Welt darstellen können. Es würde aber manches aus den alten Zeiten in grössere Deutlichkeit gesetzet worden seyn, wenn eine so fürtrefliche Ritterschaft nach dem Exempel des übrigen euro- päischen Adels Belieben fände, Dero Geschlechtsregister zum Gedächtnis so hochberühmter Vorfaren im Druck kund zu ma- chen. Was hier und da dem grossen Universallexico einverlei- bet worden, ist zu abgebrochen, und enthält zu wenig aufs Ganze, zu geschweigen, daß dieses weitläuftige Werk in den Händen der meisten Pränumeranten sich unvolständig befin- det. Die andern Familiennachrichten kleinerer Bücher zeigen uns den liefländischen Zweig nur durchs Fernglas, oder beken- nen ihre Unwissenheit, weil sie erst aus Liefland den Zusammen- hang erwarten.
Die Münzen der Ordenszeit sind von Liebhabern fleißig genug gesamlet. Da nun noch eine gute Anzal derselben zer- streuet, diese aber ausser ihrer Ordnung und Zeitfolge wenig vorstellen: so wäre allerdings zu wünschen, daß sie entweder aus vielen Händen in ein Cabinet geriethen, oder daß eine hinlängliche und nach den Jahren eingerichtete Samlung an einem öffentlichen Orte zum Besehen aufgestellet, und durch dieses Aufheben ihrer Vergessenheit und ihrem Untergang ent- rissen würde. Sie sind die unverwerflichsten Denkmale, daß Liefland wirklich das gewesen, wie es die Geschichte be- schreiben.
Jch weis keine angenemere Belonung meiner eigenen Ar- beit, als Dero Beifal, den mir aufs zuversichtlichste ausbitte, und für den ich mit begierigster Gegenerkentlichkeit bin,
Gnädige Herren, Ew. Hochwolgebornen Riga, den 25sten April 1753. unterthäniger und gehorsamster Diener Johann Gottfried Arndt.
Welt darſtellen koͤnnen. Es wuͤrde aber manches aus den alten Zeiten in groͤſſere Deutlichkeit geſetzet worden ſeyn, wenn eine ſo fuͤrtrefliche Ritterſchaft nach dem Exempel des uͤbrigen euro- paͤiſchen Adels Belieben faͤnde, Dero Geſchlechtsregiſter zum Gedaͤchtnis ſo hochberuͤhmter Vorfaren im Druck kund zu ma- chen. Was hier und da dem groſſen Univerſallexico einverlei- bet worden, iſt zu abgebrochen, und enthaͤlt zu wenig aufs Ganze, zu geſchweigen, daß dieſes weitlaͤuftige Werk in den Haͤnden der meiſten Praͤnumeranten ſich unvolſtaͤndig befin- det. Die andern Familiennachrichten kleinerer Buͤcher zeigen uns den lieflaͤndiſchen Zweig nur durchs Fernglas, oder beken- nen ihre Unwiſſenheit, weil ſie erſt aus Liefland den Zuſammen- hang erwarten.
Die Muͤnzen der Ordenszeit ſind von Liebhabern fleißig genug geſamlet. Da nun noch eine gute Anzal derſelben zer- ſtreuet, dieſe aber auſſer ihrer Ordnung und Zeitfolge wenig vorſtellen: ſo waͤre allerdings zu wuͤnſchen, daß ſie entweder aus vielen Haͤnden in ein Cabinet geriethen, oder daß eine hinlaͤngliche und nach den Jahren eingerichtete Samlung an einem oͤffentlichen Orte zum Beſehen aufgeſtellet, und durch dieſes Aufheben ihrer Vergeſſenheit und ihrem Untergang ent- riſſen wuͤrde. Sie ſind die unverwerflichſten Denkmale, daß Liefland wirklich das geweſen, wie es die Geſchichte be- ſchreiben.
Jch weis keine angenemere Belonung meiner eigenen Ar- beit, als Dero Beifal, den mir aufs zuverſichtlichſte ausbitte, und fuͤr den ich mit begierigſter Gegenerkentlichkeit bin,
Gnaͤdige Herren, Ew. Hochwolgebornen Riga, den 25ſten April 1753. unterthaͤniger und gehorſamſter Diener Johann Gottfried Arndt.
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Welt darſtellen koͤnnen. Es wuͤrde aber manches aus den alten
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ſo fuͤrtrefliche Ritterſchaft nach dem Exempel des uͤbrigen euro-
paͤiſchen Adels Belieben faͤnde, Dero Geſchlechtsregiſter zum
Gedaͤchtnis ſo hochberuͤhmter Vorfaren im Druck kund zu ma-
chen. Was hier und da dem groſſen Univerſallexico einverlei-
bet worden, iſt zu abgebrochen, und enthaͤlt zu wenig aufs
Ganze, zu geſchweigen, daß dieſes weitlaͤuftige Werk in den
Haͤnden der meiſten Praͤnumeranten ſich unvolſtaͤndig befin-
det. Die andern Familiennachrichten kleinerer Buͤcher zeigen
uns den lieflaͤndiſchen Zweig nur durchs Fernglas, oder beken-
nen ihre Unwiſſenheit, weil ſie erſt aus Liefland den Zuſammen-
hang erwarten.
Die Muͤnzen der Ordenszeit ſind von Liebhabern fleißig
genug geſamlet. Da nun noch eine gute Anzal derſelben zer-
ſtreuet, dieſe aber auſſer ihrer Ordnung und Zeitfolge wenig
vorſtellen: ſo waͤre allerdings zu wuͤnſchen, daß ſie entweder
aus vielen Haͤnden in ein Cabinet geriethen, oder daß eine
hinlaͤngliche und nach den Jahren eingerichtete Samlung an
einem oͤffentlichen Orte zum Beſehen aufgeſtellet, und durch
dieſes Aufheben ihrer Vergeſſenheit und ihrem Untergang ent-
riſſen wuͤrde. Sie ſind die unverwerflichſten Denkmale, daß
Liefland wirklich das geweſen, wie es die Geſchichte be-
ſchreiben.
Jch weis keine angenemere Belonung meiner eigenen Ar-
beit, als Dero Beifal, den mir aufs zuverſichtlichſte ausbitte,
und fuͤr den ich mit begierigſter Gegenerkentlichkeit bin,
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Ew. Hochwolgebornen
Riga, den 25ſten April 1753.
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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/8>, abgerufen am 25.07.2024.
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