figur Tab. XXX. Er nimmet ein ge-
hobeltes Bret A etliche Ellen lang, und 1 oder 2 Fuß breit, leget ſolches auf ein ander glei-
ches Bret oder Tiſch, ſetzet auf ſolches 1, 2, 3, mehr oder weniger Centner, und befindet, daß
er allezeit das Drittel zum Gegen-Gewichte C muſte anhaͤngen, wenn es an einer Schnur,
die uͤber die Rolle D gienge, auf dem Bret oder Tafel B ſolte fortziehen. Ferner nahm
er ein Bret, das nur den viertel Theil ſo breit war, als E, und ſetzte eben dieſe Gewichte nach-
einander auf, und befand, daß er ebenfalls ein Drittel in G anhaͤngen muſte. Hierauf
nahm er eine gantz kleine und ſchmahle Leiſte H, und legte das Bret A mit den Gewichten
darauf, es muſte aber ebenfalls ein Drittel ſeyn zu dem Gewichte J, wenn es das Bret H
und K mit dem Gewichte F ſolte fortziehen. Daraus ſchlieſſet nun Amontons, daß
die Friction ſich verhalte gegen die Laſt wie 1 zu 3, als wenn 30 Pfund aufliegen, 10 Pfund,
wenn 60 Pfund, 20 Pfund, wenn 300 Pfund, 100 Pfund ſolches zu bewegen noͤthig ſey,
die Flaͤche ſey breit oder lang, klein oder ſchmahl. Ich habe dieſes Experiment ſelbſt nach-
gemachet, und mehrentheils bey vieler Veraͤnderung kaum ein halb oder gantz Pfund Diffe-
renz
gefunden.

Experiment mit der Waltze oder Zapffen.
§. 216.

Alſo iſt auch die Friction beſchaffen bey einem Zapffen oder Welle, ſie ſey dick oder duͤn-
ne, dieſes widerſpricht Herr Sturm wie ſchon oben gedacht, allein es ſcheinet aus dem Exempel
des Muͤhl-Rades, daß Herr Sturm ſich keinen rechten Concept von der Sache gemacht,
ob er ſchon unten anfuͤhret eine ſolche Probe gemacht zu haben. Amontons Meynung muß
alſo verſtanden werden, wie ich durch die Machine Fig. II. gezeiget, nemlich in dem Geſtel-
le A B ſind zwey Zapffen-Lager C D, darinnen lieget ein Cylinder oder Welle E,
durchaus von einer Dicke etwa von 3 Zoll im Diametro, an ſolchen haͤngen an einer ſubti-
len Schnur die um die Welle gehet, zwey gleich-ſchwehre Gewichte, etwa 30, 60 oder mehr
Pfund ſchwehr, ſoll nun das eine Gewichte die Welle mit dem andern Gewichte bewegen, ſo
muß gleichfalls ⅓ demſelben beygeleget werden; als ich habe genommen auf jede Seite 30
Pfund, und zum Uber-Gewichte 10½ Pfund anhaͤngen muͤſſen, habe ich auf jede Seite 60
Pfund genommen, habe ich anfangs 21, hernach (vielleicht weil der Cylinder glaͤtter wor-
den) nur 20 Pfund gebrauchet. Gleichwie ſichs mit dem Cylinder von 3 Zoll verhalten
hat, alſo hat ſichs auch befunden mit dem Cylinder G Fig. III. von 6 Zoll im Diametro.
Denſelben aber zu appliciren werden in der Stellage Fig. II. die Zapffen-Lager C D her-

ausge-
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[99/0119] Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX. Rede nur von einer Flaͤche iſt, die ebenfalls auf dieſer Flaͤche beweget wird, oder da die bewe- gende Krafft nicht weiter vom Centro des Zapffens ſtehet, als die aͤuſſerliche Flaͤche oder Peripherie des Zapffens iſt, dahingegen die Welle mit ihrem Zapffen durchs Rad gleichſam als durch einen Hebel oder weiten Abſtand, beweget wird; weil nun bey einem kleinen Zapffen die Friction dem Centro, oder der Achſe naͤher, und von der Krafft weiter entfernet wird, als bey einem groſſen Zapffen, ſo muß folgen, daß ein kleiner Zapffen der Krafft nicht ſo viel Gewalt raubet, als ein groſſer oder dicker, und zwar nicht in Anſehung der Staͤrcke des Zapf- fens, ſondern in Anſehung des Abſtandes oder Abwage der Krafft von dem Zapffen. Da- mit aber die Sache kurtz wird, will alſobald Machinen und Exempel zeigen. Experiment mit dem Brete. §. 215. Der Herr Amontons, und aus dieſen Herr L. C. Sturm in obangezogenen Miſcel- laneis Berolinenſibus, ſetzet zur Probe die I. Figur Tab. XXX. Er nimmet ein ge- hobeltes Bret A etliche Ellen lang, und 1 oder 2 Fuß breit, leget ſolches auf ein ander glei- ches Bret oder Tiſch, ſetzet auf ſolches 1, 2, 3, mehr oder weniger Centner, und befindet, daß er allezeit das Drittel zum Gegen-Gewichte C muſte anhaͤngen, wenn es an einer Schnur, die uͤber die Rolle D gienge, auf dem Bret oder Tafel B ſolte fortziehen. Ferner nahm er ein Bret, das nur den viertel Theil ſo breit war, als E, und ſetzte eben dieſe Gewichte nach- einander auf, und befand, daß er ebenfalls ein Drittel in G anhaͤngen muſte. Hierauf nahm er eine gantz kleine und ſchmahle Leiſte H, und legte das Bret A mit den Gewichten darauf, es muſte aber ebenfalls ein Drittel ſeyn zu dem Gewichte J, wenn es das Bret H und K mit dem Gewichte F ſolte fortziehen. Daraus ſchlieſſet nun Amontons, daß die Friction ſich verhalte gegen die Laſt wie 1 zu 3, als wenn 30 Pfund aufliegen, 10 Pfund, wenn 60 Pfund, 20 Pfund, wenn 300 Pfund, 100 Pfund ſolches zu bewegen noͤthig ſey, die Flaͤche ſey breit oder lang, klein oder ſchmahl. Ich habe dieſes Experiment ſelbſt nach- gemachet, und mehrentheils bey vieler Veraͤnderung kaum ein halb oder gantz Pfund Diffe- renz gefunden. Experiment mit der Waltze oder Zapffen. §. 216. Alſo iſt auch die Friction beſchaffen bey einem Zapffen oder Welle, ſie ſey dick oder duͤn- ne, dieſes widerſpricht Herr Sturm wie ſchon oben gedacht, allein es ſcheinet aus dem Exempel des Muͤhl-Rades, daß Herr Sturm ſich keinen rechten Concept von der Sache gemacht, ob er ſchon unten anfuͤhret eine ſolche Probe gemacht zu haben. Amontons Meynung muß alſo verſtanden werden, wie ich durch die Machine Fig. II. gezeiget, nemlich in dem Geſtel- le A B ſind zwey Zapffen-Lager C D, darinnen lieget ein Cylinder oder Welle E, durchaus von einer Dicke etwa von 3 Zoll im Diametro, an ſolchen haͤngen an einer ſubti- len Schnur die um die Welle gehet, zwey gleich-ſchwehre Gewichte, etwa 30, 60 oder mehr Pfund ſchwehr, ſoll nun das eine Gewichte die Welle mit dem andern Gewichte bewegen, ſo muß gleichfalls ⅓ demſelben beygeleget werden; als ich habe genommen auf jede Seite 30 Pfund, und zum Uber-Gewichte 10½ Pfund anhaͤngen muͤſſen, habe ich auf jede Seite 60 Pfund genommen, habe ich anfangs 21, hernach (vielleicht weil der Cylinder glaͤtter wor- den) nur 20 Pfund gebrauchet. Gleichwie ſichs mit dem Cylinder von 3 Zoll verhalten hat, alſo hat ſichs auch befunden mit dem Cylinder G Fig. III. von 6 Zoll im Diametro. Denſelben aber zu appliciren werden in der Stellage Fig. II. die Zapffen-Lager C D her- ausge-

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/119>, abgerufen am 25.11.2024.