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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzbischof Friedrich. zur Zeit der Reg. des Gerdt v. Jocke.
halterschaft. Jhm wird die Verordnung mit zugeschrieben, daß, wenn ein an-1313
beerbter seine Güter verkaufe, um anderwerts sich nieder zu lassen, unterdessen
aber vom Tode übereilet werde, der Kaufschilling an den königlichen Fiscus ver-
fallen seyn solle.

Am Tage Viti und Modesti nahm der König mit dem Ordensmeister die1314
Verabredung, daß die Grenzstreitigkeiten zwischen den königlichen und Ordens-
unterthanen durch den revelschen Befehlshaber, vermittelst drey königlicher
Lehnsmänner und vier Ordensbrüder, entschieden werden solten. Bey der Ge-
legenheit erhielt die harrische Ritterschaft die Bestätigung ihrer Briefschaften,
und die Clerisey auf ihre angebrachte Klage den Trost, daß ihr jeder den Zehenden
nach dem alten grössern Maas entrichten müsse, wer nicht als ein Verfälscher des
Maasses bestrafet seyn wolte. Ueber das letzte ward drey Tage vor Matthäi zu
Stenloß ein eigener Befehl ausgefertiget.

Der König Erich der VIIte bestätigte der revelschen Bürgerschaft ihre1315
Freiheiten, die sie Zeit seiner Minderjährigkeit erhalten, und vergab ihnen alle
Beleidigungen. Nur die Stadtmauren solten, im Fal sie dem Schlosse
nachtheilig fielen, eingerissen werden. Waldemars des IIten Ritterrechte für
das Herzogthum Estland wurden gleichfals wohl verbessert.

Papst Johannes der XXIIte zu Avignon, machte die Erzbischöfe von1316
Cöln und Magdeburg, nebst dem Bischof zu Utrecht, zu Beschirmern des
deutschen Ordens in Liefland. Die Schirmherren können den weltlichen
Arm gegen die Beleidiger des Ordens zu Hülfe rufen, ohne sich an Bonifacius
des IIXten Bulle zu kehren. d)

Der König von Dännemark Erich der VIIte, erlaubte am fünften Ta-1317
ge nach Trinitatis dem Abt und Convent zu Stolpe, das Cistercienserklo-
ster Padis
c) in Estland, GOtt und der heiligen Jungfrau zu Ehren von

Stei-
d) Der Cistercienserorden in Liefland, erhielt vom Papst Alexander dem IVten herr-
liche Freiheiten. Jn Dünemünde hatten sie ihre erste Abtey. Als diese Mönche
sich mehr ausbreiteten, kauften sie sich das Gut Padis, und legten daselbst 1254 eine
Kapelle an. Den Brüdern des Ritterordens, ja selbst den Geistlichen Angustiner-
ordens,
fiel dieser Anwachs ungelegen; sie suchten daher die Cistercienser beim
Papst heslich anzuschwärzen, gegen welche Verleumdungen sich Gregorius der Xte
ihrer annimt, und ihre Vorrechte vermehret. Der Bischof zu Revel, Johan,
machte der Zänkereyen, welche die Mönche zu Dünemünde mit seinem Vorfähren
Thurgot gehabt, ein Ende, und schlug 1281 am 23ten März die Kapelle Padis zu
der Mutterkirche zu Hertele, woran aber die Cistercienser ungern giengen. Sie
wiesen einen Freibrief von Jnnocentius dem IVten auf, den derselbe im 11ten Jahr
seiner Regierung ertheilet, und in welchem alle Aebte und Mitäbte des Cistercienser-
ordens
vor dem Bann aller Prälaten gesichert werden; welchen Johan, Bischof zu
Lübeck, am 27ten März 1275 zu Reinfeld transsumiret hatte. Der revelsche Com-
tur, Bruder Heinrich von Appenhus, machte 1276 eine neue Grenzbestimmung,
auf den Fus, wie sie der königliche Stathalter Saxe 1257 eingerichtet, weil Heinrich
von Kiwel und seine Leute auf Atle der Fischerey wegen mit ihnen in Streit geriethen.
Der Bischof Thiederich von Revel sprach 1250 auf des revelschen Hanptmans Sa-
xens
Forderung die Mühle Sagentaken dem dünemündischen Abt Conrad zu, doch
mit dem Vorbehalt, daß die Bauren am Bach Sagentake und die von Voseke nach dem
alten Herkommeu freie Fischwehren setzen können, welche Abtretung der Comtur zu Witten
stein,
Bruder Reymer 1314 bestätigte, wie aus dem Transsumt erhellet, so der Comtur
Helmich Depenbrock und der Prior der Predigermönche zu Revel, Heinrich, 1364
ausgestellet. Der Ordensmeister Jocke und Arnold von Vietinghoff beschenkten
das Kloster mit gewissen Dörfern: 1345 verkaufte es seine Jnsel Daghoe: 1389 wur-
den seine Grenzen auf der Westseite bis mitten in den Bach Sagentake bestimmet, da
hingegen
c) Man hat diesen Brief in einem Transsumt des Erzbischofs Friedrichs zu Cöln, in
welchem er zu Gudberg vom 23ten August 1386 unterschrieben ist. Der Erzbischof
entschuldigte sich damals mit seinen vielen Geschäften, und übertrug das Amt seinen
Herren Gehülfen. Es wurde auch den Bischöfen von Wermeland und Havelberg,
ingleichen dem Propst zu Grypswalde, caminischer Diöces, davon Bericht ertheilet.
U 2

Erzbiſchof Friedrich. zur Zeit der Reg. des Gerdt v. Jocke.
halterſchaft. Jhm wird die Verordnung mit zugeſchrieben, daß, wenn ein an-1313
beerbter ſeine Guͤter verkaufe, um anderwerts ſich nieder zu laſſen, unterdeſſen
aber vom Tode uͤbereilet werde, der Kaufſchilling an den koͤniglichen Fiſcus ver-
fallen ſeyn ſolle.

Am Tage Viti und Modeſti nahm der Koͤnig mit dem Ordensmeiſter die1314
Verabredung, daß die Grenzſtreitigkeiten zwiſchen den koͤniglichen und Ordens-
unterthanen durch den revelſchen Befehlshaber, vermittelſt drey koͤniglicher
Lehnsmaͤnner und vier Ordensbruͤder, entſchieden werden ſolten. Bey der Ge-
legenheit erhielt die harriſche Ritterſchaft die Beſtaͤtigung ihrer Briefſchaften,
und die Cleriſey auf ihre angebrachte Klage den Troſt, daß ihr jeder den Zehenden
nach dem alten groͤſſern Maas entrichten muͤſſe, wer nicht als ein Verfaͤlſcher des
Maaſſes beſtrafet ſeyn wolte. Ueber das letzte ward drey Tage vor Matthaͤi zu
Stenloß ein eigener Befehl ausgefertiget.

Der Koͤnig Erich der VIIte beſtaͤtigte der revelſchen Buͤrgerſchaft ihre1315
Freiheiten, die ſie Zeit ſeiner Minderjaͤhrigkeit erhalten, und vergab ihnen alle
Beleidigungen. Nur die Stadtmauren ſolten, im Fal ſie dem Schloſſe
nachtheilig fielen, eingeriſſen werden. Waldemars des IIten Ritterrechte fuͤr
das Herzogthum Eſtland wurden gleichfals wohl verbeſſert.

Papſt Johannes der XXIIte zu Avignon, machte die Erzbiſchoͤfe von1316
Coͤln und Magdeburg, nebſt dem Biſchof zu Utrecht, zu Beſchirmern des
deutſchen Ordens in Liefland. Die Schirmherren koͤnnen den weltlichen
Arm gegen die Beleidiger des Ordens zu Huͤlfe rufen, ohne ſich an Bonifacius
des IIXten Bulle zu kehren. d)

Der Koͤnig von Daͤnnemark Erich der VIIte, erlaubte am fuͤnften Ta-1317
ge nach Trinitatis dem Abt und Convent zu Stolpe, das Ciſtercienſerklo-
ſter Padis
c) in Eſtland, GOtt und der heiligen Jungfrau zu Ehren von

Stei-
d) Der Ciſtercienſerorden in Liefland, erhielt vom Papſt Alexander dem IVten herr-
liche Freiheiten. Jn Duͤnemuͤnde hatten ſie ihre erſte Abtey. Als dieſe Moͤnche
ſich mehr ausbreiteten, kauften ſie ſich das Gut Padis, und legten daſelbſt 1254 eine
Kapelle an. Den Bruͤdern des Ritterordens, ja ſelbſt den Geiſtlichen Anguſtiner-
ordens,
fiel dieſer Anwachs ungelegen; ſie ſuchten daher die Ciſtercienſer beim
Papſt heslich anzuſchwaͤrzen, gegen welche Verleumdungen ſich Gregorius der Xte
ihrer annimt, und ihre Vorrechte vermehret. Der Biſchof zu Revel, Johan,
machte der Zaͤnkereyen, welche die Moͤnche zu Duͤnemuͤnde mit ſeinem Vorfaͤhren
Thurgot gehabt, ein Ende, und ſchlug 1281 am 23ten Maͤrz die Kapelle Padis zu
der Mutterkirche zu Hertele, woran aber die Ciſtercienſer ungern giengen. Sie
wieſen einen Freibrief von Jnnocentius dem IVten auf, den derſelbe im 11ten Jahr
ſeiner Regierung ertheilet, und in welchem alle Aebte und Mitaͤbte des Ciſtercienſer-
ordens
vor dem Bann aller Praͤlaten geſichert werden; welchen Johan, Biſchof zu
Luͤbeck, am 27ten Maͤrz 1275 zu Reinfeld transſumiret hatte. Der revelſche Com-
tur, Bruder Heinrich von Appenhus, machte 1276 eine neue Grenzbeſtimmung,
auf den Fus, wie ſie der koͤnigliche Stathalter Saxe 1257 eingerichtet, weil Heinrich
von Kiwel und ſeine Leute auf Atle der Fiſcherey wegen mit ihnen in Streit geriethen.
Der Biſchof Thiederich von Revel ſprach 1250 auf des revelſchen Hanptmans Sa-
xens
Forderung die Muͤhle Sagentaken dem duͤnemuͤndiſchen Abt Conrad zu, doch
mit dem Vorbehalt, daß die Bauren am Bach Sagentake und die von Voſeke nach dem
alten Herkommeu freie Fiſchwehren ſetzen koͤnnen, welche Abtretung der Comtur zu Witten
ſtein,
Bruder Reymer 1314 beſtaͤtigte, wie aus dem Transſumt erhellet, ſo der Comtur
Helmich Depenbrock und der Prior der Predigermoͤnche zu Revel, Heinrich, 1364
ausgeſtellet. Der Ordensmeiſter Jocke und Arnold von Vietinghoff beſchenkten
das Kloſter mit gewiſſen Doͤrfern: 1345 verkaufte es ſeine Jnſel Daghoe: 1389 wur-
den ſeine Grenzen auf der Weſtſeite bis mitten in den Bach Sagentake beſtimmet, da
hingegen
c) Man hat dieſen Brief in einem Transſumt des Erzbiſchofs Friedrichs zu Coͤln, in
welchem er zu Gudberg vom 23ten Auguſt 1386 unterſchrieben iſt. Der Erzbiſchof
entſchuldigte ſich damals mit ſeinen vielen Geſchaͤften, und uͤbertrug das Amt ſeinen
Herren Gehuͤlfen. Es wurde auch den Biſchoͤfen von Wermeland und Havelberg,
ingleichen dem Propſt zu Grypswalde, caminiſcher Dioͤces, davon Bericht ertheilet.
U 2
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[79/0097] Erzbiſchof Friedrich. zur Zeit der Reg. des Gerdt v. Jocke. halterſchaft. Jhm wird die Verordnung mit zugeſchrieben, daß, wenn ein an- beerbter ſeine Guͤter verkaufe, um anderwerts ſich nieder zu laſſen, unterdeſſen aber vom Tode uͤbereilet werde, der Kaufſchilling an den koͤniglichen Fiſcus ver- fallen ſeyn ſolle. 1313 Am Tage Viti und Modeſti nahm der Koͤnig mit dem Ordensmeiſter die Verabredung, daß die Grenzſtreitigkeiten zwiſchen den koͤniglichen und Ordens- unterthanen durch den revelſchen Befehlshaber, vermittelſt drey koͤniglicher Lehnsmaͤnner und vier Ordensbruͤder, entſchieden werden ſolten. Bey der Ge- legenheit erhielt die harriſche Ritterſchaft die Beſtaͤtigung ihrer Briefſchaften, und die Cleriſey auf ihre angebrachte Klage den Troſt, daß ihr jeder den Zehenden nach dem alten groͤſſern Maas entrichten muͤſſe, wer nicht als ein Verfaͤlſcher des Maaſſes beſtrafet ſeyn wolte. Ueber das letzte ward drey Tage vor Matthaͤi zu Stenloß ein eigener Befehl ausgefertiget. 1314 Der Koͤnig Erich der VIIte beſtaͤtigte der revelſchen Buͤrgerſchaft ihre Freiheiten, die ſie Zeit ſeiner Minderjaͤhrigkeit erhalten, und vergab ihnen alle Beleidigungen. Nur die Stadtmauren ſolten, im Fal ſie dem Schloſſe nachtheilig fielen, eingeriſſen werden. Waldemars des IIten Ritterrechte fuͤr das Herzogthum Eſtland wurden gleichfals wohl verbeſſert. 1315 Papſt Johannes der XXIIte zu Avignon, machte die Erzbiſchoͤfe von Coͤln und Magdeburg, nebſt dem Biſchof zu Utrecht, zu Beſchirmern des deutſchen Ordens in Liefland. Die Schirmherren koͤnnen den weltlichen Arm gegen die Beleidiger des Ordens zu Huͤlfe rufen, ohne ſich an Bonifacius des IIXten Bulle zu kehren. d) 1316 Der Koͤnig von Daͤnnemark Erich der VIIte, erlaubte am fuͤnften Ta- ge nach Trinitatis dem Abt und Convent zu Stolpe, das Ciſtercienſerklo- ſter Padis c) in Eſtland, GOtt und der heiligen Jungfrau zu Ehren von Stei- 1317 d) Der Ciſtercienſerorden in Liefland, erhielt vom Papſt Alexander dem IVten herr- liche Freiheiten. Jn Duͤnemuͤnde hatten ſie ihre erſte Abtey. Als dieſe Moͤnche ſich mehr ausbreiteten, kauften ſie ſich das Gut Padis, und legten daſelbſt 1254 eine Kapelle an. Den Bruͤdern des Ritterordens, ja ſelbſt den Geiſtlichen Anguſtiner- ordens, fiel dieſer Anwachs ungelegen; ſie ſuchten daher die Ciſtercienſer beim Papſt heslich anzuſchwaͤrzen, gegen welche Verleumdungen ſich Gregorius der Xte ihrer annimt, und ihre Vorrechte vermehret. Der Biſchof zu Revel, Johan, machte der Zaͤnkereyen, welche die Moͤnche zu Duͤnemuͤnde mit ſeinem Vorfaͤhren Thurgot gehabt, ein Ende, und ſchlug 1281 am 23ten Maͤrz die Kapelle Padis zu der Mutterkirche zu Hertele, woran aber die Ciſtercienſer ungern giengen. Sie wieſen einen Freibrief von Jnnocentius dem IVten auf, den derſelbe im 11ten Jahr ſeiner Regierung ertheilet, und in welchem alle Aebte und Mitaͤbte des Ciſtercienſer- ordens vor dem Bann aller Praͤlaten geſichert werden; welchen Johan, Biſchof zu Luͤbeck, am 27ten Maͤrz 1275 zu Reinfeld transſumiret hatte. Der revelſche Com- tur, Bruder Heinrich von Appenhus, machte 1276 eine neue Grenzbeſtimmung, auf den Fus, wie ſie der koͤnigliche Stathalter Saxe 1257 eingerichtet, weil Heinrich von Kiwel und ſeine Leute auf Atle der Fiſcherey wegen mit ihnen in Streit geriethen. Der Biſchof Thiederich von Revel ſprach 1250 auf des revelſchen Hanptmans Sa- xens Forderung die Muͤhle Sagentaken dem duͤnemuͤndiſchen Abt Conrad zu, doch mit dem Vorbehalt, daß die Bauren am Bach Sagentake und die von Voſeke nach dem alten Herkommeu freie Fiſchwehren ſetzen koͤnnen, welche Abtretung der Comtur zu Witten ſtein, Bruder Reymer 1314 beſtaͤtigte, wie aus dem Transſumt erhellet, ſo der Comtur Helmich Depenbrock und der Prior der Predigermoͤnche zu Revel, Heinrich, 1364 ausgeſtellet. Der Ordensmeiſter Jocke und Arnold von Vietinghoff beſchenkten das Kloſter mit gewiſſen Doͤrfern: 1345 verkaufte es ſeine Jnſel Daghoe: 1389 wur- den ſeine Grenzen auf der Weſtſeite bis mitten in den Bach Sagentake beſtimmet, da hingegen c) Man hat dieſen Brief in einem Transſumt des Erzbiſchofs Friedrichs zu Coͤln, in welchem er zu Gudberg vom 23ten Auguſt 1386 unterſchrieben iſt. Der Erzbiſchof entſchuldigte ſich damals mit ſeinen vielen Geſchaͤften, und uͤbertrug das Amt ſeinen Herren Gehuͤlfen. Es wurde auch den Biſchoͤfen von Wermeland und Havelberg, ingleichen dem Propſt zu Grypswalde, caminiſcher Dioͤces, davon Bericht ertheilet. U 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/97>, abgerufen am 23.11.2024.