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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Jsarnus. zur Zeit der Reg. Gottfr. v. Rogga.
Erzbistum. Allein er hatte ein zu redliches Herz, als daß er diesem ewigen Ge-
zänke lange zusehen konte; daher ihn der Papst zum Erzbischof von Lunden er-
nante, dem lundenschen aber, Johannes Grand, das rigische Erzbistum
auftrug. Doch Johannes bedankte sich für diese unruhige Ehrenstelle, und
Jsarnus muste in Dännemark noch eine kleine Zeit unter dem Namen eines
päpstlichen Legaten warten, bis die lundensche Stelle erlediget wurde.

Den heiligen Abend vor Jacobi lies dieser Gottfried den Lübeckern,
aus Dankbarkeit für ihre Bemühungen, zum Aufkommen des Ordens alle An-
stalten vorzukehren, ein gar schönes Handelsprivilegium ausfertigen, in welchem
den lübischen Kaufleuten zugestanden wird, auch in Kriegszeiten mit den Rus-
sen
zu handeln, ja ihren Handel zu Lande bis Preussen zu treiben, ohne von
den Liefländern gestöret zu werden. Jn See- und Hafenverbrechen sollen die
Schuldigen nach lübischem Rechte, in Stadtsachen aber durch den zeitigen Ael-
termann (Oldermannum) gerichtet werden. d)

Jsarnus kam nach Liefland, wo er 6 Tage vor Reminiscere die alten1300
obschwebenden Zwistigkeiten auf diesen Fus abthat: Der Erzbischof und der Or-
den heben die Kosten gegen einander auf. Wolmar von Rosen erhält sein
Schlos wieder. Der Orden braucht die St. Jürgenskirche zu Riga zum
Gottesdienst, nur daß niemals über 10 Brüder in der Stadt bleiben, noch viele
Bediente bey sich haben, oder öffentliche und heimliche Zusammenkünfte halten,
keine Thürme oder Schanzen in der Stadtmark oder Grenze anlegen. Die Or-
densschiffe haben durch die Brücke der Bürger freie Durchfahrt. Das ganze
Land gehöret dem Papst, und ist den Brüdern nur zur Fortpflazung des christli-
chen Glaubens verliehen; daher dürfen keine neue Zölle eingeführet werden.
Uber die Güter, so die Bürger dem Orden im Stadtgebiete abgezwacket, und
welche der Orden der Bürgerschaft zu Riga in Lief- und Curland weggenom-
men, wird der Papst den Ausspruch thun. Das Kirchenregiment beruhet allein
anf dem Erzbischof und seinen Nachfolgern. Bischof Heinrich von Revel,

Esger
auch in Lunden gestorben, und daselbst in hypogaeo der Kirche des H. Lauren-
tii
begraben seyn. Weil Thomas Hiärne bey den Nachrichten von den Verrichtun-
gen dieses Mannes viel widersprechendes gefunden; so ist ihm Jsarni erzbischöfliche
Würde in Riga verdächtig: er wil ihn daher beym Jahr 1306 nur zum Legaten des
Papsts, nicht aber zum Erzbischof von Lunden machen. Doch diesem Zweifel wäre
noch abzuhelfen, nemlich im Jahr 1302 am Tage vor Himmelfahrt war er in Düne-
münde,
wo er vermutlich zu Schiffe gehen wolte. Der Herrmeister Gottfried gab
ihm das Geleite, und der Erzbischof unterzeichnete noch daselbst zum Abschiede das
Privilegium über Altenwogen. Was das folgende Jahr 1303 betrift, so beweiset
die päpstliche Bestätigung |des folgenden Erzbischofs Friedrichs von Benedict dem
XIten daß Jsarnus in demselben nach Lunden gegangen, um mit Johan Gran-
dis
einen Tausch zu treffen, wofür sich aber der zu Lunden bedankte: Johannes
kam endlich 1307 auf Martini des Vten Volmacht, nach dem Erzbistum Bremen.
Wer weis aber, ob nicht Jsarnus, da er den Sitz nicht gleich ledig fand, unter dem
ansehnlichen Kirchentitel eines päpstlichen Legaten, unterdessen eine und die andre Reise
in die benachbarten Länder anstellen können?
d) Die Abschrift, welche wir haben, lies Johan Tideman, Dechant, Matthäus
Richard,
Senior, und das Domkapitel zu Lübeck durch den geschwornen Notarius
Lorenz Walter am 11ten Jun. 1551 von dem weitläuftigen Original nehmen. Die
Worte des angeführten Artikels lauten so: Si praeterea inter nos, fautores et coope-
ratores nostros ex vna et Ruthenos seu Paganos ex altera vel eorum fautores con-
junctim vel diuisim subortae fuerint inimicitiae seu caussae qualescunque, ciues ta-
men Lubecenses eo non obstante cum bonis suis in nostra protectione et in sua ipso-
rum propria fortuna procedent et pergent per terras nostras et extra eas, quorsum-
cunque ipsorum fuerit voluntatis, securi prae omnibus, qui nostris obedire adstricti
sunt mandatis.
Hierauf bezogen sich die Herren Lübecker an den Kaiser Ferdinand,
als ihnen die Liefländer 1559 den Handel mit den Russen auf Narva legen wolten.
Siehe beim Chyträus S. 612.
T

Erzb. Jſarnus. zur Zeit der Reg. Gottfr. v. Rogga.
Erzbiſtum. Allein er hatte ein zu redliches Herz, als daß er dieſem ewigen Ge-
zaͤnke lange zuſehen konte; daher ihn der Papſt zum Erzbiſchof von Lunden er-
nante, dem lundenſchen aber, Johannes Grand, das rigiſche Erzbiſtum
auftrug. Doch Johannes bedankte ſich fuͤr dieſe unruhige Ehrenſtelle, und
Jſarnus muſte in Daͤnnemark noch eine kleine Zeit unter dem Namen eines
paͤpſtlichen Legaten warten, bis die lundenſche Stelle erlediget wurde.

Den heiligen Abend vor Jacobi lies dieſer Gottfried den Luͤbeckern,
aus Dankbarkeit fuͤr ihre Bemuͤhungen, zum Aufkommen des Ordens alle An-
ſtalten vorzukehren, ein gar ſchoͤnes Handelsprivilegium ausfertigen, in welchem
den luͤbiſchen Kaufleuten zugeſtanden wird, auch in Kriegszeiten mit den Ruſ-
ſen
zu handeln, ja ihren Handel zu Lande bis Preuſſen zu treiben, ohne von
den Lieflaͤndern geſtoͤret zu werden. Jn See- und Hafenverbrechen ſollen die
Schuldigen nach luͤbiſchem Rechte, in Stadtſachen aber durch den zeitigen Ael-
termann (Oldermannum) gerichtet werden. d)

Jſarnus kam nach Liefland, wo er 6 Tage vor Reminiſcere die alten1300
obſchwebenden Zwiſtigkeiten auf dieſen Fus abthat: Der Erzbiſchof und der Or-
den heben die Koſten gegen einander auf. Wolmar von Roſen erhaͤlt ſein
Schlos wieder. Der Orden braucht die St. Juͤrgenskirche zu Riga zum
Gottesdienſt, nur daß niemals uͤber 10 Bruͤder in der Stadt bleiben, noch viele
Bediente bey ſich haben, oder oͤffentliche und heimliche Zuſammenkuͤnfte halten,
keine Thuͤrme oder Schanzen in der Stadtmark oder Grenze anlegen. Die Or-
densſchiffe haben durch die Bruͤcke der Buͤrger freie Durchfahrt. Das ganze
Land gehoͤret dem Papſt, und iſt den Bruͤdern nur zur Fortpflazung des chriſtli-
chen Glaubens verliehen; daher duͤrfen keine neue Zoͤlle eingefuͤhret werden.
Uber die Guͤter, ſo die Buͤrger dem Orden im Stadtgebiete abgezwacket, und
welche der Orden der Buͤrgerſchaft zu Riga in Lief- und Curland weggenom-
men, wird der Papſt den Ausſpruch thun. Das Kirchenregiment beruhet allein
anf dem Erzbiſchof und ſeinen Nachfolgern. Biſchof Heinrich von Revel,

Esger
auch in Lunden geſtorben, und daſelbſt in hypogaeo der Kirche des H. Lauren-
tii
begraben ſeyn. Weil Thomas Hiaͤrne bey den Nachrichten von den Verrichtun-
gen dieſes Mannes viel widerſprechendes gefunden; ſo iſt ihm Jſarni erzbiſchoͤfliche
Wuͤrde in Riga verdaͤchtig: er wil ihn daher beym Jahr 1306 nur zum Legaten des
Papſts, nicht aber zum Erzbiſchof von Lunden machen. Doch dieſem Zweifel waͤre
noch abzuhelfen, nemlich im Jahr 1302 am Tage vor Himmelfahrt war er in Duͤne-
muͤnde,
wo er vermutlich zu Schiffe gehen wolte. Der Herrmeiſter Gottfried gab
ihm das Geleite, und der Erzbiſchof unterzeichnete noch daſelbſt zum Abſchiede das
Privilegium uͤber Altenwogen. Was das folgende Jahr 1303 betrift, ſo beweiſet
die paͤpſtliche Beſtaͤtigung |des folgenden Erzbiſchofs Friedrichs von Benedict dem
XIten daß Jſarnus in demſelben nach Lunden gegangen, um mit Johan Gran-
dis
einen Tauſch zu treffen, wofuͤr ſich aber der zu Lunden bedankte: Johannes
kam endlich 1307 auf Martini des Vten Volmacht, nach dem Erzbiſtum Bremen.
Wer weis aber, ob nicht Jſarnus, da er den Sitz nicht gleich ledig fand, unter dem
anſehnlichen Kirchentitel eines paͤpſtlichen Legaten, unterdeſſen eine und die andre Reiſe
in die benachbarten Laͤnder anſtellen koͤnnen?
d) Die Abſchrift, welche wir haben, lies Johan Tideman, Dechant, Matthaͤus
Richard,
Senior, und das Domkapitel zu Luͤbeck durch den geſchwornen Notarius
Lorenz Walter am 11ten Jun. 1551 von dem weitlaͤuftigen Original nehmen. Die
Worte des angefuͤhrten Artikels lauten ſo: Si praeterea inter nos, fautores et coope-
ratores noſtros ex vna et Ruthenos ſeu Paganos ex altera vel eorum fautores con-
junctim vel diuiſim ſubortae fuerint inimicitiae ſeu cauſſae qualescunque, ciues ta-
men Lubecenſes eo non obſtante cum bonis ſuis in noſtra protectione et in ſua ipſo-
rum propria fortuna procedent et pergent per terras noſtras et extra eas, quorſum-
cunque ipſorum fuerit voluntatis, ſecuri prae omnibus, qui noſtris obedire adſtricti
ſunt mandatis.
Hierauf bezogen ſich die Herren Luͤbecker an den Kaiſer Ferdinand,
als ihnen die Lieflaͤnder 1559 den Handel mit den Ruſſen auf Narva legen wolten.
Siehe beim Chytraͤus S. 612.
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/91>, abgerufen am 23.11.2024.