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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister.
1311

Der Erzbischof ertheilte der Stadt die Erlaubnis, die Pforte und alle Thüren
auf dem Stiftshofe zu vermauren, und verbot den Domherren, kein Thor, kein
Fenster oder sonst eine Oefnung in die Mauer zu brechen, weil es die Stadt-
mauer sey; widrigenfals wäre die Stadt berechtiget, solche ungehindert zuzumau-
ren. Riga vom 15 Dec.*)

1313

Das Kapitel, der Erzvoigt und die Burgemeister zu Riga trafen einen
Vergleich wegen der eine Zeitlang verschlossen gehaltenen Kapitelpforte. Die
Schlüssel werden den Herren Burgemeistern eingehändiget, doch so, daß im
Nothfal das Kapitel selbige gebrauchen könne. Wenn auf erforderndem Fal an-
dre Stadtthore zu verschliessen sind, und das Kapitel zaudert, so können die Bur-
gemeister auch diese Kapitelpforte schliessen.

Nachdem der königliche Stadthalter zu Revel, Johan Waigithe in Un-
gnade gefallen, und dessen Nachfolger Age Saxeson entweder gestorben oder
nach Hause gezogen war; so kam Heinrich Pernawer zur revelschen Stadt-

hal-
[Spaltenumbruch]
Gerdrut Maydell 1554
Gerdrut Zöge 1568
Elisabeth Lode 1580
[Spaltenumbruch]
Catharina Kudlen
oder Kudling**). 1598
Nach beigelegten Zwistigkeiten, welche sich über dis Kloster zwischen der Ritter-
schaft und der Stadt entsponnen hatten, legte der König Gustav Adolph 1631 das
berühmte Gymnasium von 4 Professoren an, wobey M. Sigismundus Evenius
der erste Rector geworden, dem M. Pet. Gottschenius gefolget, welchen Herr
Kelch aus Versehen den ersten nennet.
*) Diese lebte noch 1618 und starb vor 1629. Johan Koch nent sie in seinem Hausbuche seine leibliche
Mutterschwester.
**) Nach dieser Zeit verschwindet der Erzbischof Friedrich in den öffentlichen Urkunden, woraus unsre
Geschichtschreiber unrichtig folgern, daß er gar nicht nach Liefland gekommen, sondern sich in
Rom und Avignon aufgehalten habe. Die Stadt Riga muste jetzo beide Augen aufthun, um
in ihren Rechten weder von der Clerisey noch dem Orden beeinträchtiget zu werden. Es kamen
aber oft Leute von Ansehen in diesem Gedränge um, weswegen die Stadt sich zu mancher Genug-
thuung verstehen muste. So befriedigte sie z. E. 1311 Johan Kallen, damit er seines Bruders
Tod nicht rächen möchte, 1314 die Bürger aus Wenden, wegen der in letzten Kriege abgenom-
menen Güter, die aber den Vergleich nicht annahmen; 1315 Holken v. Buxthövöden zu Dörpt,
damit er den des Todes seiner Anverwandten halber gegen die Stadt gefasten Widerwillen fah-
ren lassen möchte; 1317 den dünemündischen Comtur Rycholph Wackerbarth, um seines
erschlagenen Bruders und Vetters nicht mehr zu gedenken; 1317 die schwedischen Herzoge Erich
und Waldemar, um ihren Grol gegen die Bürgerschaft aus aufrichtigem Herzen zu vergessen;
1319 Johan von Buxthöveden, um den Tod seiner Freunde und andrer zu Riga erschlagenen nicht
weiter zu rügen. Dieser letzte Vergleich würde am Tage Vitus zu Leal durch Vermittelung
des öselschen Bischofs Harthung geschlossen, kam aber der Stadt am theuersten, weil sie zum
Heil so vieler Erschlagenen viele Unkosten bestreiten muste; Die Namen der Getödteten machen
ein ganz Register aus, davon die ersten mit dem Herrn Johan von Buxthöveden so wol als
mit dem Bischof Conrad verwandt waren, nemlich Herr Wedekind, ehmaliger Probst zu Ri-
ga
und Herr Henrich von Lübeke, dasige Domherren; Mauritius von Hude, Heinrich
Greve,
(Comes) Heinrich des Cämmerer Ludolphs Sohn, Johann Wackerbart, Mat-
thias, Mönch,
(Monachus) Hyl. von Braunschweig, Hyl. genant Sigteich, Marguard
Weis,
(Albus) Heinrich von St. Egidien; Ludwig von Riga; Johan, genant Beseworm;
Johan
von Lübeke, Morizens Diener, Heinrich von Konde, Arnold Koch, (Coqus)
Mondewast von Aarhos, Herdar und Ludekin Schwestersöhne des Bruder, Harders,
und Hennikin genant durch den Busch. Für die Seelen dieser Erschlagenen muste die Stadt
eine Vicarie in der Domkirche St. Johannis auf Oesel stiften, und dazu von den Lehngütern
des Herrn Johan von Buxthöveden, nemlich vom Dorfe Kauniver 8 Hacken, und von
Sallaver 4 Hacken erkaufen. Jn der Kirche, worunter die Mordthat geschehen, wie auch bey
den Majoriten und Minoriten sol die Stadt 3 Altäre erwehlen, woran täglich Messe gehalten
wird. Auch mus sie ein Jahr lang in allen Klöstern zwischen der Düne und Narwe, auf
Gothland und Wisby, zu Bremen, Stade, Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock,
Stralsund
und Greifswalde, von Michaelis an 1000 Messen und 1000 Seelmessen halten
lassen, daneben noch am Johannestage in allen ihren Kirchen einen Sarg mit den Leichentü-
chern, als wenn die Leichen gegenwärtig wären, hinstellen, und ihnen mit Vigilien und Messen
unter dem Geläute der Glocken Ehre anthun. Mit untersiegelt haben Johan Wachholt,
Heinrich
von Northen. Bürgen waren Wolmer von Wrangel, Nicolai Asseri Sohn;
Kersten von Scherenbeke, Bartholomäus von Vellyn, und die Burgemeister von Dörpt,
Gerhard
von Mynden und Wessel Schilling. Zeugen sind angeführet, Conrad von Lübe-
ke, Heinrich Jagemann,
Domherren zu Oesel, Herr Allexius, Ritter, Johan von Ru-
den,
Vogt des öselschen Bischofs, und Herrman sein Kämmerer.
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter.
1311

Der Erzbiſchof ertheilte der Stadt die Erlaubnis, die Pforte und alle Thuͤren
auf dem Stiftshofe zu vermauren, und verbot den Domherren, kein Thor, kein
Fenſter oder ſonſt eine Oefnung in die Mauer zu brechen, weil es die Stadt-
mauer ſey; widrigenfals waͤre die Stadt berechtiget, ſolche ungehindert zuzumau-
ren. Riga vom 15 Dec.*)

1313

Das Kapitel, der Erzvoigt und die Burgemeiſter zu Riga trafen einen
Vergleich wegen der eine Zeitlang verſchloſſen gehaltenen Kapitelpforte. Die
Schluͤſſel werden den Herren Burgemeiſtern eingehaͤndiget, doch ſo, daß im
Nothfal das Kapitel ſelbige gebrauchen koͤnne. Wenn auf erforderndem Fal an-
dre Stadtthore zu verſchlieſſen ſind, und das Kapitel zaudert, ſo koͤnnen die Bur-
gemeiſter auch dieſe Kapitelpforte ſchlieſſen.

Nachdem der koͤnigliche Stadthalter zu Revel, Johan Waigithe in Un-
gnade gefallen, und deſſen Nachfolger Age Saxeſon entweder geſtorben oder
nach Hauſe gezogen war; ſo kam Heinrich Pernawer zur revelſchen Stadt-

hal-
[Spaltenumbruch]
Gerdrut Maydell 1554
Gerdrut Zoͤge 1568
Eliſabeth Lode 1580
[Spaltenumbruch]
Catharina Kudlen
oder Kudling**). 1598
Nach beigelegten Zwiſtigkeiten, welche ſich uͤber dis Kloſter zwiſchen der Ritter-
ſchaft und der Stadt entſponnen hatten, legte der Koͤnig Guſtav Adolph 1631 das
beruͤhmte Gymnaſium von 4 Profeſſoren an, wobey M. Sigismundus Evenius
der erſte Rector geworden, dem M. Pet. Gottſchenius gefolget, welchen Herr
Kelch aus Verſehen den erſten nennet.
*) Dieſe lebte noch 1618 und ſtarb vor 1629. Johan Koch nent ſie in ſeinem Hausbuche ſeine leibliche
Mutterſchweſter.
**) Nach dieſer Zeit verſchwindet der Erzbiſchof Friedrich in den oͤffentlichen Urkunden, woraus unſre
Geſchichtſchreiber unrichtig folgern, daß er gar nicht nach Liefland gekommen, ſondern ſich in
Rom und Avignon aufgehalten habe. Die Stadt Riga muſte jetzo beide Augen aufthun, um
in ihren Rechten weder von der Cleriſey noch dem Orden beeintraͤchtiget zu werden. Es kamen
aber oft Leute von Anſehen in dieſem Gedraͤnge um, weswegen die Stadt ſich zu mancher Genug-
thuung verſtehen muſte. So befriedigte ſie z. E. 1311 Johan Kallen, damit er ſeines Bruders
Tod nicht raͤchen moͤchte, 1314 die Buͤrger aus Wenden, wegen der in letzten Kriege abgenom-
menen Guͤter, die aber den Vergleich nicht annahmen; 1315 Holken v. Buxthoͤvoͤden zu Doͤrpt,
damit er den des Todes ſeiner Anverwandten halber gegen die Stadt gefaſten Widerwillen fah-
ren laſſen moͤchte; 1317 den duͤnemuͤndiſchen Comtur Rycholph Wackerbarth, um ſeines
erſchlagenen Bruders und Vetters nicht mehr zu gedenken; 1317 die ſchwediſchen Herzoge Erich
und Waldemar, um ihren Grol gegen die Buͤrgerſchaft aus aufrichtigem Herzen zu vergeſſen;
1319 Johan von Buxthoͤveden, um den Tod ſeiner Freunde und andrer zu Riga erſchlagenen nicht
weiter zu ruͤgen. Dieſer letzte Vergleich wuͤrde am Tage Vitus zu Leal durch Vermittelung
des oͤſelſchen Biſchofs Harthung geſchloſſen, kam aber der Stadt am theuerſten, weil ſie zum
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ein ganz Regiſter aus, davon die erſten mit dem Herrn Johan von Buxthoͤveden ſo wol als
mit dem Biſchof Conrad verwandt waren, nemlich Herr Wedekind, ehmaliger Probſt zu Ri-
ga
und Herr Henrich von Luͤbeke, daſige Domherren; Mauritius von Hude, Heinrich
Greve,
(Comes) Heinrich des Caͤmmerer Ludolphs Sohn, Johann Wackerbart, Mat-
thias, Moͤnch,
(Monachus) Hyl. von Braunſchweig, Hyl. genant Sigteich, Marguard
Weis,
(Albus) Heinrich von St. Egidien; Ludwig von Riga; Johan, genant Beſeworm;
Johan
von Luͤbeke, Morizens Diener, Heinrich von Konde, Arnold Koch, (Coqus)
Mondewaſt von Aarhos, Herdar und Ludekin Schweſterſoͤhne des Bruder, Harders,
und Hennikin genant durch den Buſch. Fuͤr die Seelen dieſer Erſchlagenen muſte die Stadt
eine Vicarie in der Domkirche St. Johannis auf Oeſel ſtiften, und dazu von den Lehnguͤtern
des Herrn Johan von Buxthoͤveden, nemlich vom Dorfe Kauniver 8 Hacken, und von
Sallaver 4 Hacken erkaufen. Jn der Kirche, worunter die Mordthat geſchehen, wie auch bey
den Majoriten und Minoriten ſol die Stadt 3 Altaͤre erwehlen, woran taͤglich Meſſe gehalten
wird. Auch mus ſie ein Jahr lang in allen Kloͤſtern zwiſchen der Duͤne und Narwe, auf
Gothland und Wisby, zu Bremen, Stade, Hamburg, Luͤbeck, Wismar, Roſtock,
Stralſund
und Greifswalde, von Michaelis an 1000 Meſſen und 1000 Seelmeſſen halten
laſſen, daneben noch am Johannestage in allen ihren Kirchen einen Sarg mit den Leichentuͤ-
chern, als wenn die Leichen gegenwaͤrtig waͤren, hinſtellen, und ihnen mit Vigilien und Meſſen
unter dem Gelaͤute der Glocken Ehre anthun. Mit unterſiegelt haben Johan Wachholt,
Heinrich
von Northen. Buͤrgen waren Wolmer von Wrangel, Nicolai Aſſeri Sohn;
Kerſten von Scherenbeke, Bartholomaͤus von Vellyn, und die Burgemeiſter von Doͤrpt,
Gerhard
von Mynden und Weſſel Schilling. Zeugen ſind angefuͤhret, Conrad von Luͤbe-
ke, Heinrich Jagemann,
Domherren zu Oeſel, Herr Allexius, Ritter, Johan von Ru-
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Vogt des oͤſelſchen Biſchofs, und Herrman ſein Kaͤmmerer.
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[78/0096] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter. Der Erzbiſchof ertheilte der Stadt die Erlaubnis, die Pforte und alle Thuͤren auf dem Stiftshofe zu vermauren, und verbot den Domherren, kein Thor, kein Fenſter oder ſonſt eine Oefnung in die Mauer zu brechen, weil es die Stadt- mauer ſey; widrigenfals waͤre die Stadt berechtiget, ſolche ungehindert zuzumau- ren. Riga vom 15 Dec. *) Das Kapitel, der Erzvoigt und die Burgemeiſter zu Riga trafen einen Vergleich wegen der eine Zeitlang verſchloſſen gehaltenen Kapitelpforte. Die Schluͤſſel werden den Herren Burgemeiſtern eingehaͤndiget, doch ſo, daß im Nothfal das Kapitel ſelbige gebrauchen koͤnne. Wenn auf erforderndem Fal an- dre Stadtthore zu verſchlieſſen ſind, und das Kapitel zaudert, ſo koͤnnen die Bur- gemeiſter auch dieſe Kapitelpforte ſchlieſſen. Nachdem der koͤnigliche Stadthalter zu Revel, Johan Waigithe in Un- gnade gefallen, und deſſen Nachfolger Age Saxeſon entweder geſtorben oder nach Hauſe gezogen war; ſo kam Heinrich Pernawer zur revelſchen Stadt- hal- b) *) Dieſe lebte noch 1618 und ſtarb vor 1629. Johan Koch nent ſie in ſeinem Hausbuche ſeine leibliche Mutterſchweſter. b) Gerdrut Maydell 1554 Gerdrut Zoͤge 1568 Eliſabeth Lode 1580 Catharina Kudlen oder Kudling **). 1598 Nach beigelegten Zwiſtigkeiten, welche ſich uͤber dis Kloſter zwiſchen der Ritter- ſchaft und der Stadt entſponnen hatten, legte der Koͤnig Guſtav Adolph 1631 das beruͤhmte Gymnaſium von 4 Profeſſoren an, wobey M. Sigismundus Evenius der erſte Rector geworden, dem M. Pet. Gottſchenius gefolget, welchen Herr Kelch aus Verſehen den erſten nennet. **) Nach dieſer Zeit verſchwindet der Erzbiſchof Friedrich in den oͤffentlichen Urkunden, woraus unſre Geſchichtſchreiber unrichtig folgern, daß er gar nicht nach Liefland gekommen, ſondern ſich in Rom und Avignon aufgehalten habe. Die Stadt Riga muſte jetzo beide Augen aufthun, um in ihren Rechten weder von der Cleriſey noch dem Orden beeintraͤchtiget zu werden. Es kamen aber oft Leute von Anſehen in dieſem Gedraͤnge um, weswegen die Stadt ſich zu mancher Genug- thuung verſtehen muſte. So befriedigte ſie z. E. 1311 Johan Kallen, damit er ſeines Bruders Tod nicht raͤchen moͤchte, 1314 die Buͤrger aus Wenden, wegen der in letzten Kriege abgenom- menen Guͤter, die aber den Vergleich nicht annahmen; 1315 Holken v. Buxthoͤvoͤden zu Doͤrpt, damit er den des Todes ſeiner Anverwandten halber gegen die Stadt gefaſten Widerwillen fah- ren laſſen moͤchte; 1317 den duͤnemuͤndiſchen Comtur Rycholph Wackerbarth, um ſeines erſchlagenen Bruders und Vetters nicht mehr zu gedenken; 1317 die ſchwediſchen Herzoge Erich und Waldemar, um ihren Grol gegen die Buͤrgerſchaft aus aufrichtigem Herzen zu vergeſſen; 1319 Johan von Buxthoͤveden, um den Tod ſeiner Freunde und andrer zu Riga erſchlagenen nicht weiter zu ruͤgen. Dieſer letzte Vergleich wuͤrde am Tage Vitus zu Leal durch Vermittelung des oͤſelſchen Biſchofs Harthung geſchloſſen, kam aber der Stadt am theuerſten, weil ſie zum Heil ſo vieler Erſchlagenen viele Unkoſten beſtreiten muſte; Die Namen der Getoͤdteten machen ein ganz Regiſter aus, davon die erſten mit dem Herrn Johan von Buxthoͤveden ſo wol als mit dem Biſchof Conrad verwandt waren, nemlich Herr Wedekind, ehmaliger Probſt zu Ri- ga und Herr Henrich von Luͤbeke, daſige Domherren; Mauritius von Hude, Heinrich Greve, (Comes) Heinrich des Caͤmmerer Ludolphs Sohn, Johann Wackerbart, Mat- thias, Moͤnch, (Monachus) Hyl. von Braunſchweig, Hyl. genant Sigteich, Marguard Weis, (Albus) Heinrich von St. Egidien; Ludwig von Riga; Johan, genant Beſeworm; Johan von Luͤbeke, Morizens Diener, Heinrich von Konde, Arnold Koch, (Coqus) Mondewaſt von Aarhos, Herdar und Ludekin Schweſterſoͤhne des Bruder, Harders, und Hennikin genant durch den Buſch. Fuͤr die Seelen dieſer Erſchlagenen muſte die Stadt eine Vicarie in der Domkirche St. Johannis auf Oeſel ſtiften, und dazu von den Lehnguͤtern des Herrn Johan von Buxthoͤveden, nemlich vom Dorfe Kauniver 8 Hacken, und von Sallaver 4 Hacken erkaufen. Jn der Kirche, worunter die Mordthat geſchehen, wie auch bey den Majoriten und Minoriten ſol die Stadt 3 Altaͤre erwehlen, woran taͤglich Meſſe gehalten wird. Auch mus ſie ein Jahr lang in allen Kloͤſtern zwiſchen der Duͤne und Narwe, auf Gothland und Wisby, zu Bremen, Stade, Hamburg, Luͤbeck, Wismar, Roſtock, Stralſund und Greifswalde, von Michaelis an 1000 Meſſen und 1000 Seelmeſſen halten laſſen, daneben noch am Johannestage in allen ihren Kirchen einen Sarg mit den Leichentuͤ- chern, als wenn die Leichen gegenwaͤrtig waͤren, hinſtellen, und ihnen mit Vigilien und Meſſen unter dem Gelaͤute der Glocken Ehre anthun. Mit unterſiegelt haben Johan Wachholt, Heinrich von Northen. Buͤrgen waren Wolmer von Wrangel, Nicolai Aſſeri Sohn; Kerſten von Scherenbeke, Bartholomaͤus von Vellyn, und die Burgemeiſter von Doͤrpt, Gerhard von Mynden und Weſſel Schilling. Zeugen ſind angefuͤhret, Conrad von Luͤbe- ke, Heinrich Jagemann, Domherren zu Oeſel, Herr Allexius, Ritter, Johan von Ru- den, Vogt des oͤſelſchen Biſchofs, und Herrman ſein Kaͤmmerer.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/96>, abgerufen am 23.11.2024.