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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1317Steinen aufzuführen. Die Mauren sollen 4 Ellen hoch und dicke seyn. Der
Abt kan mit den Nonnen zu Leal 30 Hacken Land, die ihm gelegener fallen, um-
tauschen, sol aber die päpstliche Bestätigung deshalb einholen. Jm Fal das
Kloster dem Lande Eintrag thut, mus selbiges an die Krone wieder zurück fallen.
Die Aebte des Klosters Johan, Michel und Jürgen, schwuren dem revel-
schen
Bischof Nicolaus den Eid der Unterthänigkeit, welchen Huitfeld S.
396 und Pontan S. 419 lateinisch liefern. e)

Er
hingegen die Grenzen gegen Osten dem Bischof zugesprochen werden. 1478 Freitags
nach Allerheiligen verhandelte Hinrich von Braseck sein halbes Schlos Casti an den
Abt Erdman mit dem ganzen Hofe Raykül im Kirchspiel Merjema vor 9500
Mark rigisch, Goswin von Dönhof aber verpfändet das ganze Dorf zu Rappel und
das ganze Dorf zu Hole, im Kirchspiel zu Rappel, dem Kloster um 44 Mark rigisch.
1488 nahm der Orden, bey dem damaligen Lermen mit den Bischöfen, das Kloster ein, und
trat es das Jahr drauf wieder ab. 1499 verglich sich der Abt Michael mit dem Abt Jo-
han
in Revel, und dieser letzte verspricht das Licht auf dem Domhofe nicht zu verbauen,
wobey Herr. Diedrich Hagen, Herr Johan Gruther, Rathmänner, Herman Ha-
gen, Lambert Oetting,
Mitbürger, als Zeugen angeführet stehen. 1504 beschenkte der
Abt Gisbert das Kloster mit drey Häuptern von den 11000 Jungfrauen. 1543 bekam es
von dem revelschen Comtur die Freiheit, seine Verbrecher durch eigne Untersassen zu rich-
ten, weil bisher manche entronnen, ehe man die weltlichen Richter verschreiben können.
1545 bevolmächtigte es Hinrich Bosemannen und Johan Volckersamen in Revel,
die ausstehenden Schulden einzufordern. 1554 strandete ein Schif von Enkhuysen,
dessen Güter der Abt bergen lies, wofür er von den Rhedern in Revel 5 Last Salz
bekam, und ein Zeugnis empfing, daß er der Eignerin des Schifs, einer Witwe, kein
Unrecht gethan. Ausser dem, was sonst von diesem Kloster angeführet worden, be-
merken wir noch die demselben vorgesetzten Aebte, so viel sich in den Urkunden haben
finden wollen. Die erstern wohnten noch in Dünemünde, unter welchen 1250 ein
Conrad vorkomt. Sie hielten in Padis nur einen Prior, der aber wie die nachmali-
gen Aebte jederzeit unter der revelschen Diöces stand. Die eigentlichen Aebte von
Padis sind folgende:
[Spaltenumbruch]
1320 Johannes
1341 Nicolaus
1364 Nicol. Risebyter
1383 Bertholdus
1393 Johan
1428 Georg
[Spaltenumbruch]
1448 Johann Greves
1478 Erdman
1499 Michael
1502 Nicolaus
1504 Gisbert
[Spaltenumbruch]
1525 Eberhard Sanenschein*)
1547 Ludwig Duchscherer
- - Anton Dreyer, sonst Tor-
neator.
1554 Georg Conradi.
Es gehöret demnach mit unter die fabelhaften Erzehlungen, wenn Huitfeld S. 220
beim Jahr 1248 uns eine Erscheinung meldet, die dem König bey seinem
Aufenthalt in Estland wiederfahren seyn sol. Der heilige Wenceslaus trat vor den
schlummernden König hin, und prophezeiete ihm den Märterertod; welchen Betrug
nach seinem und Pontans Zeugnis ein listiger Mönch spielte. Hiedurch kam der Kö-
nig auf andre Gedanken, gab die Zurüstungen gegen die Russen auf, und befahl das
Kloster Padis zu bauen. Wir wissen nun aus den Documenten die Anlegung dieses
Klosters durch die Cistercienser von Dünemünde richtiger. Da dieses Kloster noth-
wendig viel Honig und Fische brauchte, so hat es mit seinen Nachbarn, sonderlich mit
einem Heinrich von Kiwel viel Grenzstreitigkeiten angefangen. Die Gurgustia
oder Fischwehren, deren Weite im Strom nach Faden (filum) bestimmet werden, und
die arbores melligerae sind in diesen Zänkereien immer das Hauptstück.
e) Sonst fält in diese drey Jahr von 1315 bis 1317 die starke Pest und Hungersnoth in
Liefland, wovon unsre Geschichtschreiber die Nachrichten aus des danziget Secre-
tairs, Herr Caspar Schützens preußischer Chronik entlehnen. Jn dem jerwi-
schen
Dorfe Pugger wolte ein Kerl seinen leiblichen Vater auffressen, den man des-
wegen hart am Leben strafte. Das Getreide schlug nachher ab von 18 zu 3 Mark.
Hier würde uns Menius in seiner grossen Historie ein paar hundert unnatürliche Spei-
sen beschrieben haben, wie er bey den Jahren 1601 und 1602 zu thun versprochen, da-
fern
*) Für Sanenschein lesen einige unrichtig Sauenschein. Man findet auch Sünnenschyn. Das
Wapen ist eine stralende Sonne.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1317Steinen aufzufuͤhren. Die Mauren ſollen 4 Ellen hoch und dicke ſeyn. Der
Abt kan mit den Nonnen zu Leal 30 Hacken Land, die ihm gelegener fallen, um-
tauſchen, ſol aber die paͤpſtliche Beſtaͤtigung deshalb einholen. Jm Fal das
Kloſter dem Lande Eintrag thut, mus ſelbiges an die Krone wieder zuruͤck fallen.
Die Aebte des Kloſters Johan, Michel und Juͤrgen, ſchwuren dem revel-
ſchen
Biſchof Nicolaus den Eid der Unterthaͤnigkeit, welchen Huitfeld S.
396 und Pontan S. 419 lateiniſch liefern. e)

Er
hingegen die Grenzen gegen Oſten dem Biſchof zugeſprochen werden. 1478 Freitags
nach Allerheiligen verhandelte Hinrich von Braseck ſein halbes Schlos Caſti an den
Abt Erdman mit dem ganzen Hofe Raykuͤl im Kirchſpiel Merjema vor 9500
Mark rigiſch, Goswin von Doͤnhof aber verpfaͤndet das ganze Dorf zu Rappel und
das ganze Dorf zu Hole, im Kirchſpiel zu Rappel, dem Kloſter um 44 Mark rigiſch.
1488 nahm der Orden, bey dem damaligen Lermen mit den Biſchoͤfen, das Kloſter ein, und
trat es das Jahr drauf wieder ab. 1499 verglich ſich der Abt Michael mit dem Abt Jo-
han
in Revel, und dieſer letzte verſpricht das Licht auf dem Domhofe nicht zu verbauen,
wobey Herr. Diedrich Hagen, Herr Johan Gruther, Rathmaͤnner, Herman Ha-
gen, Lambert Oetting,
Mitbuͤrger, als Zeugen angefuͤhret ſtehen. 1504 beſchenkte der
Abt Gisbert das Kloſter mit drey Haͤuptern von den 11000 Jungfrauen. 1543 bekam es
von dem revelſchen Comtur die Freiheit, ſeine Verbrecher durch eigne Unterſaſſen zu rich-
ten, weil bisher manche entronnen, ehe man die weltlichen Richter verſchreiben koͤnnen.
1545 bevolmaͤchtigte es Hinrich Boſemannen und Johan Volckerſamen in Revel,
die ausſtehenden Schulden einzufordern. 1554 ſtrandete ein Schif von Enkhuyſen,
deſſen Guͤter der Abt bergen lies, wofuͤr er von den Rhedern in Revel 5 Laſt Salz
bekam, und ein Zeugnis empfing, daß er der Eignerin des Schifs, einer Witwe, kein
Unrecht gethan. Auſſer dem, was ſonſt von dieſem Kloſter angefuͤhret worden, be-
merken wir noch die demſelben vorgeſetzten Aebte, ſo viel ſich in den Urkunden haben
finden wollen. Die erſtern wohnten noch in Duͤnemuͤnde, unter welchen 1250 ein
Conrad vorkomt. Sie hielten in Padis nur einen Prior, der aber wie die nachmali-
gen Aebte jederzeit unter der revelſchen Dioͤces ſtand. Die eigentlichen Aebte von
Padis ſind folgende:
[Spaltenumbruch]
1320 Johannes
1341 Nicolaus
1364 Nicol. Riſebyter
1383 Bertholdus
1393 Johan
1428 Georg
[Spaltenumbruch]
1448 Johann Greves
1478 Erdman
1499 Michael
1502 Nicolaus
1504 Gisbert
[Spaltenumbruch]
1525 Eberhard Sanenſchein*)
1547 Ludwig Duchſcherer
‒ ‒ Anton Dreyer, ſonſt Tor-
neator.
1554 Georg Conradi.
Es gehoͤret demnach mit unter die fabelhaften Erzehlungen, wenn Huitfeld S. 220
beim Jahr 1248 uns eine Erſcheinung meldet, die dem Koͤnig bey ſeinem
Aufenthalt in Eſtland wiederfahren ſeyn ſol. Der heilige Wenceslaus trat vor den
ſchlummernden Koͤnig hin, und prophezeiete ihm den Maͤrterertod; welchen Betrug
nach ſeinem und Pontans Zeugnis ein liſtiger Moͤnch ſpielte. Hiedurch kam der Koͤ-
nig auf andre Gedanken, gab die Zuruͤſtungen gegen die Ruſſen auf, und befahl das
Kloſter Padis zu bauen. Wir wiſſen nun aus den Documenten die Anlegung dieſes
Kloſters durch die Ciſtercienſer von Duͤnemuͤnde richtiger. Da dieſes Kloſter noth-
wendig viel Honig und Fiſche brauchte, ſo hat es mit ſeinen Nachbarn, ſonderlich mit
einem Heinrich von Kiwel viel Grenzſtreitigkeiten angefangen. Die Gurguſtia
oder Fiſchwehren, deren Weite im Strom nach Faden (filum) beſtimmet werden, und
die arbores melligerae ſind in dieſen Zaͤnkereien immer das Hauptſtuͤck.
e) Sonſt faͤlt in dieſe drey Jahr von 1315 bis 1317 die ſtarke Peſt und Hungersnoth in
Liefland, wovon unſre Geſchichtſchreiber die Nachrichten aus des danziget Secre-
tairs, Herr Caſpar Schuͤtzens preußiſcher Chronik entlehnen. Jn dem jerwi-
ſchen
Dorfe Pugger wolte ein Kerl ſeinen leiblichen Vater auffreſſen, den man des-
wegen hart am Leben ſtrafte. Das Getreide ſchlug nachher ab von 18 zu 3 Mark.
Hier wuͤrde uns Menius in ſeiner groſſen Hiſtorie ein paar hundert unnatuͤrliche Spei-
ſen beſchrieben haben, wie er bey den Jahren 1601 und 1602 zu thun verſprochen, da-
fern
*) Fuͤr Sanenſchein leſen einige unrichtig Sauenſchein. Man findet auch Suͤnnenſchyn. Das
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/98>, abgerufen am 23.11.2024.