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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX.
Das XVI. Lapitel.
Von dem Widerstand oder Friction der Machinen/
und was Friction sey.
§. 215.

Durch dem Widerstand, lateinisch Frictio genannt, wird verstanden, wenn
bey der Bewegung die Machinen sich mit einigen Theilen gegenein-
ander reiben, und ihre Flächen, Wellen oder Zapffen auf einander
schleissen, rutschen und zwängen müssen, aber wegen ihrer Ungleich-
heit, da die erhobenen Theilgen in die Vertieffung der andern fallen,
sich gegeneinander stemmen, und also mit Erhebung der auf-liegen-
den Last zugleich müssen herausgehoben werden, worzu eine a parte Krafft gehö-
ret, welche sonst zur Bewegung der Last könte angewendet werden.

Je schwehrer aber die Last auf den Flächen und Zapffen ist, ie mehr werden die Theile
auf- und ineinander gepresset, so daß destomehr Krafft erfodert wird, solche voneinander zu
sondern, also daß folget:

Je rauher und ungleicher die Flächen, ie grösser die Friction oder Widerstand,
und ie grösser die Last, ie stärcker auch gleichfalls die Friction, und also auch im
Gegentheil, ie leichter die Last und ie glätter die Flächen, ie leichter und auch we-
niger Friction hat die Machine.

§. 216.

Weil die Friction geschiehet, wenn zwey Flächen so auf- oder übereinander beweget
werden, es sey nun solche eine ebene Fläche, oder eine runde Waltze oder Zapffen in einem
runden Lager, oder es sey eine ebene Fläche und runde Fläche gegeneinander, so ist zu wissen:

Ob eine kleine und schmahle, oder eine breite und grosse Fläche, die mit
einerley Last beschwehret sind, mehr Friction mache?

Oder:
Ob ein dicker oder dünner Cylinder oder Zapffen
mehr Friction habe?

Der Herr Amontons, der sich besonders angelegen seyn lassen diese Sache funda-
mental
zu untersuchen, davon einiges zu finden ist in denen Memoires de l'Academie
Royale des sciences Anno 1699. p. 260. sqq.
behauptet, daß es einerley, die Fläche sey breit
oder schmahl, der Cylinder sey dicke oder dünne, und komme es nur auf die darauf liegende
Last an, mit welcher auch die Friction vermehret werde, welches ihm aber Herr L. C.
Sturm
in Observationibus circa frictionem Machinarum, die den Miscellanibus
Berolinensibus pag. 294. sqq.
einverleibet sind, nicht billiget, sondern als einen Fehler aus-
leget, und einwendet: wenn dieses wahr wäre, so müste eine Mühl-Welle von 1650 Pfund
schwehr, auf einem Zapffen von 6 Zoll, eben so leichte sich bewegen, als auf einem Zapffen
von 3 Zoll, und derowegen ziehet er des Amontons Experimenta in Zweiffel, und mey-
net, er habe nicht alle Umstände genugsam erwogen, weiset auch wie er hätte verfahren sol-
len. Ob nun schon wegen unterschiedener Rauhigkeit einiger Unterscheid sich bey grossen
und kleinen Flächen findet, so fehlet solches doch gar selten, und bleibet inzwischen des Amon-
tons Experiment
in seinem Werth. Was aber die Mühl-Welle anlanget, die Herr
Sturm
in contrarium anführet, so schicket sich solches hieher gar nicht, weil Amontons

Rede
Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX.
Das XVI. Lapitel.
Von dem Widerſtand oder Friction der Machinen/
und was Friction ſey.
§. 215.

Durch dem Widerſtand, lateiniſch Frictio genannt, wird verſtanden, wenn
bey der Bewegung die Machinen ſich mit einigen Theilen gegenein-
ander reiben, und ihre Flaͤchen, Wellen oder Zapffen auf einander
ſchleiſſen, rutſchen und zwaͤngen muͤſſen, aber wegen ihrer Ungleich-
heit, da die erhobenen Theilgen in die Vertieffung der andern fallen,
ſich gegeneinander ſtemmen, und alſo mit Erhebung der auf-liegen-
den Laſt zugleich muͤſſen herausgehoben werden, worzu eine a parte Krafft gehoͤ-
ret, welche ſonſt zur Bewegung der Laſt koͤnte angewendet werden.

Je ſchwehrer aber die Laſt auf den Flaͤchen und Zapffen iſt, ie mehr werden die Theile
auf- und ineinander gepreſſet, ſo daß deſtomehr Krafft erfodert wird, ſolche voneinander zu
ſondern, alſo daß folget:

Je rauher und ungleicher die Flaͤchen, ie groͤſſer die Friction oder Widerſtand,
und ie groͤſſer die Laſt, ie ſtaͤrcker auch gleichfalls die Friction, und alſo auch im
Gegentheil, ie leichter die Laſt und ie glaͤtter die Flaͤchen, ie leichter und auch we-
niger Friction hat die Machine.

§. 216.

Weil die Friction geſchiehet, wenn zwey Flaͤchen ſo auf- oder uͤbereinander beweget
werden, es ſey nun ſolche eine ebene Flaͤche, oder eine runde Waltze oder Zapffen in einem
runden Lager, oder es ſey eine ebene Flaͤche und runde Flaͤche gegeneinander, ſo iſt zu wiſſen:

Ob eine kleine und ſchmahle, oder eine breite und groſſe Flaͤche, die mit
einerley Laſt beſchwehret ſind, mehr Friction mache?

Oder:
Ob ein dicker oder duͤnner Cylinder oder Zapffen
mehr Friction habe?

Der Herr Amontons, der ſich beſonders angelegen ſeyn laſſen dieſe Sache funda-
mental
zu unterſuchen, davon einiges zu finden iſt in denen Memoires de l’Academie
Royale des ſciences Anno 1699. p. 260. ſqq.
behauptet, daß es einerley, die Flaͤche ſey breit
oder ſchmahl, der Cylinder ſey dicke oder duͤnne, und komme es nur auf die darauf liegende
Laſt an, mit welcher auch die Friction vermehret werde, welches ihm aber Herr L. C.
Sturm
in Obſervationibus circa frictionem Machinarum, die den Miſcellanibus
Berolinenſibus pag. 294. ſqq.
einverleibet ſind, nicht billiget, ſondern als einen Fehler aus-
leget, und einwendet: wenn dieſes wahr waͤre, ſo muͤſte eine Muͤhl-Welle von 1650 Pfund
ſchwehr, auf einem Zapffen von 6 Zoll, eben ſo leichte ſich bewegen, als auf einem Zapffen
von 3 Zoll, und derowegen ziehet er des Amontons Experimenta in Zweiffel, und mey-
net, er habe nicht alle Umſtaͤnde genugſam erwogen, weiſet auch wie er haͤtte verfahren ſol-
len. Ob nun ſchon wegen unterſchiedener Rauhigkeit einiger Unterſcheid ſich bey groſſen
und kleinen Flaͤchen findet, ſo fehlet ſolches doch gar ſelten, und bleibet inzwiſchen des Amon-
tons Experiment
in ſeinem Werth. Was aber die Muͤhl-Welle anlanget, die Herr
Sturm
in contrarium anfuͤhret, ſo ſchicket ſich ſolches hieher gar nicht, weil Amontons

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[98/0118] Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX. Das XVI. Lapitel. Von dem Widerſtand oder Friction der Machinen/ und was Friction ſey. §. 215. Durch dem Widerſtand, lateiniſch Frictio genannt, wird verſtanden, wenn bey der Bewegung die Machinen ſich mit einigen Theilen gegenein- ander reiben, und ihre Flaͤchen, Wellen oder Zapffen auf einander ſchleiſſen, rutſchen und zwaͤngen muͤſſen, aber wegen ihrer Ungleich- heit, da die erhobenen Theilgen in die Vertieffung der andern fallen, ſich gegeneinander ſtemmen, und alſo mit Erhebung der auf-liegen- den Laſt zugleich muͤſſen herausgehoben werden, worzu eine a parte Krafft gehoͤ- ret, welche ſonſt zur Bewegung der Laſt koͤnte angewendet werden. Je ſchwehrer aber die Laſt auf den Flaͤchen und Zapffen iſt, ie mehr werden die Theile auf- und ineinander gepreſſet, ſo daß deſtomehr Krafft erfodert wird, ſolche voneinander zu ſondern, alſo daß folget: Je rauher und ungleicher die Flaͤchen, ie groͤſſer die Friction oder Widerſtand, und ie groͤſſer die Laſt, ie ſtaͤrcker auch gleichfalls die Friction, und alſo auch im Gegentheil, ie leichter die Laſt und ie glaͤtter die Flaͤchen, ie leichter und auch we- niger Friction hat die Machine. §. 216. Weil die Friction geſchiehet, wenn zwey Flaͤchen ſo auf- oder uͤbereinander beweget werden, es ſey nun ſolche eine ebene Flaͤche, oder eine runde Waltze oder Zapffen in einem runden Lager, oder es ſey eine ebene Flaͤche und runde Flaͤche gegeneinander, ſo iſt zu wiſſen: Ob eine kleine und ſchmahle, oder eine breite und groſſe Flaͤche, die mit einerley Laſt beſchwehret ſind, mehr Friction mache? Oder: Ob ein dicker oder duͤnner Cylinder oder Zapffen mehr Friction habe? Der Herr Amontons, der ſich beſonders angelegen ſeyn laſſen dieſe Sache funda- mental zu unterſuchen, davon einiges zu finden iſt in denen Memoires de l’Academie Royale des ſciences Anno 1699. p. 260. ſqq. behauptet, daß es einerley, die Flaͤche ſey breit oder ſchmahl, der Cylinder ſey dicke oder duͤnne, und komme es nur auf die darauf liegende Laſt an, mit welcher auch die Friction vermehret werde, welches ihm aber Herr L. C. Sturm in Obſervationibus circa frictionem Machinarum, die den Miſcellanibus Berolinenſibus pag. 294. ſqq. einverleibet ſind, nicht billiget, ſondern als einen Fehler aus- leget, und einwendet: wenn dieſes wahr waͤre, ſo muͤſte eine Muͤhl-Welle von 1650 Pfund ſchwehr, auf einem Zapffen von 6 Zoll, eben ſo leichte ſich bewegen, als auf einem Zapffen von 3 Zoll, und derowegen ziehet er des Amontons Experimenta in Zweiffel, und mey- net, er habe nicht alle Umſtaͤnde genugſam erwogen, weiſet auch wie er haͤtte verfahren ſol- len. Ob nun ſchon wegen unterſchiedener Rauhigkeit einiger Unterſcheid ſich bey groſſen und kleinen Flaͤchen findet, ſo fehlet ſolches doch gar ſelten, und bleibet inzwiſchen des Amon- tons Experiment in ſeinem Werth. Was aber die Muͤhl-Welle anlanget, die Herr Sturm in contrarium anfuͤhret, ſo ſchicket ſich ſolches hieher gar nicht, weil Amontons Rede

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/118>, abgerufen am 25.11.2024.