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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
Esger Jul, Domherr zu Rypen, Bernhard Virolettus, Bischof zu
Karkes, Heinrich von Lubeke, Canonicus zu Rypen, Porrius von
Cusa, Jacob von Casulis, Pero von St. Benedicto, Rechtsgelehrte
und Advocaten des römischen Hofes nebst andern mehr, e) haben sich dabey unter-
schrieben.

Die estländische Ritterschaft versamlete sich zu Wesenberg, wo sie in
einer Schrift mit 31 angehengten Siegeln an Erich den VIIten berichtet, daß
sie zwar Estland dem revelschen Bischof Heinrich zugeeignet, doch unter der
Bedingung, daß es nie von der Krone Dännemark veräussert werde.

1301

Drr Ordensmeister sahe sich gezwungen, die aufrührigen Oeseler zu demü-
thigen, welches der Bischof für einen Eingrif in fremde Rechte ansahe. Gott-
fried
lies sich daher von der Nothwendigkeit dieses Krieges von etlichen Rittern
und Hofleuten des Stifts Dörpt, wie auch von dem Ritter des Stifts Oesel,
Johan
von Yxkul, ein Zeugnis ertheilen, womit er dem öselschen Bischof
Conrad den Mund stopfte, daß selbiger mit seiner Klage beim Papst kein Ge-
hör fand. Conrad erhielt indessen keine sonderliche Genugthuung, und am
päpstlichen Hofe war man gegen alles taub. Zuletzt ernante der Papst Bene-
dictus
der XIte einen Minoritenmönch, Namens Friedrich, einen gebornen
1302bömischen Bannerherrn, zum Erzbischof von Riga, welcher den Streit zwi-
schen dem Orden und dem öselschen Bischof beilegte. f)

Erich
e) Bey diesem Jahre melden uns die dänischen Geschichtschreiber, Huitfeld S. 315,
und dessen Ubersetzer Pontanus, S. 389, doch ohne Jahrzahl, Tag und Zeugen,
aus einem Stück von einem lateinischen Jnstrumente, daß der neue Erzbischof
Friedrich aus Mangel anderer Auswege sich und sein Erzstift dem König von Dän-
nemark Erich
dem VIIten auf folgende Bedingungen ergeben: Weil die Verfolgung,
welche der Orden den Geistlichen anthue, in Semgallen, Valez und Gerze uner-
setzlichen Schaden angerichtet, so suche der Erzbischof beim weltlichen Arm Hülfe,
und übertrage mit Genemhaltung der rigischen Bürgerschaft dem Könige das Recht
zu den entledigten Gütern des Erstifts die Personen vorzuschlagen, welche vom Erz-
bischof die Lehne erhalten sollen. Gleichergestalt verhält sichs mit den Gütern, welche
der Orden der Kirche abgedrungen, wenn sie durch königliche oder erzbischöfliche
Macht wieder ans Erzstift gebracht werden. Die Stadt Riga und die geistlichen Gü-
ter stehen des Königs Advocaten und seinen Männern allezeit offen, ohne deren Vor-
wissen der Erzbischof mit seinen Feinden keinerley Vergleich eingehen wil. Diese Ur-
kunde, worinne Friedrich den Ordensbrüdern gewis keine Lobrede hält, verdiente
hier ganz übersetzet zu werden, wenn nicht zwey Hauptumstände den Jnhalt derselben
wankend machten. Einmal, daß von so vielen Urkunden, die wir von diesem Erzbi-
schof übrig haben, nicht eine einzige mit der dänischen Nachricht übereinstimt; und
zweitens, daß Friedrich erst von Bencdict dem XIten im ersten Jahr seiner päpstli-
chen Regierung zum Erzbischof ernennet worden. Denn so heist es in der 1303 am
19ten März aus dem Lateran ergangenen päpstlichen Bestätigung desselben: weil Bo-
nifacius
der IIXte den rigischen Erzbischof zur lundenschen Kirche, den lunden-
schen
Erzbischof Johan aber zur rigischen Kirche berufen; letzterer aber diesen
Tausch nicht antreten wollen, so übertrage er dem Minoriten Bruder Friedrich das
Erzstift, und ermahne die rigische Kirche, ihn als ihren Vater und Seelenhirten ehr-
erbietig aufzunehmen. Siehe auch Pontan, S. 391. Friedrich brachte es beim
Papst dahin, daß er den Orden vom Banne lossprach, wohin derselbe so wol wegen
Gefangennehmung des vorigen Erzbischofs, als wegen der Bedrängungen der Bischöfe
von Oesel belegt worden.
f) Damit wir mit den oeselschen Begebenheiten die Geschichte nicht zu sehr unterbrechen,
so bemerken wir nur, daß dieselbe kurz so zusammen hängen: 1302 wiederrief der
Bischof Conrad auf Oesel, seine Verbindungen gegen den Orden, und schwur auf
das heilige Evangelium, demselben gegen die Russen und andre Feinde beizustehen.
1304 vereinigten sich der Bischof von Oesel, der zu Dörpt, der Orden und des Kö-
nigs von Dännemark Hofleute in Harrien und Wirland. 1305 quitirt der Bi-
schof den Orden wegen des gesamten Schadens, den er im letzten Kriege gelitten. 1320
beschwert sich der Bischof bey dem Cardinal zu Rom, daß ein Ordensherr einen ösel-
schen

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Esger Jul, Domherr zu Rypen, Bernhard Virolettus, Biſchof zu
Karkes, Heinrich von Lubeke, Canonicus zu Rypen, Porrius von
Cuſa, Jacob von Caſulis, Pero von St. Benedicto, Rechtsgelehrte
und Advocaten des roͤmiſchen Hofes nebſt andern mehr, e) haben ſich dabey unter-
ſchrieben.

Die eſtlaͤndiſche Ritterſchaft verſamlete ſich zu Weſenberg, wo ſie in
einer Schrift mit 31 angehengten Siegeln an Erich den VIIten berichtet, daß
ſie zwar Eſtland dem revelſchen Biſchof Heinrich zugeeignet, doch unter der
Bedingung, daß es nie von der Krone Daͤnnemark veraͤuſſert werde.

1301

Drr Ordensmeiſter ſahe ſich gezwungen, die aufruͤhrigen Oeſeler zu demuͤ-
thigen, welches der Biſchof fuͤr einen Eingrif in fremde Rechte anſahe. Gott-
fried
lies ſich daher von der Nothwendigkeit dieſes Krieges von etlichen Rittern
und Hofleuten des Stifts Doͤrpt, wie auch von dem Ritter des Stifts Oeſel,
Johan
von Yxkul, ein Zeugnis ertheilen, womit er dem oͤſelſchen Biſchof
Conrad den Mund ſtopfte, daß ſelbiger mit ſeiner Klage beim Papſt kein Ge-
hoͤr fand. Conrad erhielt indeſſen keine ſonderliche Genugthuung, und am
paͤpſtlichen Hofe war man gegen alles taub. Zuletzt ernante der Papſt Bene-
dictus
der XIte einen Minoritenmoͤnch, Namens Friedrich, einen gebornen
1302boͤmiſchen Bannerherrn, zum Erzbiſchof von Riga, welcher den Streit zwi-
ſchen dem Orden und dem oͤſelſchen Biſchof beilegte. f)

Erich
e) Bey dieſem Jahre melden uns die daͤniſchen Geſchichtſchreiber, Huitfeld S. 315,
und deſſen Uberſetzer Pontanus, S. 389, doch ohne Jahrzahl, Tag und Zeugen,
aus einem Stuͤck von einem lateiniſchen Jnſtrumente, daß der neue Erzbiſchof
Friedrich aus Mangel anderer Auswege ſich und ſein Erzſtift dem Koͤnig von Daͤn-
nemark Erich
dem VIIten auf folgende Bedingungen ergeben: Weil die Verfolgung,
welche der Orden den Geiſtlichen anthue, in Semgallen, Valez und Gerze uner-
ſetzlichen Schaden angerichtet, ſo ſuche der Erzbiſchof beim weltlichen Arm Huͤlfe,
und uͤbertrage mit Genemhaltung der rigiſchen Buͤrgerſchaft dem Koͤnige das Recht
zu den entledigten Guͤtern des Erſtifts die Perſonen vorzuſchlagen, welche vom Erz-
biſchof die Lehne erhalten ſollen. Gleichergeſtalt verhaͤlt ſichs mit den Guͤtern, welche
der Orden der Kirche abgedrungen, wenn ſie durch koͤnigliche oder erzbiſchoͤfliche
Macht wieder ans Erzſtift gebracht werden. Die Stadt Riga und die geiſtlichen Guͤ-
ter ſtehen des Koͤnigs Advocaten und ſeinen Maͤnnern allezeit offen, ohne deren Vor-
wiſſen der Erzbiſchof mit ſeinen Feinden keinerley Vergleich eingehen wil. Dieſe Ur-
kunde, worinne Friedrich den Ordensbruͤdern gewis keine Lobrede haͤlt, verdiente
hier ganz uͤberſetzet zu werden, wenn nicht zwey Hauptumſtaͤnde den Jnhalt derſelben
wankend machten. Einmal, daß von ſo vielen Urkunden, die wir von dieſem Erzbi-
ſchof uͤbrig haben, nicht eine einzige mit der daͤniſchen Nachricht uͤbereinſtimt; und
zweitens, daß Friedrich erſt von Bencdict dem XIten im erſten Jahr ſeiner paͤpſtli-
chen Regierung zum Erzbiſchof ernennet worden. Denn ſo heiſt es in der 1303 am
19ten Maͤrz aus dem Lateran ergangenen paͤpſtlichen Beſtaͤtigung deſſelben: weil Bo-
nifacius
der IIXte den rigiſchen Erzbiſchof zur lundenſchen Kirche, den lunden-
ſchen
Erzbiſchof Johan aber zur rigiſchen Kirche berufen; letzterer aber dieſen
Tauſch nicht antreten wollen, ſo uͤbertrage er dem Minoriten Bruder Friedrich das
Erzſtift, und ermahne die rigiſche Kirche, ihn als ihren Vater und Seelenhirten ehr-
erbietig aufzunehmen. Siehe auch Pontan, S. 391. Friedrich brachte es beim
Papſt dahin, daß er den Orden vom Banne losſprach, wohin derſelbe ſo wol wegen
Gefangennehmung des vorigen Erzbiſchofs, als wegen der Bedraͤngungen der Biſchoͤfe
von Oeſel belegt worden.
f) Damit wir mit den oeſelſchen Begebenheiten die Geſchichte nicht zu ſehr unterbrechen,
ſo bemerken wir nur, daß dieſelbe kurz ſo zuſammen haͤngen: 1302 wiederrief der
Biſchof Conrad auf Oeſel, ſeine Verbindungen gegen den Orden, und ſchwur auf
das heilige Evangelium, demſelben gegen die Ruſſen und andre Feinde beizuſtehen.
1304 vereinigten ſich der Biſchof von Oeſel, der zu Doͤrpt, der Orden und des Koͤ-
nigs von Daͤnnemark Hofleute in Harrien und Wirland. 1305 quitirt der Bi-
ſchof den Orden wegen des geſamten Schadens, den er im letzten Kriege gelitten. 1320
beſchwert ſich der Biſchof bey dem Cardinal zu Rom, daß ein Ordensherr einen oͤſel-
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/92>, abgerufen am 27.11.2024.