[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, Esger Jul, Domherr zu Rypen, Bernhard Virolettus, Bischof zuKarkes, Heinrich von Lubeke, Canonicus zu Rypen, Porrius von Cusa, Jacob von Casulis, Pero von St. Benedicto, Rechtsgelehrte und Advocaten des römischen Hofes nebst andern mehr, e) haben sich dabey unter- schrieben. Die estländische Ritterschaft versamlete sich zu Wesenberg, wo sie in Drr Ordensmeister sahe sich gezwungen, die aufrührigen Oeseler zu demü- Erich e) Bey diesem Jahre melden uns die dänischen Geschichtschreiber, Huitfeld S. 315, und dessen Ubersetzer Pontanus, S. 389, doch ohne Jahrzahl, Tag und Zeugen, aus einem Stück von einem lateinischen Jnstrumente, daß der neue Erzbischof Friedrich aus Mangel anderer Auswege sich und sein Erzstift dem König von Dän- nemark Erich dem VIIten auf folgende Bedingungen ergeben: Weil die Verfolgung, welche der Orden den Geistlichen anthue, in Semgallen, Valez und Gerze uner- setzlichen Schaden angerichtet, so suche der Erzbischof beim weltlichen Arm Hülfe, und übertrage mit Genemhaltung der rigischen Bürgerschaft dem Könige das Recht zu den entledigten Gütern des Erstifts die Personen vorzuschlagen, welche vom Erz- bischof die Lehne erhalten sollen. Gleichergestalt verhält sichs mit den Gütern, welche der Orden der Kirche abgedrungen, wenn sie durch königliche oder erzbischöfliche Macht wieder ans Erzstift gebracht werden. Die Stadt Riga und die geistlichen Gü- ter stehen des Königs Advocaten und seinen Männern allezeit offen, ohne deren Vor- wissen der Erzbischof mit seinen Feinden keinerley Vergleich eingehen wil. Diese Ur- kunde, worinne Friedrich den Ordensbrüdern gewis keine Lobrede hält, verdiente hier ganz übersetzet zu werden, wenn nicht zwey Hauptumstände den Jnhalt derselben wankend machten. Einmal, daß von so vielen Urkunden, die wir von diesem Erzbi- schof übrig haben, nicht eine einzige mit der dänischen Nachricht übereinstimt; und zweitens, daß Friedrich erst von Bencdict dem XIten im ersten Jahr seiner päpstli- chen Regierung zum Erzbischof ernennet worden. Denn so heist es in der 1303 am 19ten März aus dem Lateran ergangenen päpstlichen Bestätigung desselben: weil Bo- nifacius der IIXte den rigischen Erzbischof zur lundenschen Kirche, den lunden- schen Erzbischof Johan aber zur rigischen Kirche berufen; letzterer aber diesen Tausch nicht antreten wollen, so übertrage er dem Minoriten Bruder Friedrich das Erzstift, und ermahne die rigische Kirche, ihn als ihren Vater und Seelenhirten ehr- erbietig aufzunehmen. Siehe auch Pontan, S. 391. Friedrich brachte es beim Papst dahin, daß er den Orden vom Banne lossprach, wohin derselbe so wol wegen Gefangennehmung des vorigen Erzbischofs, als wegen der Bedrängungen der Bischöfe von Oesel belegt worden. f) Damit wir mit den oeselschen Begebenheiten die Geschichte nicht zu sehr unterbrechen,
so bemerken wir nur, daß dieselbe kurz so zusammen hängen: 1302 wiederrief der Bischof Conrad auf Oesel, seine Verbindungen gegen den Orden, und schwur auf das heilige Evangelium, demselben gegen die Russen und andre Feinde beizustehen. 1304 vereinigten sich der Bischof von Oesel, der zu Dörpt, der Orden und des Kö- nigs von Dännemark Hofleute in Harrien und Wirland. 1305 quitirt der Bi- schof den Orden wegen des gesamten Schadens, den er im letzten Kriege gelitten. 1320 beschwert sich der Bischof bey dem Cardinal zu Rom, daß ein Ordensherr einen ösel- schen Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Esger Jul, Domherr zu Rypen, Bernhard Virolettus, Biſchof zuKarkes, Heinrich von Lubeke, Canonicus zu Rypen, Porrius von Cuſa, Jacob von Caſulis, Pero von St. Benedicto, Rechtsgelehrte und Advocaten des roͤmiſchen Hofes nebſt andern mehr, e) haben ſich dabey unter- ſchrieben. Die eſtlaͤndiſche Ritterſchaft verſamlete ſich zu Weſenberg, wo ſie in Drr Ordensmeiſter ſahe ſich gezwungen, die aufruͤhrigen Oeſeler zu demuͤ- Erich e) Bey dieſem Jahre melden uns die daͤniſchen Geſchichtſchreiber, Huitfeld S. 315, und deſſen Uberſetzer Pontanus, S. 389, doch ohne Jahrzahl, Tag und Zeugen, aus einem Stuͤck von einem lateiniſchen Jnſtrumente, daß der neue Erzbiſchof Friedrich aus Mangel anderer Auswege ſich und ſein Erzſtift dem Koͤnig von Daͤn- nemark Erich dem VIIten auf folgende Bedingungen ergeben: Weil die Verfolgung, welche der Orden den Geiſtlichen anthue, in Semgallen, Valez und Gerze uner- ſetzlichen Schaden angerichtet, ſo ſuche der Erzbiſchof beim weltlichen Arm Huͤlfe, und uͤbertrage mit Genemhaltung der rigiſchen Buͤrgerſchaft dem Koͤnige das Recht zu den entledigten Guͤtern des Erſtifts die Perſonen vorzuſchlagen, welche vom Erz- biſchof die Lehne erhalten ſollen. Gleichergeſtalt verhaͤlt ſichs mit den Guͤtern, welche der Orden der Kirche abgedrungen, wenn ſie durch koͤnigliche oder erzbiſchoͤfliche Macht wieder ans Erzſtift gebracht werden. Die Stadt Riga und die geiſtlichen Guͤ- ter ſtehen des Koͤnigs Advocaten und ſeinen Maͤnnern allezeit offen, ohne deren Vor- wiſſen der Erzbiſchof mit ſeinen Feinden keinerley Vergleich eingehen wil. Dieſe Ur- kunde, worinne Friedrich den Ordensbruͤdern gewis keine Lobrede haͤlt, verdiente hier ganz uͤberſetzet zu werden, wenn nicht zwey Hauptumſtaͤnde den Jnhalt derſelben wankend machten. Einmal, daß von ſo vielen Urkunden, die wir von dieſem Erzbi- ſchof uͤbrig haben, nicht eine einzige mit der daͤniſchen Nachricht uͤbereinſtimt; und zweitens, daß Friedrich erſt von Bencdict dem XIten im erſten Jahr ſeiner paͤpſtli- chen Regierung zum Erzbiſchof ernennet worden. Denn ſo heiſt es in der 1303 am 19ten Maͤrz aus dem Lateran ergangenen paͤpſtlichen Beſtaͤtigung deſſelben: weil Bo- nifacius der IIXte den rigiſchen Erzbiſchof zur lundenſchen Kirche, den lunden- ſchen Erzbiſchof Johan aber zur rigiſchen Kirche berufen; letzterer aber dieſen Tauſch nicht antreten wollen, ſo uͤbertrage er dem Minoriten Bruder Friedrich das Erzſtift, und ermahne die rigiſche Kirche, ihn als ihren Vater und Seelenhirten ehr- erbietig aufzunehmen. Siehe auch Pontan, S. 391. Friedrich brachte es beim Papſt dahin, daß er den Orden vom Banne losſprach, wohin derſelbe ſo wol wegen Gefangennehmung des vorigen Erzbiſchofs, als wegen der Bedraͤngungen der Biſchoͤfe von Oeſel belegt worden. f) Damit wir mit den oeſelſchen Begebenheiten die Geſchichte nicht zu ſehr unterbrechen,
ſo bemerken wir nur, daß dieſelbe kurz ſo zuſammen haͤngen: 1302 wiederrief der Biſchof Conrad auf Oeſel, ſeine Verbindungen gegen den Orden, und ſchwur auf das heilige Evangelium, demſelben gegen die Ruſſen und andre Feinde beizuſtehen. 1304 vereinigten ſich der Biſchof von Oeſel, der zu Doͤrpt, der Orden und des Koͤ- nigs von Daͤnnemark Hofleute in Harrien und Wirland. 1305 quitirt der Bi- ſchof den Orden wegen des geſamten Schadens, den er im letzten Kriege gelitten. 1320 beſchwert ſich der Biſchof bey dem Cardinal zu Rom, daß ein Ordensherr einen oͤſel- ſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="74"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Esger Jul,</hi> Domherr zu <hi rendition="#fr">Rypen, Bernhard Virolettus,</hi> Biſchof zu<lb/><hi rendition="#fr">Karkes, Heinrich</hi> von <hi rendition="#fr">Lubeke,</hi> Canonicus zu <hi rendition="#fr">Rypen, Porrius</hi> von<lb/><hi rendition="#fr">Cuſa, Jacob</hi> von <hi rendition="#fr">Caſulis, Pero</hi> von St. <hi rendition="#fr">Benedicto,</hi> Rechtsgelehrte<lb/> und Advocaten des roͤmiſchen Hofes nebſt andern mehr, <note place="foot" n="e)">Bey dieſem Jahre melden uns die <hi rendition="#fr">daͤniſchen</hi> Geſchichtſchreiber, <hi rendition="#fr">Huitfeld</hi> S. 315,<lb/> und deſſen Uberſetzer <hi rendition="#fr">Pontanus,</hi> S. 389, doch ohne Jahrzahl, Tag und Zeugen,<lb/> aus einem Stuͤck von einem <hi rendition="#fr">lateiniſchen</hi> Jnſtrumente, daß der neue Erzbiſchof<lb/><hi rendition="#fr">Friedrich</hi> aus Mangel anderer Auswege ſich <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> ſein Erzſtift dem Koͤnig von <hi rendition="#fr">Daͤn-<lb/> nemark Erich</hi> dem <hi rendition="#aq">VII</hi>ten auf folgende Bedingungen ergeben: Weil die Verfolgung,<lb/> welche der Orden den Geiſtlichen anthue, in <hi rendition="#fr">Semgallen, Valez</hi> und <hi rendition="#fr">Gerze</hi> uner-<lb/> ſetzlichen Schaden angerichtet, ſo ſuche der Erzbiſchof beim weltlichen Arm Huͤlfe,<lb/> und uͤbertrage mit Genemhaltung der <hi rendition="#fr">rigiſchen</hi> Buͤrgerſchaft dem Koͤnige das Recht<lb/> zu den entledigten Guͤtern des Erſtifts die Perſonen vorzuſchlagen, welche vom Erz-<lb/> biſchof die Lehne erhalten ſollen. Gleichergeſtalt verhaͤlt ſichs mit den Guͤtern, welche<lb/> der Orden der Kirche abgedrungen, wenn ſie durch koͤnigliche oder erzbiſchoͤfliche<lb/> Macht wieder ans Erzſtift gebracht werden. Die Stadt <hi rendition="#fr">Riga</hi> und die geiſtlichen Guͤ-<lb/> ter ſtehen des Koͤnigs Advocaten und ſeinen Maͤnnern allezeit offen, ohne deren Vor-<lb/> wiſſen der Erzbiſchof mit ſeinen Feinden keinerley Vergleich eingehen wil. Dieſe Ur-<lb/> kunde, worinne <hi rendition="#fr">Friedrich</hi> den Ordensbruͤdern gewis keine Lobrede haͤlt, verdiente<lb/> hier ganz uͤberſetzet zu werden, wenn nicht zwey Hauptumſtaͤnde den Jnhalt derſelben<lb/> wankend machten. Einmal, daß von ſo vielen Urkunden, die wir von dieſem Erzbi-<lb/> ſchof uͤbrig haben, nicht eine einzige mit der <hi rendition="#fr">daͤniſchen</hi> Nachricht uͤbereinſtimt; und<lb/> zweitens, daß <hi rendition="#fr">Friedrich</hi> erſt von <hi rendition="#fr">Bencdict</hi> dem <hi rendition="#aq">XI</hi>ten im erſten Jahr ſeiner paͤpſtli-<lb/> chen Regierung zum Erzbiſchof ernennet worden. Denn ſo heiſt es in der 1303 am<lb/> 19ten Maͤrz aus dem Lateran ergangenen paͤpſtlichen Beſtaͤtigung deſſelben: weil <hi rendition="#fr">Bo-<lb/> nifacius</hi> der <hi rendition="#aq">IIX</hi>te den <hi rendition="#fr">rigiſchen</hi> Erzbiſchof zur <hi rendition="#fr">lundenſchen</hi> Kirche, den <hi rendition="#fr">lunden-<lb/> ſchen</hi> Erzbiſchof <hi rendition="#fr">Johan</hi> aber zur <hi rendition="#fr">rigiſchen</hi> Kirche berufen; letzterer aber dieſen<lb/> Tauſch nicht antreten wollen, ſo uͤbertrage er dem <hi rendition="#fr">Minoriten</hi> Bruder <hi rendition="#fr">Friedrich</hi> das<lb/> Erzſtift, und ermahne die <hi rendition="#fr">rigiſche</hi> Kirche, ihn als ihren Vater und Seelenhirten ehr-<lb/> erbietig aufzunehmen. Siehe auch <hi rendition="#fr">Pontan,</hi> S. 391. <hi rendition="#fr">Friedrich</hi> brachte es beim<lb/> Papſt dahin, daß er den Orden vom Banne losſprach, wohin derſelbe ſo wol wegen<lb/> Gefangennehmung des vorigen Erzbiſchofs, als wegen der Bedraͤngungen der Biſchoͤfe<lb/> von <hi rendition="#fr">Oeſel</hi> belegt worden.</note> haben ſich dabey unter-<lb/> ſchrieben.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">eſtlaͤndiſche</hi> Ritterſchaft verſamlete ſich zu <hi rendition="#fr">Weſenberg,</hi> wo ſie in<lb/> einer Schrift mit 31 angehengten Siegeln an <hi rendition="#fr">Erich</hi> den <hi rendition="#aq">VII</hi>ten berichtet, daß<lb/> ſie zwar <hi rendition="#fr">Eſtland</hi> dem <hi rendition="#fr">revelſchen</hi> Biſchof <hi rendition="#fr">Heinrich</hi> zugeeignet, doch unter der<lb/> Bedingung, daß es nie von der Krone <hi rendition="#fr">Daͤnnemark</hi> veraͤuſſert werde.</p><lb/> <note place="left">1301</note> <p>Drr Ordensmeiſter ſahe ſich gezwungen, die aufruͤhrigen <hi rendition="#fr">Oeſeler</hi> zu demuͤ-<lb/> thigen, welches der Biſchof fuͤr einen Eingrif in fremde Rechte anſahe. <hi rendition="#fr">Gott-<lb/> fried</hi> lies ſich daher von der Nothwendigkeit dieſes Krieges von etlichen Rittern<lb/> und Hofleuten des Stifts <hi rendition="#fr">Doͤrpt,</hi> wie auch von dem Ritter des Stifts <hi rendition="#fr">Oeſel,<lb/> Johan</hi> von <hi rendition="#fr">Yxkul,</hi> ein Zeugnis ertheilen, womit er dem <hi rendition="#fr">oͤſelſchen</hi> Biſchof<lb/><hi rendition="#fr">Conrad</hi> den Mund ſtopfte, daß ſelbiger mit ſeiner Klage beim Papſt kein Ge-<lb/> hoͤr fand. <hi rendition="#fr">Conrad</hi> erhielt indeſſen keine ſonderliche Genugthuung, und am<lb/> paͤpſtlichen Hofe war man gegen alles taub. Zuletzt ernante der Papſt <hi rendition="#fr">Bene-<lb/> dictus</hi> der <hi rendition="#aq">XI</hi>te einen Minoritenmoͤnch, Namens <hi rendition="#fr">Friedrich,</hi> einen gebornen<lb/><note place="left">1302</note><hi rendition="#fr">boͤmiſchen</hi> Bannerherrn, zum Erzbiſchof von <hi rendition="#fr">Riga,</hi> welcher den Streit zwi-<lb/> ſchen dem Orden und dem <hi rendition="#fr">oͤſelſchen</hi> Biſchof beilegte. <note xml:id="g86" next="#g87" place="foot" n="f)">Damit wir mit den <hi rendition="#fr">oeſelſchen</hi> Begebenheiten die Geſchichte nicht zu ſehr unterbrechen,<lb/> ſo bemerken wir nur, daß dieſelbe kurz ſo zuſammen haͤngen: 1302 wiederrief der<lb/> Biſchof <hi rendition="#fr">Conrad</hi> auf <hi rendition="#fr">Oeſel,</hi> ſeine Verbindungen gegen den Orden, und ſchwur auf<lb/> das heilige Evangelium, demſelben gegen die <hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> und andre Feinde beizuſtehen.<lb/> 1304 vereinigten ſich der Biſchof von <hi rendition="#fr">Oeſel,</hi> der zu <hi rendition="#fr">Doͤrpt,</hi> der Orden und des Koͤ-<lb/> nigs von <hi rendition="#fr">Daͤnnemark</hi> Hofleute in <hi rendition="#fr">Harrien</hi> und <hi rendition="#fr">Wirland.</hi> 1305 quitirt der Bi-<lb/> ſchof den Orden wegen des geſamten Schadens, den er im letzten Kriege gelitten. 1320<lb/> beſchwert ſich der Biſchof bey dem Cardinal zu <hi rendition="#fr">Rom,</hi> daß ein Ordensherr einen <hi rendition="#fr">oͤſel-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ſchen</hi></fw></note></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Erich</hi> </fw><lb/><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [74/0092]
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Esger Jul, Domherr zu Rypen, Bernhard Virolettus, Biſchof zu
Karkes, Heinrich von Lubeke, Canonicus zu Rypen, Porrius von
Cuſa, Jacob von Caſulis, Pero von St. Benedicto, Rechtsgelehrte
und Advocaten des roͤmiſchen Hofes nebſt andern mehr, e) haben ſich dabey unter-
ſchrieben.
Die eſtlaͤndiſche Ritterſchaft verſamlete ſich zu Weſenberg, wo ſie in
einer Schrift mit 31 angehengten Siegeln an Erich den VIIten berichtet, daß
ſie zwar Eſtland dem revelſchen Biſchof Heinrich zugeeignet, doch unter der
Bedingung, daß es nie von der Krone Daͤnnemark veraͤuſſert werde.
Drr Ordensmeiſter ſahe ſich gezwungen, die aufruͤhrigen Oeſeler zu demuͤ-
thigen, welches der Biſchof fuͤr einen Eingrif in fremde Rechte anſahe. Gott-
fried lies ſich daher von der Nothwendigkeit dieſes Krieges von etlichen Rittern
und Hofleuten des Stifts Doͤrpt, wie auch von dem Ritter des Stifts Oeſel,
Johan von Yxkul, ein Zeugnis ertheilen, womit er dem oͤſelſchen Biſchof
Conrad den Mund ſtopfte, daß ſelbiger mit ſeiner Klage beim Papſt kein Ge-
hoͤr fand. Conrad erhielt indeſſen keine ſonderliche Genugthuung, und am
paͤpſtlichen Hofe war man gegen alles taub. Zuletzt ernante der Papſt Bene-
dictus der XIte einen Minoritenmoͤnch, Namens Friedrich, einen gebornen
boͤmiſchen Bannerherrn, zum Erzbiſchof von Riga, welcher den Streit zwi-
ſchen dem Orden und dem oͤſelſchen Biſchof beilegte. f)
1302
Erich
e) Bey dieſem Jahre melden uns die daͤniſchen Geſchichtſchreiber, Huitfeld S. 315,
und deſſen Uberſetzer Pontanus, S. 389, doch ohne Jahrzahl, Tag und Zeugen,
aus einem Stuͤck von einem lateiniſchen Jnſtrumente, daß der neue Erzbiſchof
Friedrich aus Mangel anderer Auswege ſich und ſein Erzſtift dem Koͤnig von Daͤn-
nemark Erich dem VIIten auf folgende Bedingungen ergeben: Weil die Verfolgung,
welche der Orden den Geiſtlichen anthue, in Semgallen, Valez und Gerze uner-
ſetzlichen Schaden angerichtet, ſo ſuche der Erzbiſchof beim weltlichen Arm Huͤlfe,
und uͤbertrage mit Genemhaltung der rigiſchen Buͤrgerſchaft dem Koͤnige das Recht
zu den entledigten Guͤtern des Erſtifts die Perſonen vorzuſchlagen, welche vom Erz-
biſchof die Lehne erhalten ſollen. Gleichergeſtalt verhaͤlt ſichs mit den Guͤtern, welche
der Orden der Kirche abgedrungen, wenn ſie durch koͤnigliche oder erzbiſchoͤfliche
Macht wieder ans Erzſtift gebracht werden. Die Stadt Riga und die geiſtlichen Guͤ-
ter ſtehen des Koͤnigs Advocaten und ſeinen Maͤnnern allezeit offen, ohne deren Vor-
wiſſen der Erzbiſchof mit ſeinen Feinden keinerley Vergleich eingehen wil. Dieſe Ur-
kunde, worinne Friedrich den Ordensbruͤdern gewis keine Lobrede haͤlt, verdiente
hier ganz uͤberſetzet zu werden, wenn nicht zwey Hauptumſtaͤnde den Jnhalt derſelben
wankend machten. Einmal, daß von ſo vielen Urkunden, die wir von dieſem Erzbi-
ſchof uͤbrig haben, nicht eine einzige mit der daͤniſchen Nachricht uͤbereinſtimt; und
zweitens, daß Friedrich erſt von Bencdict dem XIten im erſten Jahr ſeiner paͤpſtli-
chen Regierung zum Erzbiſchof ernennet worden. Denn ſo heiſt es in der 1303 am
19ten Maͤrz aus dem Lateran ergangenen paͤpſtlichen Beſtaͤtigung deſſelben: weil Bo-
nifacius der IIXte den rigiſchen Erzbiſchof zur lundenſchen Kirche, den lunden-
ſchen Erzbiſchof Johan aber zur rigiſchen Kirche berufen; letzterer aber dieſen
Tauſch nicht antreten wollen, ſo uͤbertrage er dem Minoriten Bruder Friedrich das
Erzſtift, und ermahne die rigiſche Kirche, ihn als ihren Vater und Seelenhirten ehr-
erbietig aufzunehmen. Siehe auch Pontan, S. 391. Friedrich brachte es beim
Papſt dahin, daß er den Orden vom Banne losſprach, wohin derſelbe ſo wol wegen
Gefangennehmung des vorigen Erzbiſchofs, als wegen der Bedraͤngungen der Biſchoͤfe
von Oeſel belegt worden.
f) Damit wir mit den oeſelſchen Begebenheiten die Geſchichte nicht zu ſehr unterbrechen,
ſo bemerken wir nur, daß dieſelbe kurz ſo zuſammen haͤngen: 1302 wiederrief der
Biſchof Conrad auf Oeſel, ſeine Verbindungen gegen den Orden, und ſchwur auf
das heilige Evangelium, demſelben gegen die Ruſſen und andre Feinde beizuſtehen.
1304 vereinigten ſich der Biſchof von Oeſel, der zu Doͤrpt, der Orden und des Koͤ-
nigs von Daͤnnemark Hofleute in Harrien und Wirland. 1305 quitirt der Bi-
ſchof den Orden wegen des geſamten Schadens, den er im letzten Kriege gelitten. 1320
beſchwert ſich der Biſchof bey dem Cardinal zu Rom, daß ein Ordensherr einen oͤſel-
ſchen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |